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WAZ: Grüner ersetzt liberalen Zeitgeist - Leitartikel von Ulrich Reitz

Geschrieben am 10-04-2011

Essen (ots) - Der letzte Zeitgeist war liberal und hielt 20 Jahre.
In dieser Zeit mussten Steuern gesenkt werden. Der liberale Zeitgeist
war so stark, dass Rot-Grün die Steuern am stärksten senkte, am
stärksten für Konzerne und Reiche, die liberal wählten, nie und
nimmer aber Rot-Grün. Zum liberalen Zeitgeist gehörte, die
Entkopplung von Kapital und Arbeit nicht nur zu dulden, sondern sogar
zu befördern und zu besingen. Dass der Finanzmarkt-Kapitalismus
starke illiberale Züge aufwies, wie die Entkopplung von Investition
und Verantwortung, kam den Liberalen in Eile und Euphorie unter die
Räder, fiel der Linken aber auch nicht auf, weil sie mit dem
Sozialismus schon genug Arbeit hat. Der neue Zeitgeist ist grün und
niemand hat das so begriffen wie der künftige baden-württembergische
Regierungschef Kretschmann und die sozialdemokratischen Führungsleute
Gabriel und Steinmeier. Kretschmann, weil er, erstens, um die
zerstörerischen Wirkungen weiß, die die Realität auf eine Idee zu
entfalten vermag. A: das Porsche-Problem - was tun, wenn der
Wohlstand ein schnelles Auto ist? B: das Bildungs-Paradox - was tun,
wenn das beste Schulsystem gegliedert ist? Zweitens weiß Kretschmann
aber auch um die Unvereinbarkeiten, die Paradoxien innerhalb der
Idee, kurz: Wenn die Grünen bald einer Volksabstimmung für
Stuttgart 21 folgen müssen. Gabriel und Steinmeier wissen um
die Sprengkraft des Grünen, das der Sozialdemokratie den letzten Stoß
versetzen könnte. Darum bringen sie in der Energiedebatte den eigenen
Markenkern, das Soziale, gegen das Ökologische in Stellung. Der
Atom-Ausstieg müsse bezahlbar bleiben, die Energiewende dürfe der
sog. kleine Mann nicht allzu sehr im Geldbeutel spüren. Deutschland
sei und bleibe Industrieland, usw. Konservative und Liberale wissen
auch um die grüne Zeitenwende. Dass sie von Fukushima überrascht
werden, sind sie selbst schuld. Dass eine Technik nicht konservativ
sein kann, die die Schöpfung bedroht, hätten Konservative auch wissen
können, bevor sie die Atom-Laufzeiten verlängerten. CDU und FDP
streichen sich nun rekordschnell grün. Das fällt ihnen leicht, weil
sie längst vergessen haben, was schwarz ist und was gelb. Fazit:
Liberalismus, Sozialismus, Konservatismus - die drei bestimmenden
westlichen Ideologien haben Zuwachs bekommen. Den Ökologismus. Eine
Idee, die schon jetzt mehr ist als eine Partei, die bald einen
Kanzlerkandidaten braucht.



Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de


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