(Registrieren)

Schulterschluss gegen Öffnungsklausel / Patienten, Ärzte und Zahnärzte gemeinsam gegen "Discountklausel"

Geschrieben am 09-12-2010

Berlin (ots) - Patientenvertreter, Ärzte- und Zahnärzteschaft
lehnen die von der Privaten Krankenversicherung geforderte so
genannte Öffnungsklausel ab. Auf der gemeinsamen Pressekonferenz
kündigten heute Bundeszahnärztekammer (BZÄK), Bundesärztekammer (BÄK)
und die Bürgerinitiative Gesundheit DGVP e.V. (DGVP) Widerstand gegen
eine solche Klausel an, die zu Billigmedizin auf Kosten der Patienten
führen würde. BZÄK-Präsident Dr. Peter Engel, Dr. Theodor Windhorst,
BÄK-Vorstandsmitglied sowie Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe
und DGVP-Präsident Wolfram-Arnim Candidus forderten die
Bundesregierung auf, sich eindeutig und glaubwürdig gegen die
Öffnungsklausel als "ernsthafte Gefährdung der medizinischen und
zahnmedizinischen Versorgung in Deutschland" auszusprechen.

Mit der so genannten Öffnungsklausel sollen (zahn-)ärztliche
Leistungen außerhalb der staatlich geregelten Gebührenordnungen auf
Grundlage von Separatverträgen zwischen Privatversicherern und Ärzten
abgerechnet werden. Die Private Krankenversicherung (PKV) will die
Öffnungsklausel im Rahmen der Novellierung der Gebührenordnung für
Zahnärzte (GOZ) und für Ärzte (GOÄ) durchsetzen, um ein wirksames
Mittel zur Patientensteuerung in den Händen zu halten. Insbesondere
will sie so ihre Gewinnmargen erhöhen. Die für die PKV elementaren
Zukunftsfragen werden nicht thematisiert. Dazu zählen die
vollständige Portabilität von Altersrückstellungen oder eine höhere
Effizienz der Krankenversicherungsunternehmen, etwa durch Vermeidung
exorbitant hoher Maklerprovisionen, kritisieren Patienten und Ärzte.
Um von ihren selbstverschuldeten Problemen abzulenken, treten die
privaten Krankenversicherungen stattdessen mit irreführenden Parolen
wie "echten Wettbewerb schaffen" für die Öffnungsklausel ein.

"De facto wäre aber genau das Gegenteil der Fall", so
BZÄK-Präsident Dr. Engel, "die Umsetzung einer Öffnungsklausel, die
letztendlich nichts anderes als eine `Discountklausel´ sei, führe in
der Realität zu einem ruinösem Preiswettbewerb zwischen den
Medizinern, zu weniger Behandlungsqualität durch Kostendruck und
einseitiger Abhängigkeit der vertraglich gebundenen Ärzte von der
PKV." "Die freie Arztwahl der Patienten und die Therapiefreiheit der
Ärzte würden sukzessive dem Preisdiktat und den einseitigen
Sparvorgaben der PKV zum Opfer fallen", ergänzte DGVP-Präsident
Wolfram-Arnim Candidus.

Ärztliche Gebührenordnungen sind vom deutschen Verordnungsgeber
ganz bewusst installierte Absicherungen gegen Missbrauch von
Marktmacht und für mehr Patientenschutz. "Die Öffnungsklausel aber
hebelt diese Schutzfunktion der Gebührenordnungen aus.
`Discountklausel´ statt `Öffnungsklausel´ wäre somit der treffendere
Begriff für diese gesundheitspolitische Geisterfahrt der PKV, mit der
sie viele Patientinnen und Patienten von einer flächendeckenden
ärztlichen und zahnärztlichen Versorgung auf hohem Niveau
ausschließen würde", so BÄK-Vorstandsmitglied Dr. Windhorst.
Gemeinsam müsse sachlich geprüft werden, wie durch Alternativlösungen
freier Wettbewerb zwischen den Krankenversicherungsunternehmen und
Patientenrechte mit einer kostenbewussten und effizienten
medizinischen Versorgung in Übereinstimmung gebracht werden können.

"Das Modell Öffnungsklausel wird längst nicht von allen
Versicherungen getragen", ergänzte Prof. Thomas Schlegel,
Rechtsanwalt für Medizinrecht. "Es vergrößert nur die Marktmacht der
großen Versicherungen, weil diese darüber Vorteile erlangen können
und somit der Wettbewerb auf Seiten der PKVen verzerrt wird", so
Schlegel weiter.

Die Vertreter der deutschen Ärzteschaft und Zahnärzteschaft
erklärten, dass sie die Umsetzung einer Öffnungsklausel im Rahmen der
Gebührenordnungsnovellen nicht akzeptieren werden. BÄK und BZÄK seien
bereit, die drohende "Discountklausel" mit allen zur Verfügung
stehenden Mitteln zu verhindern.

Originaltext: Bundeszahnärztekammer
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30852
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30852.rss2

Pressekontakt:
Bundeszahnärztekammer:
Dipl.-Des. Jette Krämer,
Leiterin der Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,
Telefon: 030-40005150, Fax: 030 - 400 05-159,
E-Mail: presse@bzaek.de

Bundesärztekammer
Alexander Dückers
Leiter der Pressestelle
Telefon: 030-400456700, Fax: 030 - 400 456 707,
E-Mail: presse@baek.de

Bürgerinitiative Gesundheit DGVP e.V.
Wolfram-Arnim Candidus
Präsident
Telefon: 06247-904 499 7, Fax: 06247 - 904 499 9,
E-Mail: info@dgvp.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

305437

weitere Artikel:
  • terre des hommes zum internationalen Tag der Menschenrechte am 10. Dezember: Moderne Sklaverei für den Textil-Weltmarkt verletzt Menschenrechte junger Inderinnen Osnabrück (ots) - Zum internationalen Tag der Menschenrechte macht das Kinderhilfswerk terre des hommes auf moderne Sklaverei in der Textilindustrie aufmerksam. Im südindischen Tirupur, einem der größten Textilstandorte der Welt, werden rund 40.000 junge Mädchen in Spinnereien und Nähereien wie Sklaven gehalten und ausgebeutet. »Die Mädchen bekommen etwa 20 Euro im Monat und das Versprechen auf einen Bonus von etwa 500 Euro nach Ablauf von drei Jahren. Sie arbeiten 12 Stunden am Tag, werden auf dem Fabrikgelände in überfüllten Hütten mehr...

  • Gröhe: Menschenrechte weltweit durchsetzen Berlin (ots) - Zum "Tag der Menschenrechte" am 10. Dezember erklärt der Generalsekretär der CDU Deutschlands, Hermann Gröhe: Die Verabschiedung der "Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte" am 10. Dezember 1948 ist ein Meilenstein in der Geschichte des Völkerrechts. Unter dem Eindruck der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs hatte sich die Staatengemeinschaft über die grundlegenden Rechte, die aus der gleichen Würde aller Menschen folgen, verständigt. Der "Tag der Menschenrechte" ist Auftrag und Ermahnung zugleich, uns jeden mehr...

  • Freie Wohlfahrtspflege warnt vor weiterer Kommerzialisierung des Glücksspielmarktes und spricht sich für gemeinwohlorientierten Glücksspielstaatsvertrag aus Berlin (ots) - Im Vorfeld der Ministerpräsidentenkonferenz am 15. Dezember zur Novellierung des Glücksspielstaatsvertrages appellieren die in der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (BAGFW) vertretenen Spitzenverbände an die Ministerpräsidenten der Länder, am Modell des gemeinwohlorientierten Glücksspielstaatsvertrages für Lotterien und Sportwetten festzuhalten. Nur so könne weiterhin eine verantwortungsvolle Regulierung dieser Bereiche gewährleistet werden. Die BAGFW ist in dieses Thema in doppelter Hinsicht mehr...

  • Steuervereinfachung: SoVD fordert Anhebung von Pauschbeträgen für behinderte Menschen Berlin (ots) - Mit Blick auf die geplanten Steuervereinfachungen der Bundesregierung fordert der Sozialverband Deutschland (SoVD) eine Anhebung der Pauschbeträge für behinderte Menschen. "Der SoVD appelliert eindringlich an Sie, den Pauschbetrag zugunsten behinderter Menschen nicht länger aus dem Verhandlungspaket auszuklammern, sondern in dieses einzubeziehen", heißt es in einem Schreiben von SoVD-Präsident Adolf Bauer an Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble. Nur so lasse sich der Eindruck vermeiden, die geplanten steuerlichen mehr...

  • MONITOR: Bleigefahr durch Kinderschmuck - EU will nicht handeln Köln (ots) - Trotz dringender Warnungen von Experten sieht die Europäische Union bei der Bleigefährdung in Kinderschmuck keinen Handlungsbedarf. In der neuen EU-Spielzeugrichtlinie, die ab Mitte nächsten Jahres in Deutschland angewendet werden muss, ist Kinderschmuck ausdrücklich ausgenommen. Und das obwohl Untersuchungsämter und Toxikologen vor hohen Bleikonzentrationen in Kinderschmuck warnen. Das berichtet das ARD-Magazin MONITOR in seiner heutigen Sendung (Das Erste, 22.00 Uhr). Das Schwermetall Blei kann zu Hirnschäden und mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht