(Registrieren)

Westdeutsche Zeitung: Die Gesundheitskarte kommt zu früh, ist aber eine Chance = von Martin Vogler

Geschrieben am 28-09-2011

Düsseldorf (ots) - Die Gesundheitskarte gilt als schlau, wird aber
leider in eine dumme Welt hineingeboren. So ähnlich bringt ein
Experte das Dilemma auf den Punkt. Denn eigentlich kann das neue
Wunderding ganz viel, zum Beispiel Leben retten. Oder zumindest dafür
sorgen, dass jeder behandelnde Arzt alle wichtigen Informationen über
einen Patienten vorliegen hat. Also ist die Karte ein Segen?

Leider nur bedingt. Denn dass jetzt eilig sieben Millionen von ihr
ausgegeben werden, hat nichts damit zu tun, dass das Kärtchen die
Marktreife erreicht hat. Es fehlt noch viel Infrastruktur drumherum.
Beispiel: Selbst wenn auf einem Chip gespeichert ist, welche
Medikamente der Patient regelmäßig nimmt, erfährt das ein neuer Arzt
nicht, weil es noch an den passenden Lesegeräten in den Praxen fehlt.

Der gesunde Menschenverstand würde deshalb empfehlen, mit der
Ausgabe der Karten noch zu warten. Doch das geht nicht, weil die
Regierung den Kassen saftige Strafen androht, wenn sie nicht noch
2011 zehn Prozent verteilen. Aus staatlicher Sicht ist solches
Handeln verständlich, weil man nach acht Jahren Entwicklungszeit
endlich mal etwas Druck auf das Projekt geben wollte. Sinnvoll ist
die Hektik vor allem unter Marketinggesichtspunkten nicht. Die Karte
wird, weil sie so wenig nutzt, sofort ein Imageproblem bekommen.

Die schleppende Einführung hat nicht nur mit technischen Problemen
zu tun. Denn auch in Zeiten, in denen Menschen in sogenannten
sozialen Netzwerken und beim Telefonieren in der Öffentlichkeit
hemmungslos allzu Privates preisgeben, muss bei solch einem Projekt
auf den Datenschutz geachtet werden. Das braucht richtigerweise Zeit.
So ist es sinnvoll, Ärzten und Apothekern einen kompletten Überblick
über jahrzehntelange Patientenkarrieren zu geben. Einen potenziellen
Arbeitgeber zum Beispiel gehen solche Infomationen hingegen nichts
an. Dem müssen die Entwickler der Karte mit umfangreichen
Sicherungsinstrumenten im Sinne der Betroffenen vorbeugen.

Doch insgesamt überwiegen die Vorteile. Insofern ist zu wünschen,
dass bald nicht nur sieben, sondern 70 Millionen Karten kursieren.
Und wenn sich auf ihnen noch die Information fände, ob der Besitzer
zur Organspende bereit ist. Um so besser.



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

355022

weitere Artikel:
  • Berliner Zeitung: Inlandspresse - keine Vorabmeldung Die "Berliner Zeitung" warnt vor den Gefahren der elektronischen Gesundheitskarte Berlin (ots) - Falls die Karte jemals mit ihren vollen Funktionen wie etwa der elektronischen Patientenakte eingeführt werden sollte, werden Versicherte bald erleben, was ein informationeller Super-GAU ist: wenn Daten über Krankheiten von Millionen Bürgern plötzlich im Internet abrufbar sind, oder auf dem Schwarzmarkt gehandelt werden, weil irgendein Krankenhausbetreiber oder Praxisarzt nicht aufgepasst hat. Oder weil sich ein Systemadministrator geärgert hat, oder ein Hacker mal wieder schneller war. Pressekontakt: Berliner mehr...

  • Berliner Zeitung: Inlandspresse - keine Vorabmeldung Die "Berliner Zeitung" zum Siedlungsbau in Ost-Jerusalem Berlin (ots) - Inlandspresse - keine Vorabmeldung Die "Berliner Zeitung" zum Siedlungsbau in Ost-Jerusalem Da bemühen sich Washington und Brüssel nach Kräften, Israelis und Palästinenser wieder an den Verhandlungstisch zu bringen - und dann das: Die Jerusalemer Planungsbehörde mit untrüglichem Gespür für provokantes Timing billigt ein Ausbauprojekt in Gilo, einer Siedlung im annektierten Ostteil der Stadt - auf einem Gebiet mithin, das von den Palästinensern als Staatsgebiet beansprucht wird. Israels Premier Benjamin Netanjahu mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zur Euro-Krise Halle (ots) - Europa geht in die Offensive. Finanztransaktionssteuer, verschärfter Euro-Pakt, der Rettungsschirm mit achtfacher Feuerkraft - endlich ist die Führungsriege der EU aus ihrem Sommerschlaf erwacht. Kommissionschef José Manuel Barroso entpuppt sich als kämpferisch, wie man ihn lange nicht erlebt hat. Seit gestern gibt es Beschlüsse, heute wird der Bundestag folgen, in der kommenden Woche übernehmen die Finanzminister, was der EU-Sondergipfel im Juli beschlossen hat. Wochenlang hat die Euro-Zone sich aufs Lamentieren und mehr...

  • Stuttgarter Nachrichten: Kommentar zur Stuttgart-21-Volksabstimmung Stuttgart (ots) - Angesichts der verqueren Ausgangslage kann man sich über den ersten Volksentscheid in der Landesgeschichte nicht wirklich freuen. Die Abstimmung über eine Frage, die keiner versteht, ist weder ein Ausweis von Transparenz noch geeignet, Beteiligung zu befördern. Dass Baden-Württemberg bei diesem Thema Nachholbedarf hat, steht auf einem anderen Blatt. Die Hürden für ein direktes Mitentscheiden der Bürger sind eindeutig zu hoch. Sie müssen gesenkt werden. Richtig ist auch: Erst die S-21-Debatte hat dieses Defizit deutlich mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zur Gesundheitskarte Halle (ots) - Falls die Karte jemals mit ihren vollen Funktionen wie etwa der elektronischen Patientenakte eingeführt werden sollte, werden Versicherte bald erleben, was ein informationeller Super-GAU ist: wenn Daten über Krankheiten von Millionen Bürgern plötzlich im Internet abrufbar sind oder auf dem Schwarzmarkt gehandelt werden, weil irgendein Krankenhausbetreiber oder Praxisarzt nicht aufgepasst hat. Oder weil sich ein Systemadministrator geärgert hat, oder ein Hacker mal wieder schneller war. Pressekontakt: Mitteldeutsche mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht