(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT zum Verhältnis China und Deutschland

Geschrieben am 27-06-2011

Bielefeld (ots) - Chinas Premierminister Wen Jiabao besucht
Deutschland. Mit unerwarteten Entscheidungen versuchen die Machthaber
in Peking, ihren Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen. Der
Künstler Ai Weiwei war 80 Tage lang inhaftiert. Kurz vor Jiabaos
Europareise wurde er gegen Kaution entlassen. Der Bürgerrechtler Hu
Jia kam am Sonntag nach dreieinhalb Jahren Gefängnis auf freien Fuß.
Was sind aber zwei Gnadenbeispiele gegen schätzungsweise 5500
Menschen, die in China aus politischen Gründen in den Kerkern sitzen?
Man erinnert sich auch an den Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo: Er
durfte nicht nach Oslo reisen und ist weiterhin in Haft. Peking
erfüllt unsere Erwartungen an Rechtsstaatlichkeit, Demokratie,
Freiheit und Menschenrechte nicht. Willkürliche Inhaftierungen, die
Todesstrafe, Pressezensur, Demonstrationsverbote oder die
Unterdrückung von Tibetern und Uiguren diskreditieren das Reich der
Mitte als Unrechtsstaat. Mit der Kampagne »Gold für die
Menschenrechte« hatte Amnesty International zu Olympia 2008 die
Finger in die Wunde gelegt. Die Welt erfuhr, dass sich Willkür,
Schikane und Verfolgung hinter dem Glanz chinesischer Sportstadien
versteckt. Dennoch müssen wir mit China leben. Das Reich der Mitte
steigt wirtschaftlich, diplomatisch und militärisch zur Supermacht
auf. Doch während China zur Wachstumslokomotive der Welt avanciert,
bleiben die chinesischen Defizite bei Freiheit und Demokratie:
Amnesty und Reporter ohne Grenzen haben Kanzlerin Angela Merkel
aufgefordert, Premier Jiabao auf Menschenrechte anzusprechen. Der
Regierungssprecher verspricht, dass Fragen der Rechtsstaatlichkeit
und der Menschenrechte »nicht in den Hintergrund treten werden.« Die
Bundesregierung ist entschlossen, moralisch Flagge zu zeigen. Wie
kann das geschehen? Der Spagat zwischen der Stärkung
deutsch-chinesischer Beziehungen und der berechtigten Kritik an
Peking erfordert eine Gratwanderung zwischen moralischen Ansprüchen
und pragmatischer Realpolitik. Hierbei sind Feingefühl und
diplomatisches Geschick gefordert, denn China pocht auf das Prinzip
der Nichteinmischung und fühlt sich brüskiert, wenn es öffentlich
sein Gesicht verliert. Es wäre sinnvoll, die Chinesen hinter
verschlossenen Türen deutlich zu kritisieren, sie aber öffentlich zu
schonen. Wer Chinesen beschämt, macht sie sich zum Feind. Das wäre
unvernünftig und gefährlich. Premierminister Jiabao hat die Kanzlerin
bei ihrem letzen Chinabesuch hofiert. Er kommt als Freund und zeigt
Bereitschaft, die Klagen über Menschenrechte, Produktpiraterie oder
Internet-blockaden anzuhören. Hier liegt eine Chance, Einfluss auf
China zu nehmen. Das geht aber nur, wenn man seine Führer nicht
öffentlich erniedrigt und beim Spagat zwischen Moral und
Wirtschaftsinteressen den Respekt vor der anderen Kultur nicht ganz
verliert.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

339587

weitere Artikel:
  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Bildungspaket Bielefeld (ots) - Das Interesse am Bildungspaket wächst - auf niedrigem Niveau. Alles andere wäre ein Armutszeugnis. Hat Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) doch die Werbetrommel kräftig gerührt. Sicherlich braucht dieses Projekt Zeit. Das ist aber nicht das einzige Problem des Kernpunktes der Hartz-IV-Reform à la von der Leyen. Die Hoffnung, mit Information viele betroffene Familien zu erreichen, hat sich nicht erfüllt. Es braucht Vermittler in Kitas und Schulen. Das Personal hat aber Besseres zu tun, als Großprojekte zu mehr...

  • Südwest Presse: Kommentar zur CDU Ulm (ots) - Zug um Zug räumt die CDU Positionen, die Jahrzehnte lang zum Markenkern der Partei zählten. Erst opfert die Union die Wehrpflicht, dann die Atomenergie, jetzt das dreigliedrige Schulsystem. Unter dem Vorsitz von Angela Merkel verändert sich die Partei seit über zehn Jahren grundlegend. Bisher machte die Basis noch jeden Kursschwenk der Kanzlerin mit - mal mehr, mal weniger überzeugt. Das muss nicht so bleiben, denn gerade die Bildungspolitik gehört zum ehernen Bestand christdemokratischer Programmatik. Wer an dieser sensiblen mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Libyen / Konflikte / Justiz Osnabrück (ots) - Ermutigendes Signal Erst zum zweiten Mal in seiner Geschichte hat der Internationale Strafgerichtshof einen Haftbefehl gegen einen regierenden Machthaber ausgestellt. Es ist ein ermutigendes Signal an die Libyer, die von Muammar al-Gaddafi rücksichtslos unterdrückt werden: Der Revolutionsführer, sein Sohn und sein Schwager stehen nicht über dem Recht, auch wenn sie es in ihrem Größenwahn glauben mögen. Wer gegen sein Volk wütet, muss sich früher oder später vor dem Weltstrafgericht verantworten. Auch mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Bildung / Abitur Osnabrück (ots) - Einmaliger Kraftakt Wer sich über die mies geplante Einführung des G-8-Abiturs in Niedersachsen aufregt, sollte einen Blick auf die Schulreform in Bayern riskieren - und wird dabei feststellen, dass es noch chaotischer geht. Dort musste der Kultusminister während der Korrekturzeit eilig die Anforderungen zum Bestehen herabsetzen, damit er die G-8-Einführung noch als Erfolg verkaufen konnte. Solche Mauscheleien waren hierzulande nicht notwendig. Auch deshalb, weil alle Beteiligten an einem Strang gezogen mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Europa / Finanzkrise / Familienunternehmen Osnabrück (ots) - Furcht vor Ansteckung Die Lage in Griechenland bleibt kritisch, der Staat steht vor einer Schicksalswoche, die Regierung in Athen muss vor der Verabschiedung des Sparpakets im Parlament zittern. In Schreckensszenarios wird in Brüssel und anderswo bereits ausgemalt, was passiert, wenn das Land in die Pleite schlittert. Gleichzeitig schwindet in Deutschland der Wille zur weiteren Unterstützung. Ein Beleg dafür ist die Kritik von 100 Familienunternehmern an der Euro-Politik der Bundesregierung. In ihrer mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht