(Registrieren)

Lokführer im privaten Güterverkehr überfahren häufiger rote Signale / "Report Mainz", heute, 14.2.2011, 21.45 Uhr im Ersten

Geschrieben am 14-02-2011

Mainz (ots) - Lokführer privater Güterverkehrsunternehmen
überfahren rote Signale dreimal so häufig wie bei der Deutschen Bahn.
Das ergeben Berechnungen des Bahnsicherheitsexperten Professor Jochen
Trinckauf von der TU Dresden, die dem ARD-Politikmagazin "Report
Mainz" exklusiv vorliegen. Trinckauf erklärte dazu: "Solche Zahlen
sind ein Achtungszeichen und man muss die Verantwortlichen darauf
hinweisen, dafür zu sorgen, dass nicht etwa unter Kostendruck an der
Sicherheit gespart wird." Ein großer Teil der Signalüberfahrungen sei
dadurch zu erklären, dass Lokführer den Bremsweg falsch einschätzten.
Etwa 30 Prozent der Signalüberfahrungen gingen auf
Unkonzentriertheit, Müdigkeit und Schlaf zurück.

Insgesamt gab es 2009 laut Eisenbahnbundesamt 355
Haltesignalüberfahrungen. Die Zahlen sind vor dem Hintergrund des
Zugunglücks von Hordorf brisant. Auch dort hatte ein Lokführer eines
privaten Unternehmens ein Haltesignal überfahren. Ob Übermüdung die
Ursache war, ist nicht bekannt.

Der stellvertretende Vorsitzender der Lokführergewerkschaft GdL,
Sven Grünwoldt, sagte zu diesen Informationen gegenüber "Report
Mainz": "Für uns sind das erschreckende Zahlen. Signalüberfahrungen
sind das Schlimmste, was auf der Strecke passieren kann. Das kann man
sich eigentlich nur damit erklären, dass in der Branche
möglicherweise verschärfte Arbeitszeitbestimmungen herrschen und
dadurch die Lokomotivführer unaufmerksamer sind."

"Report Mainz" liegen exklusiv Arbeitszeitnachweise von Lokführern
privater Güterunternehmen vor, wonach über Monate hinweg regelmäßig
Zeiten ohne Pause bis hin zu 22 Stunden pro Tag abgerechnet wurden.
Ein Lokführer erklärte dazu gegenüber dem Politikmagazin: "Die
längste Fahrt, die ich in der Aufzeichnung habe, sind 23 Stunden am
Stück. Andere Fahrten waren 17 Stunden, mit drei Stunden Pause auf
der Lok, das sind auch wieder 20 Stunden am Stück auf der Lok."
Gesetzlich erlaubt sind in Ausnahmefällen Arbeitszeiten bis zu zwölf
Stunden. Sven Grünboldt von der GdL erklärt dazu: "Für uns sind das
absolut erschreckende und alarmierende Zahlen. Hier ist sofortiger
Handlungsbedarf."

Gerade bei Zeitarbeitsfirmen, die Lokführer verleihen, sollen
Überstunden Insidern zufolge besonders häufig auftreten. Dazu
erklärte ein Lokführer gegenüber dem SWR: "Das größte Problem ist
doch der Leistungsdruck, der auf diesen Kollegen lastet, Überstunden
zu machen in Verbindung mit den fehlenden Kenntnissen, was die
Baureihen, was die Strecken anbelangt, hier sehe ich doch ein sehr
großes Gefahrenpotential."

Laut Eisenbahnbundesamt haben über 300 private
Eisenbahnunternehmen eine Genehmigung, Güterverkehr auf der Schiene
zu betreiben. Der Wettbewerb gilt als hart, der Kostendruck hoch.

Zitate gegen Quellenangabe frei. Bei Fragen wenden Sie sich bitte
an "Report Mainz", Tel.: 06131/929-3351.


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

315595

weitere Artikel:
  • Öffentliche Aufträge verletzen Menschenrechte / Netzwerk kritisiert Innovationsfeindlichkeit des Bundes Berlin / Münster (ots) - Anlässlich der Verleihung des Innovationspreises am Tag des öffentlichen Auftraggebers in Berlin kritisieren Gewerkschaften, Menschrechts- und Umweltorganisationen den Bund. "Die Bundesregierung ignoriert bei der Beschaffung weitgehend die Berücksichtigung von Sozialstandards. Die Folge sind Sozial- und Lohndumping in Deutschland und auch in vielen Entwicklungsländern. Damit werden wichtige Produktinnovationen blockiert", erklärt Volkmar Lübke, Sprecher des Netzwerkes für Unternehmensverantwortung CORA. mehr...

  • Kauder: Nationale Parlamente müssen Europa mitgestalten Berlin (ots) - Der Geschäftsführende Vorstand der CDU/CSU-Bundestagsfraktion hält sich vom heutigen Montag bis zum morgigen Dienstag zu Konsultationen mit der UMP-Fraktion in Paris auf. Zum Auftakt wurde die Delegation von Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy am Mittag im Pariser Elysée-Palast empfangen. Zu der Reise erklärt der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Volker Kauder: "Der Vertrag von Lissabon gibt den nationalen Parlamenten wesentlich mehr Rechte als in der Vergangenheit. Diese Rechte dürfen aber nicht mehr...

  • Repräsentative Umfrage: Deutsche kritisieren Verschwendung von Steuergeld Berlin (ots) - Über 80 Prozent der Bürgerinnen und Bürger geben an, der Staat würde Steuergelder verschwenden. Besonders in der Kritik stehen zu hohe Kosten bei öffentlichen Bauvorhaben, der staatlichen Verwaltung und Steuervergünstigungen, von denen nur einzelne Gruppen profitieren. 61 Prozent der Deutschen würde es begrüßen, wenn Subventionen gekürzt würden. Das ergab eine repräsentative Umfrage des Meinungs¬forschungs¬instituts dimap im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM). Die Ausgaben von Bund, mehr...

  • Kölner Stadt-Anzeiger: Vorabmeldung Kölner Stadt-Anzeiger_ CDU-Innenexperte Bosbach gegen Ausländer in der Bundeswehr - "Könnte zu Loyalitätskonflikten führen" Köln (ots) - Köln - Die von Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg geplante Rekrutierung von Ausländern für die Bundeswehr stößt in der Unionsbundestagsfraktion auf Widerstand. Der Vorsitzende des Innenausschusses, Wolfgang Bosbach (CDU), verwies auf mögliche Loyalitätskonflikte, denen nicht-deutsche Bundeswehrangehörige bei Auslandseinsätzen der Streitkräfte ausgesetzt sein könnten. "Wir erwarten von Bundesbeamten und Richtern ein besonderes Treue- und Loyalitätsverhältnis zum Staat und das gilt für Bundeswehrangehörige mehr...

  • Katrin Kunert: Bund muss strukturelles Defizit der Kommunen beseitigen Berlin (ots) - "Handlungsfähige Kommunen brauchen endlich eine tragfähige finanzielle Grundlage. Das Geld muss dorthin, wo die Menschen leben und wo öffentliche Aufgaben erledigt werden. Nur so kann verhindert werden, dass Bürgerinnen und Bürgern erneut in die Taschen gegriffen wird", so Katrin Kunert zu den aktuellen Finanzdaten des Städtetages, wonach die Städte und Gemeinden 2010 das größte Defizit seit Bestehen der Bundesrepublik aufweisen. Die kommunalpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE weiter: "Laut einer Umfrage mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht