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Lausitzer Rundschau: Ein trauriges Bild von Europa Zum Verhältnis zwischen Deutschen und Briten

Geschrieben am 18-11-2011

Cottbus (ots) - Der laufende Streit zwischen Deutschland und
Großbritannien ist exemplarisch, und er ist leider nicht der einzige
in Europa. Im Stil hat die deutsche Seite den Ton vorgegeben. Da ist
Volker Kauders arroganter Satz: "Jetzt wird in Europa Deutsch
gesprochen" nur die Spitze des Eisbergs. Die Deutschen treten seit
geraumer Zeit auf, als seien sie die einzigen Leistungsträger
Europas. Hier stimmt der Ton einfach nicht. Man muss nicht an die
alliierte Aufbauhilfe erinnern, um festzustellen, dass die deutsche
Stärke eben nicht nur den eigenen Leistungen entspringt, sondern dem
europäischen Verbund und vor allem dem Euro zu verdanken ist. Ohne
diese beiden Strukturen hätte die deutsche Exportwirtschaft nie
solche Erfolge feiern können. Jetzt steht Deutschland vor der
Rechnung für diese Schieflage im europäischen Handel und möchte ohne
eigenen Beitrag davonkommen. Angela Merkel sagt "Mehr Europa", aber
will keine Transferunion. Deutschland handelt derzeit nach dem
Prinzip: Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass.
Großbritannien ebenso. Es möchte weiter auf die Finanzmärkte als
Einkommensquelle setzen, weil es die verhängnisvolle
Entindustrialisierung der Thatcher-Ära nicht so schnell rückgängig
machen kann. In Rest-Europa jedoch ist nach etlichen Irrungen und
Wirrungen die Erkenntnis gereift, dass nur eine gesunde Mischstruktur
aus Wissenschaft, Industrie und Dienstleistung, gepaart mit
harmonisierten und gerechten Steuern und Schuldenabbau Zukunft
verspricht. Da kann nicht ein Land komplett ausscheren. Wenn London
in der EU bleiben will, wird es nicht umhin kommen, die Thatcher-Ära
zu korrigieren, wenigstens im Finanzsektor. Die in England zunehmend
diskutierte Alternative, es ohne EU zu versuchen, ist in den Zeiten
der Globalisierung ein Gedanke, den man nur mit der isolierten
Kommunikation des Landes, vulgo Inselkoller, erklären kann. Unter dem
Druck der Euro-Krise scheint Europa derzeit regelrecht zu zerfallen,
auch emotional. Das ist traurig nach all den erfolgreichen
gemeinsamen Jahren. Das wird zuerst ökonomisch gefährlich, ehe es den
Kontinent dann ganz schnell auch politisch weit zurückwirft. Wer noch
bei Trost ist, wird diese Entwicklung jetzt zu stoppen suchen.
Wenigstens im Stil haben Angela Merkel und David Cameron gestern für
ihre beiden Länder dafür so etwas wie einen Anfang gemacht. In der
Sache muss er noch kommen.



Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


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