(Registrieren)

"DER STANDARD"-Kommentar: "Rot-schwarze Budget-Gaukler" von Andreas Schnauder

Geschrieben am 30-11-2011

Die propagierte Schuldenbremse wird fast täglich von der
Regierung konterkariert - Ausgabe vom 1. Dezember 2011

Wien (ots) - Ob nun Zaster oder Peanuts: Allzu weit liegen Kanzler
und Vizekanzler trotz sprachlicher Differenzen nicht auseinander.
Höhere Steuern für Spitzenverdiener oder Vermögende werden kommen.
Und genauso schnell verpuffen wie alle anderen Belastungen, die
Rot-Schwarz in regelmäßigen Abständen einfallen. Ebenso
systemimmanent wie Steuererhöhungen sind in von großen Koalitionen
geführten Regierungen die Rücksichten auf die eigene Klientel, die
jegliche Strukturreform vereiteln.
Fünf Beispiele innerhalb weniger Tage, in denen die Regierungsspitze
intern und extern um Zustimmung zur Schuldenbremse wirbt,
verdeutlichen, wie wenig sie vom eigenen Vorhaben zu halten scheint:
Anstatt von ebenso hohen wie sicheren Durchschnittsgehältern sowie
automatischen Einkommenssprüngen gesegnete Staatsdiener zumindest mit
der Forderung nach einer Nulllohnrunde zu konfrontieren, wird gleich
einmal eine Inflationsabgeltung angeboten. Die Pensionisten, die
bisher im Gegensatz zu späteren Generationen ohne Kürzungen ihrer
Renten davonkamen, erhielten ebenfalls eine anständige Anpassung.
Weiters: Die Verkehrsministerin hat die Schuldenbremse so verstanden,
dass die Bahn 65 Milliarden an Steuergeldern in Bauprojekten
vergraben darf. Viertens: Das Budget 2012 wird quasi im gleichen
Atemzug mit dem Versprechen künftiger Konsolidierung beschlossen,
enthält selbst aber keine Einsparungen. Fünftens: Von den
Verhandlungen mit den Ländern kehrte die Finanzministerin mit leeren
Händen zurück.
Generell scheint Maria Fekter eher auf große Worte denn Taten zu
setzen, wie schon der von Ausgabensteigerungen geprägte Finanzrahmen
zeigt. Der Zuschuss zum Pensionssystem wurde darin auf beachtliche
11,25 Milliarden Euro im Jahr 2014 geschraubt. Bei den
Ruhestandsbezügen im öffentlichen Dienst ist der Trend dank
Hacklerregelung ident. Bei den Mehreinnahmen kommt Rot-Schwarz
traditionell schneller in die Gänge: Höhere Mineralölsteuer,
Bankenabgabe, Wertpapiersteuer und einiges mehr mussten her, um das
krisenbedingte Loch zu füllen. Dank der Maßnahmen und der bis vor
kurzem guten Konjunktur liegen die gesamtstaatlichen Einnahmen mit
140 Milliarden schon längst über dem Stand des Boomjahres 2008: Doch
der Öffentlichkeit wird vorgegaukelt, die Lage sei wegen Banken- und
Konjunkturpaketen schwierig.
Auch in den Ländern braucht man trotz sprudelnder Geldquellen immer
mehr und neue Einnahmen, wobei Wien besonders dick aufträgt: Von
Energiepreisen über Wasser- und Parkgebühren bis zur Hundesteuer wird
alles verteuert, um ja nicht die Pensionen der Landesbediensteten an
das Schema des Bundes anpassen oder Einfluss auf das große rote
Firmengeflecht abgeben zu müssen.
Von echten Reformen ist weit und breit nichts zu sehen. Gewiss: Die
Änderungen der Verwaltungsgerichtsbarkeit oder der
Sicherheitspolizeidirektionen sind respektable Schritte, aber
letztlich Peanuts. Wirklichen Zaster brächten hingegen massive
Eingriffe in den Föderalismus, in das Gesundheits- oder
Pensionssystem. Doch davon lässt die Regierung die Finger und dreht
lieber an der Steuerschraube. Das ist das Ergebnis jenes Primats, das
der Bundeskanzler für die Politik in Anspruch nimmt. Der Vizekanzler
nickt freundlich, und die FPÖ reibt sich die Hände.

Rückfragehinweis:
Der Standard, Tel.: (01) 531 70/445

Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/449/aom


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

366500

weitere Artikel:
  • WAZ: Diäten-Pläne verwerfen - Kommentar von Theo Schumacher Essen (ots) - Im Landtag konnte man spüren, welche Verkrampfung die geplante adventliche Bescherung in den Fraktionen verursacht. Fast war es wie in vorgezogener Stiller Nacht: Wo sonst jede Entscheidung zu Markte getragen wird, winkten SPD, CDU und Grüne leise und heimlich einen Gesetzentwurf durch, um die monatlichen Bezüge der Abgeordneten um 500 Euro aufzustocken. Brutto, wie schnell hinzugefügt wurde. Es geht um ihre Rente. Man muss aber nicht zur Riege der üblichen Populisten zählen, um den großkoalitionären Vorstoß in eigener mehr...

  • Märkische Oderzeitung: Märkische Oderzeitung (Frankfurt/Oder) zum Angriff auf die britische Botschaft im Iran Frankfurt/Oder (ots) - Die Ereignisse um die britische Botschaft in Teheran erinnern an die Besetzung der US-Botschaft vor ziemlich genau 32 Jahren. Geiseln wurden diesmal zwar nicht genommen, doch den Beginn einer neuen diplomatischen Eiszeit, wenn nicht mehr, stellen die aktuellen Vorgänge allemal dar. Das iranische Regime hat sich zwar, um die Form zu wahren, von den Botschaftsstürmern distanziert, aber nur lau, mit gleichzeitigen Bekundungen des Verständnisses. Wer an spontane Aktionen empörter Studenten glauben will, glaubt auch mehr...

  • Märkische Oderzeitung: Märkische Oderzeitung (Frankfurt/Oder) zum Urteil des Bundesverwaltungsgerichts über muslimische Gebete an Schulen Frankfurt/Oder (ots) - Das Urteil klingt salomonisch. Wenn man es genau betrachtet, haben sich die Richter aber um eine Entscheidung herumgemogelt. Wie ist es denn nun - darf ein Muslim im Schulflur beten? Darf die Schule in unserem säkularen Staat ihm einen eigenen Gebetsraum zugestehen? Und was geschieht, wenn Christen, Juden, Hindus oder Buddhisten unter Berufung auf das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz und Artikel 4 des Grundgesetzes dasselbe fordern? All diese Fragen hat das Gericht unbeantwortet gelassen und damit eine Chance mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Linkspartei und Bartsch Halle (ots) - Bartsch hat so lange gezögert mit seiner gestrigen Erklärung. Seit gestern kämpft der 53-Jährige mit offenem Visier. Und das ist auch richtig so. Mancher spottet, wäre Bartsch in der SPD, würde er dem "Seeheimer Kreis" angehören. Das ist die Vereinigung der Parteirechten. In der vorigen Woche wurde er im Bundestags-Plenum geduzt - und zwar von dem FDP-Politiker Jürgen Koppelin. Dies ist aber kein Makel, sondern ein Plus. Es zeigt, dass Bartsch eine Brücke bauen kann in die Gesellschaft und andere politische Milieus - mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Kunststiftung Sachsen-Anhalt Halle (ots) - Feinste Materialien, fein verarbeitet. Edel alles, Ton in Ton. Eine Vornehmheit strahlen die öffentlichen Räume aus, die den Gast nicht sofort umarmt. Nun kommt es darauf an, dieses Gehäuse mit Leben zu erfüllen. Mit Leben - und nicht nur mit Ambitionen. Mit tatsächlich öffentlicher Arbeit und Teilhabe des Publikums, nicht mit Veranstaltungen in kleinen Kreisen, schon gar nicht den immer gleichen. Aber das kann ja gelingen. Insofern ist das Motto der Eröffnungsschau "Von hier aus" vielleicht ein Versprechen. Eines, mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht