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BERLINER MORGENPOST: Gleichberechtigung macht Lust auf Kinder - Leitartikel

Geschrieben am 29-12-2010

Berlin (ots) - Diese Nachricht geht ans Herz - und kommt im
richtigen Moment. Das Lied vom Kind in der Krippe noch im Ohr, die
strahlenden Gesichter der Sprösslinge im Weihnachtsglanz noch vor
Augen, erfahren wir vom unerwarteten Babyboom in Deutschland. Ist
Familie nun doch wieder angesagt? Zeigen die familienpolitischen
Maßnahmen wie Elterngeld & Co Wirkung? Oder handelt es sich um einen
- zugegeben erfreulichen - Ausschnitt aus der Statistik, der einer
detaillierten Analyse nicht standhält? Erstaunlich ist sie schon, die
Trendwende, die die vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamts
anzeigen. Nach dem Negativrekord bei der Geburtenentwicklung im
vergangenen Jahr könnte 2010 als Jahr mit dem größten Geburtenplus
seit einem Jahrzehnt in die Annalen eingehen - vorausgesetzt, die
Entwicklung der ersten drei Quartale bestätigt sich und hat von
Oktober bis Dezember angehalten. Bemerkenswert ist die Zunahme des
Babyglücks noch dazu - geht die Zahl der Frauen im gebärfähigen Alter
zwischen 15 und 45 Jahren in Deutschland doch eigentlich stetig
zurück. Die moderne Medizin dürfte ihren Teil zum Kindersegen
beitragen. Die Anzahl der Mehrlingsgeburten hat nach den neuesten
Daten jedenfalls signifikant zugenommen, das Alter der Mütter in
einigen Bundesländern auch. Die Medizin könnte mithilfe der
künstlichen Befruchtung den Trend sogar weiter ankurbeln: Nach Daten
des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung gibt es in
Deutschland etwa zwei Millionen Erwachsene über 25, die sich Kinder
oder noch mehr Kinder wünschen, deren Wunsch jedoch unerfüllt bleibt.
Vielleicht kann auch die Politik einen Teil des Erfolgs beim
Geburtenanstieg für sich verbuchen - weil sie familienpolitische
Themen wieder stärker in den Fokus rückt und sich um
familienfreundlichere Arbeitszeiten, bessere Betreuungsangebote und
finanzielle Unterstützung für Eltern und Kinder bemüht. Denn
wirtschaftliche Sicherheit und gesellschaftliche Anerkennung sind
unbestritten wichtige Faktoren bei der Entscheidung für oder gegen
Kinder. Doch letztendlich spielen die privaten Umstände die tragende
Rolle. Und hier ist eine weitere Studie vom Berlin-Institut
interessant - und ein Ansporn. Am meisten Kinder pro Frau werden in
den westeuropäischen Staaten geboren, in denen Männer und Frauen
weitgehend gleichberechtigt ihren Alltag leben, haben die
Wissenschaftler herausgefunden. Emanzipation statt Kindergeld als
Katalysator für mehr Nachwuchs also: Das ist eine Herausforderung für
alle Paare, die kein Politiker, kein Chef, kein Arzt abnehmen kann.
Lange dauert es in Deutschland, bis sich Frauen so selbstbestimmt
fühlen, dass sie den Schritt der Familiengründung wagen. Dann sind
sie eben auch mal 40, bis das erste Kind kommt. Doch auch den Männern
kommt die Lust auf Familie immer später, oftmals nie. Das mag daran
liegen, dass sie ebenfalls Schwierigkeiten haben, sich in ihrer Rolle
als moderner Vater zu definieren oder sie sich überhaupt
vorzustellen. Wenn noch mehr darüber debattiert würde, wäre die
Aufgabe vielleicht leichter zu lösen - und schneller. Und der Anstieg
der Geburtenrate könnte zu einem wirklichen Trend werden.



Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


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