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MISEREOR: Unabhängigen Südsudan anerkennen / Chef des Entwicklungshilfswerks als Wahlbeobachter in Juba

Geschrieben am 09-01-2011

Aachen (ots) - Das am heutigen Sonntag begonnene siebentägige
Referendum über die Unabhängigkeit des Südsudans hat bisher einen
sehr positiven Verlauf genommen. Diese Einschätzung übermittelte
Josef Sayer, Hauptgeschäftsführer des katholischen
Entwicklungshilfswerks MISEREOR, am Sonntag aus Juba. Sayer begleitet
die Volksabstimmung in der südsudanesischen Stadt zurzeit im Auftrag
der "All African Conference of Churches" als Wahlbeobachter. "Ich bin
sehr beeindruckt, wie zivilisiert und diszipliniert diese
Volksabstimmung abläuft und wie zukunftsorientiert die Menschen hier
die Sache in die Hand nehmen. Das Referendum findet bisher in freier
Atmosphäre statt." Sayer besuchte am Sonntag zahlreiche Wahllokale
und traf dort unter anderem einen Mann auf Krücken, der im
sudanesischen Bürgerkrieg einen Fuß verloren hatte. "Dieser Mann
äußerte sich voller Zuversicht und Hoffnung, dass die Gewalt in
seinem Land nun ein Ende hat", berichtete der MISEREOR-Chef. Sayer
hatte den Sudan bereits 1999 besucht. "Ich erlebe den Südsudan nun
als ein völlig verändertes Land, in dem vieles wieder aufgebaut ist,
was im Krieg zerstört wurde." Am Morgen hatte der MISEREOR-Chef in
der Kathedrale von Juba einen Gottesdienst mitgefeiert, an dem auch
der südsudanesische Präsident Salva Kiir Mayardit teilnahm. Der
amerikanische Senator John Kerry, Vorsitzender des Komitees für
auswärtige Beziehungen im US-Senat, übermittelte in der Kathedrale
die Grüße von US-Präsident Barack Obama und sagte dem Südsudan Hilfe
zu. Das Referendum findet in Anwesenheit zahlreicher bedeutender
Persönlichkeiten der Weltpolitik statt, unter ihnen der frühere
US-Präsident Jimmy Carter und der ehemalige UN-Generalsekretär Kofi
Annan.

MISEREOR appelliert an die internationale Staatengemeinschaft,
sich im Falle eines Votums für die Eigenständigkeit des Südsudans
nachdrücklich für die völkerrechtliche Anerkennung des neuen Staates
einzusetzen - auch wenn vielleicht noch viel Zeit und Geduld für den
zu erfolgenden Staatsaufbau notwendig ist. "Sollte es nach dem
Referendum zu einer Trennung der beiden Landesteile kommen, werden
die vielen noch ungeklärten Probleme zwischen den neuen Staaten
offensichtlich werden", erklärte MISEREOR-Chef Sayer.

Die Lage im Sudan ist vor allem wegen eines bisher nicht gelösten
Konflikts um die künftigen Grenzen zwischen dem Norden und dem Süden
des Landes angespannt. Offen ist, zu welchem Landesteil künftig der
ölreiche Distrikt Abyei gehören soll. In diesem Zusammenhang muss
daran erinnert werden, dass 1998 ein Krieg zwischen Eritrea und
Äthiopien wegen eben solcher ungeklärter Fragen in den
zwischenstaatlichen Beziehungen ausbrach, nachdem Eritrea 1993 formal
durch ein Referendum von Äthiopien unabhängig geworden war. Ebenfalls
brisant könnte die künftige Verteilung von Wasser in der Region
werden. Sollte der Südsudan unabhängig werden und damit eigenständige
Ansprüche auf diese Ressource anmelden, droht ein weiteres
Konfliktfeld. "Deutschland sollte seinen Vorteil nutzen, dass es als
eines der wenigen Länder hohe Anerkennung sowohl im Norden als auch
im Süden des Sudans genießt und aktiv Einfluss nehmen auf eine
friedliche Beilegung der ungelösten Konflikte des Landes", sagte
Sayer.

Mit Blick auf das Referendum sind nach Angaben von Cora
Laes-Fettback, MISEREOR-Länderreferentin für den Sudan, bislang
zehntausende Menschen vom Norden in den Süden des Sudans gereist.
Zum einen taten sie dies, um an dem Referendum teilzunehmen. Zum
anderen aber auch vor dem Hintergrund, dass Staatspräsident Umar
Hasan Ahmad al Bashir den Südsudanesen unverhohlen damit gedroht
hatte, sie nach einer Unabhängigkeit des Südens im Nordteil des
Landes vom Zugang zu Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen
auszuschließen. Seit dem Friedensabkommen vom Januar 2005 haben sich
die Infrastruktur und die Leistungsfähigkeit staatlicher Stellen in
Teilen des Südsudans laut Laes-Fettback deutlich verbessert. In
ländlichen Regionen gebe es aber vielfach weiter keine geregelte
Versorgung mit Wasser, die meisten Straßen seien nur unzureichend
befahrbar. Auch existierten für die Bevölkerung kaum Möglichkeiten,
sich medizinisch betreuen zu lassen und Bildungseinrichtungen zu
besuchen.



Pressekontakt:
MISEREOR-Pressestelle, Ralph Allgaier, Tel. 0241/442 529,
Mobil: 0170/9159142, Ralph.Allgaier@misereor.de; Barbara Wiegard,
Tel. 030/44351988, Mobil: 0170/44351988, Barbara.Wiegard@misereor.de


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