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Westdeutsche Zeitung: Eurokrise = von Martin Vogler

Geschrieben am 13-07-2011

Düsseldorf (ots) - Pleite gehen wird Griechenland nicht. Zumindest
diese Endzeit-Spekulationen sind übertrieben. Aber das, was kommen
wird, ist schlimm genug. Denn jeder weiß, dass Athen seine Schulden
niemals bezahlen kann. Also ist es richtig, dass die Staaten der EU
seit gestern das berühmte Ende mit Schrecken anstreben, statt eine
Hinhaltetaktik zu fahren. Wahrscheinlich gibt es zum Tabubruch
Schuldenerlass keine Alternative. Die Griechen müssen dann nur noch
rund die Hälfte ihrer Kredite zurückzahlen. Für den Rest Europas ist
das bitter und teuer. Doch wenn man es nicht tut, wird alles nur noch
bedrohlicher.

Immerhin besteht die Hoffnung, dass solch ein harter
Schuldenschnitt die Lage beruhigt. Denn die Aufregung basiert zwar
auf objektiven Zahlen, aber eine größere Rolle spielen Spekulationen
und Emotionen. Aus ihnen könnte ein wenig die Luft rausgenommen
werden. Doch auch das Gegenteil ist möglich: Portugal, Spanien,
Irland, Belgien und sogar das relativ große Italien wackeln. Was
geschieht, wenn bei all diesen Ländern ebenfalls ein Schuldenerlass
diskutiert würde? Europa käme in extreme Not. Und die Bürger würden
um den Wert ihrer Ersparnisse bangen.

Trotz dieses Risikos muss die Politik schnell und transparent
agieren. So wie bislang die wahren Dimensionen und Bedrohungen
herunterzuspielen, ist spätestens jetzt falsch. Sogar, falls es nach
den jüngsten Entwicklungen sinnvoll erscheint, den Griechen nicht nur
ihre Schulden zu erlassen, sondern sie zu bitten, die Drachme wieder
einzuführen, sollte man das laut sagen. Wir können sicher sein, dass
entsprechende Pläne längst in irgendwelchen Schubladen liegen.

Angesichts solcher Gedanken wird der Hauptfehler des Euros klar:
Er ist viel zu schnell in viel zu vielen Ländern, die dazu gar nicht
reif waren, eingeführt worden. Diesen Staaten hat man damit auch
keinen Gefallen getan, weil sie damit das beliebte Instrument
Abwertung verloren und somit international nicht mehr mithalten
können. Ein anfänglicher kleinerer Währungsverbund mit Deutschland,
Frankreich und einigen Nachbarländern, die schon vorher an die Mark
gekoppelt waren, wäre sinnvoller gewesen. Dieser hätte später dosiert
wachsen können.

Doch das Rad lässt sich leider nur schwer zurückdrehen.



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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