(Registrieren)

Lausitzer Rundschau: Kuhhandel und Karlsruhe Die Atompolitik spaltet den Bund und die Länder

Geschrieben am 26-11-2010

Cottbus (ots) - Grundsätzlich gilt: Politische Kuhhandel, wie
jetzt um die Brennelementesteuer, sind zwischen Regierung und Ländern
üblich - das hat man bei Angela Merkels Hotelsteuer ebenso erlebt wie
einst bei Gerhard Schröders großer Steuerreform. Der Fall der
Brennelementesteuer ist insofern anders gelagert, als dass die
Regierung den anfänglich lauthals meuternden Unionsländern lediglich
die Prüfung einer Kompensation zugesagt hat. Dies wiederum ist so
unkonkret, dass sich der Verdacht aufdrängt, dass die Provinzfürsten
der Union nicht aus Landesinteresse klein beigegeben haben, sondern
schlichtweg aus parteipolitischer Motivation heraus. Angela Merkel
und ihre schwarz-gelbe Atomkoalition im Bund sollten im Bundesrat
nicht düpiert werden. Basta. Wer aber vorher die Backen so laut
aufbläst wie einzelne schwarze Länder, der muss sich nachher nicht
wundern, wenn er bei so einem wachsweichen Ergebnis kräftig verhöhnt
wird. Zumal wegen der desolaten Lage der Länderhaushalte die
Forderung nach finanziellem Ausgleich absolut legitim gewesen ist.
Eine Garantie, dass die Einnahmeausfälle aus der Brennelementesteuer
vom Bund gegenfinanziert werden, gibt es also nicht. Prüfen heißt
oft, versanden zu lassen. Gleichzeitig gibt es auch keine Garantie,
dass die Laufzeitverlängerung für die Kernkraftwerke Bestand haben
wird. Die SPD-geführten Länder ziehen vor das Verfassungsgericht, um
die Zustimmungspflicht des Bundesrates klären zu lassen. Das ist gut
so. In einer so heiklen Frage bedarf es der größtmöglichen
Rechtssicherheit, und die kann nur Karlsruhe herstellen. Schließlich
geht es um viel: Ohne wirklich überzeugend begründete Not hat die
Koalition einen weitgehend getragenen gesellschaftlichen Konsens
aufgekündigt und die energiepolitischen Weichen im Land für Jahre
elementar verstellt. Ob die Art und Weise, wie die Regierung dies
getan hat, verfassungskonform gewesen ist, wird sich zeigen.
Entscheidet Karlsruhe zugunsten der Genossen, und da liegt der
Mainzer Ministerpräsident Kurt Beck richtig, wäre die Folge kein
Atomchaos, sondern lediglich die Rückkehr zum gesetzlich geordneten
Ausstieg. Allenfalls würde dann noch das große Chaos in der Berliner
Koalition ausbrechen. Die SPD-Länder sind überdies zu Recht sauer,
dass sich der zuständige CDU-Bundesminister Norbert Röttgen gestern
nicht im Bundesrat gestellt hat - vielleicht war es die Rache dafür,
dass Rot-Grün einst beim Atomausstieg ebenfalls die Länderkammer
außen vor gelassen hat. Oder aber die Regierung wollte schlichtweg
nur ihre Auffassung, den Bundesrat nicht beteiligen zu müssen,
unterstreichen. Schlechter Stil ist es allemal von Röttgen gewesen.

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/47069
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_47069.rss2

Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

303252

weitere Artikel:
  • Lausitzer Rundschau: Da fehlt es an Etwas Brandenburgs Ex-Innenminister räumt Fehler ein Cottbus (ots) - Brandenburgs einstige Polit-Größe Rainer Speer hat Mut. Er denkt tatsächlich, er kommt mit einer Legende vom unwissenden Vater, der den Staat in aller Unschuld Unterhalt zahlen lässt und gewissermaßen aus Versehen die Mutter seines Kindes befördert, bei den Menschen durch. Der Mann, schon immer ein besonders auffälliges Exemplar seines Berufsstandes, treibt es tatsächlich auf die Spitze. So wenig Respekt vor dem Souverän, vor dem Volk, hat es bislang selten gegeben. Und solch eine Haltung offenbart ein Ausmaß an mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Atompaket Bielefeld (ots) - Strahlen können die Befürworter des Atompakets nach diesem Freitag noch nicht. Ihre Zustimmung haben sich die Unions-Länder im letzten Augenblick durch künftige Ausgleichszahlungen des Bundes abkaufen lassen. Parlamentarisch ist die Sache damit durch. Die Spannung kommt erst jetzt. Als niedersächsischer Ministerpräsident hat Christian Wulff eine Zustimmungspflicht des Bundesrates für die Atomgesetze gefordert. Und jetzt? Ist er als Bundespräsident zu einer anderen Auffassung gelangt? Wenn er mit seiner Unterschrift mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Merkel und die Grünen Bielefeld (ots) - So ein Desaster wie bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen möchte Angela Merkel nie wieder erleben. Sie hat gelernt aus der Pleite im Mai dieses Jahres, als Jürgen Rüttgers nicht zuletzt aufgrund des schwachen Regierungsstarts in Berlin die wohl bitterste Niederlage seiner Karriere einstecken musste. Damit bei der so wichtigen Landtagswahl am 27. März in Baden-Württemberg nicht ein zweites Debakel folgt, hat Angela Merkel in dieser Woche überraschend früh und rhetorisch klug den Wahlkampf eingeläutet. Obwohl mehr...

  • Westdeutsche Zeitung: Hohe Abzüge machen Teilzeitarbeit häufig unattraktiv Steuersenkung - warum eigentlich nicht? Ein Kommentar von Martin Vogler = Düsseldorf (ots) - Häufig sind Gesetze gut gedacht, bergen aber im Alltag Tücken. Das scheint auch die Aussage der Bertelsmann-Stiftung zu sein. Laut deren Studie rechnet sich für Zweitverdiener und Alleinerziehende Teilzeit-Arbeit wegen unseres Steuerrechts kaum. Das ist persönlich bitter und klingt ungerecht. Aber es lohnt, etwas genauer hinzuschauen. Denn zum Beispiel nach einer Elternpause ist eine Teilzeitarbeit häufig wegen der Kinder und des Arbeitsmarkts ein erster, notwendiger Schritt zurück zu einer vielleicht folgenden mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Integration / Muslime / Schröder Osnabrück (ots) - Zerrissen zwischen zwei Kulturen Wenn Familienministerin Schröder von kulturellen Wurzeln der "gewaltverherrlichenden Machokultur" spricht, so hat sie nur die Herkunftsgesellschaft der Migranten im Blick. Der Sozialisationsprozess dieser Jugendlichen spielt sich aber in dem Spannungsfeld zwischen zwei Kulturen ab. Dabei werden die Freiräume unserer modernen Gesellschaft von diesen Familien oft als dekadent interpretiert. Um ihren Nachwuchs zu schützen, pflegen sie einen stark autoritären Erziehungsstil. mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht