(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT zum Sonderparteitag der Grünen

Geschrieben am 26-06-2011

Bielefeld (ots) - »Grüne stimmen gegen Atomausstieg«: Das war die
Schlagzeile, die die Partei- und die Fraktionsspitze gefürchtet
hatte. Sie galt es zu verhindern, und sie wurde verhindert. Ein
Erfolg für Claudia Roth & Co. Doch auch ein Erfolg für die Partei?
»Grüne stimmen gegen Atomausstieg - schwarz-gelbe Pläne gehen nicht
weit genug«: Das wäre die Schlagzeile gewesen, für die die Ökopartei
den Beschluss hätte liefern müssen, um ihrer Politik und ihrem
Anspruch an sich selbst treu zu bleiben. Sie tat es nicht, weil das
Kalkül am Ende stärker war als die Konsequenz. Machtpolitik schlägt
Sachpolitik. Zu loben ist freilich, dass sich die Partei ihre
Entscheidung so schwer gemacht hat. Noch immer ist es ein Wesenszug
der Grünen, dass man nicht vorher schon weiß, wie ein Parteitag
ausgeht. Anders als früher bringt das der Ökopartei heute keine
Ablehnung mehr, sondern es steigert ihre Attraktivität. Auch der
Begriff der Basisdemokratie wird von den anderen Parteien weniger
belächelt als bewundert und nachgeahmt. Mit dem Berliner Beschluss
ist das Alleinstellungsmerkmal der Grünen dahin, nicht jedoch ihr
Dilemma beseitigt. Dieses Ausstiegsszenario braucht die Grünen nicht.
Sie sind allenfalls dabei, aber nicht mittendrin. Jürgen Trittins
Logik, wonach jeder, der für 2017 sei, nicht gegen 2022 stimmen
dürfe, weil er damit für 2040 votiere, läuft ins Leere. Trotzdem
verleihen die Grünen der schwarz-gelben Energiewende von Kanzlerin
Angela Merkel ihr Gütesiegel. Hans-Christian Ströbeles Kritik - »2022
ist gut, aber nicht gut genug« - begegnen sie mit einem gewagten
Vorgriff auf die Zukunft. Das Motto: »Wir nehmen jetzt den Spatz in
der Hand, und die Taube auf dem Dach holen wir uns 2013, wenn wir auf
der Regierungsleiter stehen.« Man darf gespannt sein, welcher
Koalitionspartner da mitmachen wird. So paradox es klingen mag: Das
Votum der Grünen ist sowohl ein Dokument ihres neuen
Selbstbewusstseins als auch der Angst, um den verdienten Lohn ihrer
Mühen gebracht zu werden. Letzteres brachte niemand besser auf den
Punkt als die Europaabgeordnete Rebecca Harms: »Es ist komisch, wenn
die falsche Partei das Richtige tut.« Auch fürchten die Grünen die
fortgesetzte Diffamierung als »Dagegen-Partei«. Doch warum bloß?
Traut die Partei ihren Wählern wirklich so wenig
Differenzierungsfähigkeit zu? Der selbstbewusste Blick auf die
Machtperspektive wurde am deutlichsten, als Renate Künast am
Rednerpult stand. Endlich in Mecklenburg-Vorpommern in den Landtag
einziehen und dann in Berlin die Regierungsverantwortung übernehmen -
so zeichnete die Fraktionschefin die Linie vor. Sie tat es aus ganz
persönlichen Gründen, schließlich ist sie es selbst, die Klaus
Wowereit ablösen will. Doch da war noch mehr: Am Horizont eines
Parteitags, der den ehemaligen CDU-Umweltminister Klaus Töpfer als
Gastredner erlebte, leuchtete es auf einmal schwarz-grün.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

339407

weitere Artikel:
  • Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zu Organspende Regensburg (ots) - Will ich nach meinem Tod meine Organe spenden? Diese Frage ist zugegebenermaßen nicht von besonders erfreulicher Natur. Wirklich traurig ist aber die Tatsache, dass jedes Jahr in Deutschland drei Menschen täglich sterben, weil sie vergeblich auf ein Organ warten. Und das liegt weniger an der mangelnden Spendenbereitschaft der Deutschen, sondern vielmehr daran, dass sich niemand freiwillig mit dem eigenen Ableben beschäftigen will. Das ist ja durchaus verständlich. Allerdings "Verschwendung". Denn laut Umfragen mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Silvana Koch-Mehrin Bielefeld (ots) - Die FDP-Politikerin Silvana Koch-Mehrin klammert sich mit aller Macht an ihre politischen Ämter und zieht damit zu Recht den Spott vieler Bürger auf sich. Ihr Rückzug aus dem Wissenschaftsausschuss der EU ist das Mindeste, was sie tun musste, nachdem ihr der Doktortitel aberkannt worden ist. Konsequenter noch wäre der Rücktritt von allen politischen Ämtern, so wie es auch bei dem ehemaligen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg der Fall war. Koch-Mehrins Verhalten grenzt an Dummdreistigkeit. Wie kann man mehr...

  • Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel zu Grüne/Atomausstieg Regensburg (ots) - Was haben Grünen-Parteitage nicht schon für Überraschungen gesorgt. Für positive und negative. Der Tiefpunkt war wohl erreicht, als ein frustrierter Grünen-Chaot 1999 in Bielefeld den damaligen Bundesaußenminister Joschka Fischer mit einem Farbbeutel bombardierte und dessen Trommelfell lädierte. Der langjährige Grünen-Übervater erreichte seinerzeit, trotzdem oder erst recht, die Zustimmung zum Nato-Einsatz gegen Serbien. Später erzwang die Basis die Beibehaltung der Trennung von Partei-Amt und Abgeordneten-Mandat. mehr...

  • Rheinische Post: Streit in der NRW-CDU um Gemeinschaftsschulen Düsseldorf (ots) - In der nordrhein-westfälischen CDU herrscht Streit über den künftigen schulpolitischen Kurs. Generalsekretär Oliver Wittke hatte Rot-Grün angeboten, unter bestimmten Bedingungen den Weg für die Gemeinschaftsschule freizumachen. Dazu sagte der Schulexperte der CDU-Landtagsfraktion, Thomas Sternberg, der Rheinischen Post (Montagausgabe): "Wittke ist kein Schulpolitiker." Dessen Äußerungen vor zwei Wochen Journalisten seien "etwas ungenau" gewesen. Wittke hatte gesagt, die Gesamtschulen und die Gemeinschaftsschulen mehr...

  • Rheinische Post: Salafistenverein Mönchengladbach will sich auflösen - Innenminister Jäger: Weiter im Visier Düsseldorf (ots) - Die salafistische Gruppe "Einladung zum Paradies" in Mönchengladbach will sich auflösen. Dies kündigte deren Vorsitzender Sven Lau am Wochenende in einer Videobotschaft an. Gleichwohl werden die Sicherheitsbehörden in NRW die Salafisten weiter im Visier behalten. "Wir nehmen die von den Salafisten ausgehende Gefahr sehr ernst", sagte Innenminister Ralf Jäger der Rheinischen Post (Montagausgabe). Es spiele dabei keine Rolle, ob sie sich wie bisher in Mönchengladbach in einem Verein organisiert hätten oder sich wie mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht