(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Guantánamo

Geschrieben am 26-04-2011

Bielefeld (ots) - Mit ihrem Verhalten um das Militärgefängnis
Guantánamo haben die Vereinigten Staaten ihre Glaubwürdigkeit als
Rechtsstaat verspielt. Grausame Verhörmethoden, Folter und
willkürliche Verhaftungen verletzen die Menschenwürde und beschädigen
den Ruf der USA als Verfassungsstaat. Solange Guantánamo geöffnet
ist, bleibt das Gefängnis ein peinliches Symbol für Doppelmoral und
Heuchelei. Dies weiß man in Washington genau. Es ist somit eine
Schande, dass die Guantánamo-Frage ungelöst bleibt. Nun wird durch
Wikileaks obendrein bestätigt, dass die meisten Guantánamo-Häftlinge
willkürlich eingesperrt wurden. Aus 700 Dokumenten geht hervor, dass
viele Inhaftierte unschuldig sind oder ohne Beweise festgehalten
werden. In Guantánamo scheint es mehr um Vermutungen als um
aktenkundige Beweise zu gehen. »Guantánamo ist eine Lotterie«,
schreibt die »New York Times«: Wer inhaftiert oder entlassen wird,
entscheidet der Zufall. Auch Präsident Obama empörte sich einst über
den Bankrott des Rechtsstaats in Guantánamo. Kurz nach Amtsantritt
verordnete er die Schließung des Militärgefängnisses und versprach
den Einsatz von Zivilgerichten. Doch nichts davon geschah: Guantánamo
bleibt offen, die Beschuldigten kommen vor Militärgerichte, die
großen Versprechungen sind verpufft. Zunächst konnte der Präsident
dem Kongress die Schuld für die Guantánamo-Misere zuschieben: Der
Senat weigerte sich, das Gefängnis zu schließen und die Inhaftierten
in die USA zu verlegen. Doch dann wurde Obama seinen Prinzipien
untreu: Er akzeptierte die Militärgerichte und bewilligte einen
Haushalt, der kein Geld für die Verlegung der Guantánamo-Häftlinge
vorsah. Die guten Absichten des Präsidenten versanken allmählich im
politischen und bürokratischen Morast von Washington. Obama ist kein
George W. Bush, der die Folter-Praktiken von Guantánamo in seinen
Memoiren dreist rechtfertigt. In Obamas Buch »Hoffnung wagen« fordert
der Präsident die USA auf, ihren eigenen Idealen gerecht zu werden.
Die Werte der US-Verfassung seien unumstößlich. Leider hat sich Obama
seither in politischen Kompromissen und fiskalischen Zwängen derart
verheddert, dass sein moralischer Anspruch unglaubwürdig klingt. Zwar
wurde die Folter verboten und die Beweislage gegen die Beschuldigten
überprüft, doch die Guantánamo-Politik bleibt halbherzig. Obendrein
hat sich Obama geweigert, die Folterknechte von Guantánamo vor
Gericht zu stellen. Seit dem 11. September 2001 wird Amerika von
Hysterie, Paranoia und Angst heimgesucht. Das ist keine Grundlage für
vernünftiges Handeln. Da auch das Guantánamo-Problem irrational
behandelt wird und ungelöst bleibt, wird es nunmehr zum Schandfleck
der Obama-Regierung.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

328310

weitere Artikel:
  • Mittelbayerische Zeitung: Eine vertane Chance Kommentar zu Sarrazin Regensburg (ots) - Quo vadis, SPD? Diese Frage stellt sich immer deutlicher. Sicher, auch andere Parteien haben radikale Kehrtwendungen im Repertoire, gerade in Bayern. Aber man muss sich nicht immer unbedingt am schlechten Beispiel orientieren. Die CSU hat seinerzeit erlebt, wie wenig die Wähler den Zickzack-Kurs in Sachen Rauchverbot goutierten. Die SPD hat sich mit dem Festhalten am geistigen Brandstifter Thilo Sarrazin nun einen eigenen Schwelbrand gelegt. Sarrazin kann fortan mit offizieller Rückendeckung falsche und gefährliche mehr...

  • WAZ: Fatales Spiel mit der Angst. Kommentar von Tobias Blasius Essen (ots) - In der Atomkugel-Affäre der Landesregierung mag in den kommenden Monaten noch viel behördeninternes Papier gewälzt und mancher Vorwurf widerlegt werden. Schon jetzt aber darf als gesichert gelten: Wissenschaftsministerin Svenja Schulze (SPD) hätte nie und nimmer öffentlich den Eindruck erwecken dürfen, Atommüll aus dem ehemaligen Forschungsreaktor Jülich werde vermisst oder sei womöglich illegal eingelagert worden. Genau das aber hat sie gleich mehrfach getan, nachlesbar auf offiziellem Papier. Wer ein Regierungsamt mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Sarrazin Osnabrück (ots) - Teurer Deal Das Krisenmanagement der SPD-Spitze im Fall Thilo Sarrazin ist ein Desaster. Natürlich sind die Thesen des ehemaligen Bundesbankers zur Integration teilweise abenteuerlich. Ein ausreichender Anlass dafür, den Mann aus der Partei auszuschließen, waren und sind sie aber nicht. Die SPD entschloss sich dennoch, ihn schnell loszuwerden, weil sie Ruhe in den eigenen Laden bringen wollte. Das mag noch nachvollziehbar sein. Die Rolle rückwärts der Parteigremien vor Ostern ist es nicht. Selbst wer es mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Syrien Osnabrück (ots) - Nicht viel zu fürchten Wie der Vater, so der Sohn: Schon vor fast 30 Jahren ließ der Assad-Clan Aufständische in der Stadt Hama ohne Rücksicht auf Zivilisten bombardieren, mindestens 10 000 Syrer starben. Jetzt setzt der junge Assad in Daraa Panzer und Scharfschützen gegen Demonstranten ein. Die Befürchtung ist berechtigt, dass hier ein Massaker durchgeführt wird. Mag der 48-Jährige kultivierter und gebildeter als Libyens Diktator Gaddafi sein: Im Verletzen elementarer Menschenrechte steht er ihm in nichts mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Grün-Rot in Stuttgart Osnabrück (ots) - Gegenwind für den Realo Winfried Kretschmann nimmt eine neue Rolle ein: Weil er bald erster Grünen-Ministerpräsident in Deutschland ist, findet jede seiner Interview-Äußerungen weit mehr Beachtung als zuvor. Zugleich weht dem Realo-Grünen schon vor Abschluss der Koalitionsvereinbarungen ein stärkerer Wind entgegen als früher. Schon jetzt merkt er, dass Regieren schwerer ist als Opponieren. Der heftige Protest etwa von Gewerkschaftern und Betriebsräten ist auch der Grund, warum Kretschmann nach seiner Kritik mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht