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Westdeutsche Zeitung: Kate und William haben geheiratet = Von Christoph Lumme

Geschrieben am 29-04-2011

Düsseldorf (ots) - Es waren 0,4 Sekunden, im zweiten Versuch etwas
mehr: Man mochte mit noch so viel analytischem Verstand über die
Länge des Hochzeitskusses und seine Bedeutung für das Liebesleben des
Paares sinnieren - Kate und William gingen gestern nicht daran, mit
Ungestüm die Marke Windsor zu revolutionieren.

Da hat sich Walter Bagehot eben geirrt. Der britische
Verfassungstheoretiker behauptete im 19. Jahrhundert, Monarchien
seien im Gegensatz zu Republiken aufregende Angelegenheiten.
Spätestens seit Silvio Berlusconi in Italien Bunga-Bunga-Partys
veranstaltet und Frankreichs Präsidentengattin Carla Bruni heißt,
wissen wir, dass das Gegenteil durchaus der Fall sein kann.

Dennoch bohrt sich in Anbetracht der nationalen Glückseligkeit
jenseits des Kanals ein alter Phantomschmerz in die deutsche Seele:
Fehlt uns was? Wäre nicht eine schrullige Königsfamilie immer noch
besser als ein Bundespräsident, der nach viel parteipolitischem
Gezerre ins Bellevue darf? Wäre der Respekt vor der politischen
Klasse nicht größer, wenn ihr formal ein gekröntes Haupt vorstände?

Ja, die Deutschen tun sich schwer mit Symbolen, in denen sich
Patriotismus und Zusammenhalt manifestieren. Noch während der
Fußball-Weltmeisterschaft 2006 fragte sich manch einer, ob das
schwarz-rot-goldene Farbenmeer angesichts unserer Geschichte nicht
ein ungeheuerlicher Frevel sei.

Dabei hat sich das moderne Deutschland längst seine eigenen Mythen
geschaffen. Allerdings eignen sie sich nicht als Futter der
Klatschindustrie, weil sie nicht aus Fleisch und Blut sind: Das
Wirtschaftswunder ist einer dieser Mythen, die Wiedervereinigung ein
anderer.

Gegen deren Aktualität erscheint das Londoner Spektakel wie die
Auferstehung einer untergegangenen Spezies. Die royalen Rituale
spiegeln die stolze Vergangenheit des Empires wider, aber auch den
Irrglauben, als Nation noch immer eine Ausnahmestellung zu besitzen.
Es ist diese Verwurzelung in der Welt von gestern, die Großbritannien
den Weg nach Europa versperrt.

Aber wir sollten Milde walten lassen. Denn ledige Royals gingen
bis ins 20. Jahrhundert regelmäßig erfolgreich auf Partnersuche in
Deutschland, und deshalb gilt: Wir sind doch alle ein bisschen
Windsor.



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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