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Millionenprofite statt Klimaschutz: Industrie bunkert Klimazertifikate

Geschrieben am 08-11-2011

Berlin (ots) - Unternehmen vor allem der Stahl-, Zement- und
Chemiebranche machen in Deutschland mit dem europäischen
Emissionshandel ein Millionengeschäft. Das ergibt sich aus einer
Studie der britischen Umweltorganisation "Sandbag Climate Campaign",
die sie heute gemeinsam mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz
Deutschland (BUND) und Germanwatch in Berlin veröffentlichte. Anstatt
ihre Emissionen des Klimagases CO2 zu reduzieren, missbrauchten Teile
der Industrie den Emissionshandel als profitable Einnahmequelle, so
der Vorwurf der Umweltorganisationen.

Der Grund dafür seien Millionen an kostenlosen und überschüssigen
CO2-Zertifikaten, mit denen die Bundesregierung ab 2008 die
Unternehmen in der zweiten Handelsperiode des Emissionshandels
ausgestattet habe. Laut Studie "Der Klimagoldesel: Wer sind die
Gewinner des EU-Emissionshandels?" haben die zehn größten Profiteure
des EU-Emissionshandels in Deutschland bisher insgesamt rund 60
Millionen überschüssige CO2-Zertifikate im Wert von geschätzten 800
Millionen Euro angehäuft. Zu den vom Emissionshandel profitierenden
Firmen gehören die in der Stahlbranche tätigen Unternehmen
ThyssenKrupp und Salzgitter-AG, der Zementhersteller Lhoist und der
Chemiekonzern BASF.

Freifrau Worthington, Vorsitzende von "Sandbag": "Deutschland ist
der größte Akteur im europäischen Emissionshandel und hat damit eine
Schlüsselrolle für das Funktionieren dieses wichtigen
Klimaschutzinstrumentes. Unsere Studie zeigt jedoch, dass der
derzeitige Emissionshandel den Klimaschutz in entscheidenden Branchen
nicht voranbringt." Die in der Studie analysierten Unternehmen hätten
deutlich mehr Zertifikate erhalten, als sie Kohlendioxid emittierten.
Durch diese Überausstattung mit Emissions-Zertifikaten fehle ihnen
jeglicher zusätzlicher Anreiz, CO2-Emissionen zu mindern.

Hubert Weiger, BUND-Vorsitzender: "Der Emissionshandel in seiner
jetzigen Form ist eine Gelddruckmaschine für die energieintensive
Industrie. Damit muss Schluss sein. Der Markt darf nicht weiter mit
zu vielen CO2-Zertifikaten überschwemmt werden. Die Bundesregierung
muss dafür sorgen, dass künftig deutlich weniger Zertifikate verteilt
werden. Gerade vor dem Weltklimagipfel in Durban wäre dies ein
wichtiges Signal für die Glaubwürdigkeit Deutschlands in Sachen
Klimaschutz."

Hauptprofiteur des Emissionshandels in Deutschland ist laut Studie
die Firma ThyssenKrupp. Sie besitzt überschüssige CO2-Zertifikate im
Wert von ca. 250 Millionen Euro. Die Firma habe von Beginn des
Emissionshandels im Jahr 2005 bis heute immer mehr Zertifikate
besessen als sie CO2 emittiert habe. Bislang habe der Emissionshandel
dem Unternehmen somit keinen einzigen Cent gekostet, sondern ihm im
Gegenteil Gewinne beschert.

Jan Burck von Germanwatch: "Die Ergebnisse der Sandbag-Studie
zeigen, dass Behauptungen aus der Stahlindustrie, der Emissionshandel
gefährde den Wirtschaftsstandort Deutschland, weit überzogen sind.
Die Politik darf den Drohgebärden der Industrie keinen Glauben mehr
schenken. Es ist an der Zeit, den Emissionshandel effizienter zu
machen und Unternehmen deutlich mehr Anreize zu geben, ihren eigenen
Energieverbrauch zu reduzieren. Dafür muss dringend das
CO2-Minderungsziel der EU von 20 auf mindestens 30 Prozent bis 2020
angehoben werden."

Die Sandbag-Studie "Der Klimagoldesel - Wer sind die Gewinner des
EU-Emissionshandels?" sowie Grafiken zum Download finden Sie unter:
http://www.bund.net/index.php?id=14285



Pressekontakt:
Ann-Kathrin Schneider, BUND-Referentin für Internationale
Klimapolitik:
Tel. 030-27586-468,
Mobil: 0151-24087297 bzw.
Almut Gaude, BUND-Pressestelle:
Tel. 030-27586-464/-425, Fax: -440,
Mobil: 0163-6079090,
E-Mail: presse@bund.net,
www.bund.net;
Jan Burck, Germanwatch-Referent für Emissionshandel:
Tel. 0177-8889286 bzw.
Larissa Neubauer, Germanwatch:
Tel. 0151-25211072,
E-Mail: neubauer@germanwatch.org,
www.germanwatch.org bzw.
Rob Elsworth, Sandbag:
Mobil: 0044-7771871448,
E-Mail: rob@sandbag.org.uk,
www.sandbag.org.uk


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