(Registrieren)

LVZ: Rathenow steht als Kandidat für Amt des sächsischen Stasi-Beauftragten zur Verfügung / Freya Klier aus dem Rennen / Neue Aufgaben-Ansätze

Geschrieben am 08-03-2011

Leipzig (ots) - Der Schriftsteller und frühere DDR-Bürgerrechtler
Lutz Rathenow hat seine Bereitschaft zur Übernahme des Amtes des
Sächsischen Stasi-Landesbeauftragten erklärt. In einem Interview mit
der "Leipziger Volkszeitung" (Dienstag-Ausgabe) sagte Rathenow: "Ich
hätte vor, Wissenschaft, künstlerische Öffentlichkeitsarbeit und die
Lebensgeschichten der Opfer und der Oppositionellen sehr viel stärker
an die Öffentlichkeit zu bringen. Ich möchte auch Brunnen bauen zu
anderen DDR-Geschichten." Rathenow, zu DDR-Zeiten unter anderem auch
Gründer und Leiter des Arbeitskreises Literatur in Jena bis zu dessen
Verbot, verwies auch darauf, dass er nach dem Mauer-Fall in vielen
Netzwerken diese Arbeit bereits gemacht habe.

Ende 2010 war Michael Beleites als Leiter der Behörde nach zehn
Jahren aus dem Amt geschieden. Die Neubesetzung der Stelle, für die
der FDP-Justizminister Jürgen Martens (FDP) das Vorschlagsrecht hat,
erwies sich bisher als schwierig. Die zuletzt als Kandidatin
gehandelte ehemalige DDR-Bürgerrechtlerin Freya Klier ist, wie die
wesentlichen politisch Beteiligten versichern, aus dem Rennen. Zu
einer Gegenkandidatur in dieser Konstellation wäre Rathenow auch
nicht bereit gewesen, versicherte der Schriftsteller.

"Als ich gefragt wurde, habe ich mich sehr genau informiert.
Übereinstimmend wurde mir gesagt, und das nicht nur vom
Justizminister, Freya Klier ist keine Kandidatin, die auf der
Tagesordnung steht." Freya Klier sei "eine hervorragende Frau, die
wichtige und grandiose Dinge macht". Sie mache beispielsweise sehr
gute Filme und dabei würde er sie gern unterstützen. "Ich sehe die
Situation nicht, dass ich gegen Freya Klier antreten müsste. Das
würde ich auch nicht", stellte Rathenow klar.

Rathenow warb in dem Interview für eine Art flächendeckendes Netz
von Beauftragten mit Blick auf die DDR-Hinterlassenschaft. "Ganz
Deutschland braucht noch Beauftragte für die Folgen der DDR-Diktatur,
auch im Sinne einer Diktatur-Prävention. Wir reden über die
Gegenwart, wenn wir über die Vergangenheit reden." Dabei verwies er
auf die jüngsten Vorgänge in autoritären Staaten Arabiens. Was sich
dort abspiele, geschehe manchmal "auch unter Einbeziehung von
Geheimdiensten und Polizisten, die auch von DDR-Leuten ausgebildet
worden sind", sagte Rathenow.

Rathenow sieht sich selbst als politisch über die Parteigrenzen
hinweg vermittelbar. "Ich wäre bereit." Vor vier Wochen sei er für
diese Aufgabe angefragt worden. "Es ist mir vier Wochen gelungen,
dies geheim zu halten. Damit habe ich hoffentlich meine
Politikfähigkeit bewiesen."

In der DDR habe er sich "seit 1973 von einem normalen jungen
pubertären DDR-Bürger in einen Oppositionellen hineinentwickelt".
Davon sei in 15 000 Seiten Stasiakten viel zu lesen. Vieles habe die
Staatssicherheit auch nicht erfahren. "Ich sehe mich nicht als Opfer.
Ich sehe mich als jemand, der die DDR einschneidend verändern wollte,
bis zu dem Zeitpunkt, wo er sie los werden wollte."

Rathenow warb in dem Interview dafür, die Kompetenz des
Stasi-Landesbeauftragten nach dem Vorbild in Brandenburg in einen
Landesbeauftragten für DDR-Diktatur zu erweitern. "Meine Kompetenz
für diese Funktion, die im Sinne der Brandenburger Deutung erweitert
werden sollte in einen Landesbeauftragten für DDR-Diktatur, liegt in
einer wissenschaftlichen Ausbildung als Historiker. Sie liegt in
einer publizistisch journalistischen analytischen Auseinandersetzung
zu Zeiten der DDR und in den Zeiten danach.

Rathenow erklärte seine Bereitschaft, sich allen Fragen und
Klärungswünschen in allen Landtagsfraktionen zu stellen, abgesehen
von der NPD. "Es gibt Abgeordnete im Sächsischen Landtag, auf deren
Stimmen ich keinen Wert lege. Ich würde mich bei der NPD nicht
vorstellen. Bei allen anderen Parteien stehe ich zur Verfügung für
Diskussionen. Ich betrachte mich als überparteilich."



Pressekontakt:
Leipziger Volkszeitung
Büro Berlin

Telefon: 030/233 244 0


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

319571

weitere Artikel:
  • Wettbewerbsstart für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2011 Düsseldorf (ots) - Unternehmen jeder Größe und Branche können sich bis zum 15. Mai als Gesamtes oder mit einzelnen, besonders nachhaltigen Produkten und Initiativen um den Deutschen Nachhaltigkeitspreis bewerben. Die Sieger werden anlässlich des Deutschen Nachhaltigkeitstages im Herbst vorgestellt und ausgezeichnet. Alle Informationen sind unter http://www.nachhaltigkeitspreis.de zu finden. Unter der Schirmherrschaft von Bundeskanzlerin Angela Merkel wird die renommierte Auszeichnung im diesem Jahr zum vierten Mal vergeben. mehr...

  • Deutsches Institut für Menschenrechte feiert 10-jähriges Bestehen Berlin (ots) - Das Deutsche Institut für Menschenrechte wird am 8. März 2011 zehn Jahre alt. Es wurde am 8. März 2001 auf einstimmigen Beschluss des Deutschen Bundestages hin gegründet. Hierzu erklärt der Vorsitzende des Kuratoriums des Deutschen Instituts für Menschenrechte, Prof. Dr. Eibe Riedel: "Von Anfang an hat das Deutsche Institut für Menschenrechte mit seiner wissenschaftsbasierten Politikberatung konsequent die menschenrechtliche Perspektive in die rechtspolitischen und gesellschaftlichen Debatten in Deutschland mehr...

  • Deutsche AIDS-Hilfe: Kondompflicht in der Prostitution wäre nur eine Scheinlösung Berlin (ots) - Anlässlich des Internationalen Frauentags am 8. März widerspricht die Deutsche AIDS-Hilfe (DAH) Bestrebungen des Bundesrates, in Prostitutionsbetrieben eine Kondompflicht einzuführen. Der Bundesrat hat am 11. Februar die Bundesregierung aufgefordert, Prostitutionsstätten stärker zu reglementieren. Im beschlossenen Text (Drucksache 314/10) heißt es: "Der Betreiber muss auf die Kondompflicht deutlich sichtbar hinweisen und darf ungeschützten Geschlechtsverkehr nicht zulassen." Hierzu und zu ähnlichen Bestrebungen mehr...

  • Social-Media-Prognose zu bevorstehenden Landtagswahlen: Kurt Beck auf der Suche nach Koalitionspartner / Grüne und Linke stellen ersten Ministerpräsidenten in Baden Württemberg bzw. Sachsen-Anhalt Hamburg (ots) - Die JOM Jäschke Operational Media hat die bevorstehenden Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt (20. März 2011), Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz (beide am 27. März 2011) im deutschsprachigen Sozialen Netz untersucht. Nachdem alle Parteien auf die Zielgerade in ihren jeweiligen Wahlkämpfen eingebogen sind, analysierte die Hamburger Agentur in einem Zeitraum von zwei Monaten (1. Januar - 2. März 2011), was im Web 2.0 über die Parteien CDU, SPD, Grüne/Bündnis 90, FDP und Die Linke veröffentlicht wurde. Die Untersuchung mehr...

  • Deutscher Ethikrat legt Stellungnahme zur Präimplantationsdiagnostik vor Berlin (ots) - Der Ethikrat stellt darin den Sachstand und die ausschlaggebenden Argumente von Befürwortern und Gegnern einer Zulassung der Präimplantationsdiagnostik (PID) umfassend dar. Vor dem Hintergrund aktueller technischer und rechtlicher Entwicklungen beschreibt der Ethikrat die derzeitige Praxis und die neuen Möglichkeiten der genetischen Diagnostik an Embryonen. Er geht auf die unterschiedlichen Positionen und Argumente zum Status und Schutz des Embryos ein und diskutiert die wichtigsten sozialethischen Aspekte. mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht