(Registrieren)

Weser-Kurier: Der "Weser-Kurier" (Bremen) kommentiert in seiner Ausgabe vom 30. November 2011 die Verhaftung eines früheren NPD-Funktionärs in Zusammenhang mit der Neonazi-Mordserie:

Geschrieben am 29-11-2011

Bremen (ots) - Braune Schnittmengen

von Joerg Helge Wagner

Sechs gegen 60 Millionen" hieß es einst literarisch über die erste
Generation der Rote Armee Fraktion (RAF), die der Bundesrepublik von
links außen den Terrorkrieg erklärt hatte. Sechs bislang
identifizierte Köpfe hat auch der Nationalsozialistische Untergrund
(NSU), der sieben Jahre lang eine mörderische Blutspur durchs
wiedervereinigte Deutschland gezogen hat. Und in beiden Fällen ist
klar: Ohne ein erheblich größeres sympathisierendes Umfeld wäre das
jahrelange Leben und Wirken im Untergrund gar nicht möglich gewesen.
Die gestrige Verhaftung des früheren Thüringer NPD-Vize Ralf
Wohlleben belegt dies eindrucksvoll. Im Gegensatz zu den bereits
verhafteten Unterstützern Andrè E. und Holger G. hat der braune
Funktionär dem mörderischen Zwickauer Trio nicht bloß mit Bank- und
Fahrkarten ausgeholfen, sondern mit einer Schusswaffe samt Munition.
Für die Strafverfolger, aber auch für die Befürworter eines
NPD-Verbots ist das auf makabre Weise ein Glücksfall: Da man davon
ausgehen muss, dass Wohlleben die später mit der Waffe begangenen
Verbrechen billigend in Kauf genommen hat, wäre endlich auch die
Gewaltbereitschaft in der Führungsriege der NPD belegt. Dies wiederum
ist Dreh- und Angelpunkt für ein Parteienverbot aus Gründen des
Republikschutzes, das allein wegen menschenverachtender Parolen nicht
verhängt werden kann - und im Sinne eines liberalen
Staatsverständnisses auch nicht verhängt werden darf. Fatal wäre es
jedoch, wenn neben der braunen Schnittmenge zwischen NPD und NSU noch
eine weitere belegt würde: zwischen dem NSU und dem thüringischen
Landeskriminalamt. Hinweise, dass ausgerechnet die schweigsame
Überlebende des Zwickauer Trios während ihrer Untergrundjahre mit
staatlicher "Deckung" operierte, sind längst nicht überzeugend
widerlegt. Heute hätten dazu Vertreter der LKA im Innenausschuss des
Bundestages aussagen sollen - sie werden von ihren Landesregierungen
daran gehindert. Vertrauen in die staatlichen Institutionen schafft
das nicht, es wirkt eher wie ein unfreiwilliges Geständnis. Die
Schreibtisch-Terroristen der NPD werden es mit klammheimlicher Freude
zur Kenntnis nehmen: Ein Verbot ist wohl doch nicht so nahe.
joerg-helge.wagner@weser-kurier.de



Pressekontakt:
Weser-Kurier
Produzierender Chefredakteur
Telefon: +49(0)421 3671 3200
chefredaktion@Weser-Kurier.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

366218

weitere Artikel:
  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Rechtsterror Halle (ots) - Mit der Festnahme des Rechtsextremisten Ralf Wohlleben erreicht die Fahndung nach den Rechtsterroristen eine neue Stufe. Der Mann hat dem mörderischen Trio aus Jena offenbar nicht nur logistisch zugearbeitet. Er war zeitweilig stellvertretender NPD-Landesvorsitzender in Thüringen. Dies zeigt, dass die Grenzen zwischen geistigen Wegbereitern und kriminellen Tätern fließend sind. In einem neuen NPD-Verbotsverfahren dürfte derlei schwer wiegen. Pressekontakt: Mitteldeutsche Zeitung Hartmut Augustin Telefon: 0345 mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Eurokrise Halle (ots) - In dieser Situation den Eindruck zu erwecken, man habe mit Euro-Bonds ein Allheilmittel gefunden, erscheint zumindest leichtfertig. Genau genommen hilft die Perspektive auf gemeinsame Anleihen ungefähr soviel wie das Versprechen Chinas und Indiens, sich in Europa zu engagieren, sobald alle Schäden beseitigt sind. Es ist Zukunftsmusik. Dass die Ratingagenturen zusammen mit der OECD längst offen sagen, die nicht enden wollende Krise europäischer Staaten erfasse zunehmend auch die, die bisher als stark galten, kann niemanden mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Aufmarsch der Neonazis Botschaft wider den Hass BERNHARD HÄNEL Bielefeld (ots) - Ick kann jar nich soville fressen, wie ick kotzen möchte", sagte der Maler Max Liebermann als am 30. Januar 1933 vor seinem Haus am Brandenburger Tor der Fackelzug der Nationalsozialisten vorbeizog. Drastische Worte, die einem dieser Tage wieder in den Sinn kommen, da erstes zaghaftes Licht in das Dunkel der Verstrickungen von Geheimdiensten und der Neonazi-Szene fällt. Nichts scheint mehr unmöglich und bislang für ein Hirngespinst gehaltene Verdächte gewinnen Oberhand: deutsche Verfassungsschutzbehörden und ihre mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Land hilft den ärmsten Kommunen Zuckerbrot und Peitsche PETER JANSEN, DÜSSELDORF Bielefeld (ots) - Die Freude über den warmen Geldregen aus Düsseldorf wird bei den Kämmerern der 34 ärmsten Kommunen des Landes nicht ungetrübt sein. Die Hilfen, auf die sich die rot-grüne Minderheitskoalition in einer bemerkenswerten Aktion mit der oppositionellen FDP verständigt hat, stehen unter dem Motto "Zuckerbrot und Peitsche". Zuckerbrot, weil die 3,5 Milliarden Euro in den nächsten zehn Jahren eine spürbare Entlastung bedeuten. Peitsche, weil die Kämmerer, die Ratsmitglieder und die Bürger die Sparauflagen schmerzhaft spüren mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Zu Guttenberg Wider den tierischen Ernst DIRK MÜLLER Bielefeld (ots) - Das hat er nun wirklich nicht verdient. Da sieht sich Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, in Fachkreisen auch "Dr. No" genannt, anlässlich seiner politischen Comebackversuche schon der geballten Häme eines Großteils der öffentlichen Meinung inklusive der einstiger politischer Weggefährten gegenüber. Und dann springt ihm auch noch Rekordnationalspieler Lothar Matthäus zur Seite. Getreu dem Motto "Haargel verbindet" wünscht der ebenfalls arbeitslose Abstauber dem Abschreiber in der Bunten eine schnellstmögliche mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht