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NRZ: Bilder, die verstören - Kommentar von Chefredakteur Rüdiger Oppers zu den Krawallen in London

Geschrieben am 09-08-2011

Essen (ots) - Die erschreckenden Bilder der Krawalle sind zutiefst
verstörend. Im Herzen des zivilisierten Europa tobt ein Bürgerkrieg.
London brennt; angezündet von der eigenen Bevölkerung. Offensichtlich
sind die Behörden von den Ausschreitungen völlig überrascht worden.
Seit Tagen bringt die Polizei den Aufruhr, der sich mittlerweile auf
das ganze Land ausgeweitet hat, nicht unter Kontrolle. Ein Jahr vor
den prestigeträchtigen Olympischen Spielen ist der Imageschaden für
England immens.

Was sind die Ursachen für diese Barbarei?

Manchmal reicht schon ein Funke aus, um ein Fass Pulver zur
Explosion zu bringen. In Tottenham, einem sozialen Brennpunkt
Londons, war es ein umstrittener Polizeieinsatz. Doch die
eigentlichen Gründe für die brutalsten Krawalle in der jüngeren
Geschichte Großbritanniens liegen tiefer. Ursächlich ist die
unbeschreibliche Frustration einer Jugend ohne Job, ohne Chancen,
ohne Zukunft, die sich in sinnloser Gewalt Bahn bricht. Was "harte
Sparprogramme", von denen europäische Politiker in Krisenzeiten gerne
reden, in Wirklichkeit bedeuten, müssen diese Menschen alltäglich am
eigenen Leib spüren.

Allerdings ist der brutale Aufruhr keine politische
Protestbewegung. Vielmehr haben wir es mit einer explosiven Mischung
aus Perspektivlosigkeit und gewöhnlicher Kriminalität zu tun. Hinzu
kommt der Fluch der digitalen Kommunikation: Dienste wie Twitter und
Facebook machen eben nicht nur Revolutionen in Arabien möglich, sie
werden auch von den britischen Gewalttätern ganz gezielt zu einem
asozialen Netzwerk umfunktioniert, um Plünderungen zu verabreden.

Diese Randale 2.0 haben als Motiv nicht Politik, sondern die Gier
nach dem ultimativen "Kick", was übrigens kein exklusiv britisches
Phänomen ist. Einen rasenden Mob brandschatzender Randalierer kann
man regelmäßig in Berlin-Kreuzberg oder im Hamburger Schanzenviertel
besichtigen. Neu sind nur das Ausmaß und die Brutalität des Aufruhrs.
Worum es den Tätern geht, zeigt ihr Beutemuster: Geplündert wurden
nicht etwa Lebensmittel, sondern vor allem TV-Geräte und Handys. Der
irrwitzige Twitter-Aufruf zum Krawall lautete: "Kommt und habt Spaß".

Schöne, neue Welt.



Pressekontakt:
Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung
Redaktion

Telefon: 0201/8042607


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