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Mindener Tageblatt: Kommentar zu Atomkatastrophe und Moratorium / Alles sofort abschalten?

Geschrieben am 14-03-2011

Minden (ots) - Die atomare Großkatastrophe in Japan bleibt in
ihrer tatsächlichen Dimension weiterhin nicht abschätzbar. Ob es den
Ingenieuren und Sicherheitskräften doch noch gelingt, den Super-GAU
abzuwenden, ob er möglicherweise schon im Gang ist und wenn ja, ob
ihm tatsächlich Verstrahlungen apokalyptischen Ausmaßes folgen,
werden vermutlich erst die nächsten Tage weisen. Die Nachrichten
lassen nichts Gutes ahnen. Dass der dicht besiedelte Inselstaat
ohnehin schon unter den Folgen einer der schlimmsten
Naturkatastrophen der jüngere Geschichte taumelt, gerät daneben in
der Außenwahrnehmung fast zur Nebensache. In Deutschland jedenfalls,
wo man in Sachen Nutzung der Kernenergie immer schon emotionaler und
sensibler war als nahezu der gesamte Rest der hochtechnisierten Welt,
hat die politische Diskussion prompt eine Siedetemperatur erreicht,
die Bundeskanzlerin Merkel schnelles Handeln abverlangte. Mit der
gestern verkündeten Aussetzung der gerade erst durchgezogenen
Laufzeitverlängerung für die deutschen Atommeiler versucht sie, vor
den anstehenden Landtagswahlen Druck abzulassen. Da die von anderer
Seite schon zu "Volksabstimmungen über die Atompolitik" ausgerufen
werden, dürfte die psychologische Wirkung des scharfen Merkelschen
Bremsmanövers allerdings begrenzt sein, auch wenn damit zwei ältere
Reaktoren unmittelbar stillgelegt werden. Breiterer Zustimmung darf
sich derzeit sicher sein, wer fordert "Alles abschalten, und zwar
sofort". Kein Zweifel: vor dem Hintergrund explodierender Reaktoren
und möglicherweise schmelzender Kernbrennstäbe in Japan lässt sich
schlecht akademisch über Reaktorsicherheit, Restrisiko oder
Energieversorgung diskutieren. Ein Sofortausstieg ist allerdings
weder technisch noch wirtschaftlich möglich. Auch löste er nicht das
Dilemma, dass Deutschland weiterhin von teilweise massiv Atomstrom
produzierenden Nationen umgeben bleibt. So verständlich die aktuelle
Erregung ist: auch hierzulande wird man die Kernenergie vorerst nicht
so einfach loswerden, wie mancher jetzt verspricht.



Pressekontakt:
Mindener Tageblatt
Christoph Pepper
Telefon: (0571) 882-/-248
chp@mt-online.de


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