(Registrieren)

Pauschale Kritik der OECD an Biokraftstoffen unbegründet

Geschrieben am 18-09-2007

Berlin (ots) - Die jüngst in einem Bericht der Organisation für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) geäußerten
Forderungen bezüglich der weltweiten Abschaffung von Subventionen für
Biokraftstoffe stoßen bei Fachorganisationen der deutschen Land- und
Biokraftstoffwirtschaft auf deutliche Ablehnung. Der OECD-Bericht
sorgte in den vergangenen Tagen mit seiner pauschalen Kritik an
Biokraftstoffen weltweit für Aufmerksamkeit. Die Union zur Förderung
von Oel- und Proteinpflanzen e. V. (UFOP), die in Deutschland seit
annähernd 20 Jahren die Biokraftstoffmarkteinführung begleitet, sieht
die Gefahr, dass der Bericht auch hierzulande zu negativen
Bewertungen der Biokraftstoffe führt. Insbesondere auch notwendige
politische Entscheidungen könnten nachteilig beeinflusst werden,
obwohl die im Bericht geäußerten Kritikpunkte auf die hiesige
Situation in praktisch allen Bereichen nicht zutreffend seien.

Die von der OECD aufgestellte Forderung wird unter anderem damit
begründet, dass die staatliche Förderung alternativer Energiequellen
zu rapide steigenden Lebensmittelpreisen und der möglichen Zerstörung
natürlicher Lebensräume führe. Weiter heißt es in dem OECD-Bericht,
Politiker manipulierten den Markt zugunsten einer nicht erprobten
Technik, die sich nur begrenzt auf den Klimawandel auswirke. Zudem
werden Umweltschäden durch den Anbau von Energiepflanzen für die
Biokraftstoffproduktion befürchtet. Aus Sicht der UFOP ist
unverständlich, warum bei der Veröffentlichung des Berichtes nicht
auf die besondere Situation in Deutschland bzw. Europa eingegangen
wurde. Wie in keinem anderen Land der Welt ist gerade in Deutschland
die Produktion von Biokraftstoffen und hier insbesondere von
Biodiesel auf Basis von Raps ein etabliertes und funktionierendes
System. Ebenso unzureichend beleuchtet bleiben in dem Bericht die
Chancen, die mit der Biokraftstoffproduktion für die
Entwicklungsländer einhergehen.

Flächen für die Produktion von Energiepflanzen stehen weltweit in
ausreichendem Maße zur Verfügung. Das Potenzial stillgelegter Flächen
ist erheblich und der Fortschritt innerhalb der landwirtschaftlichen
Produktionstechnik wird in Zukunft noch für weiteres Ertragspotenzial
sorgen - sowohl für die Ernährung als auch die technische Nutzung.

Die Kritik, es würde eine nicht erprobte Technik genutzt, ist in
Anbetracht von mehreren hunderttausend Pkws und Nutzfahrzeugen, die
in Deutschland mit reinem Biodiesel, Biodieselmischungen sowie
Rapsölkraftstoff betrieben werden, nicht haltbar. Der Vorwurf eines
begrenzten Nutzens von Biokraftstoffen im Hinblick auf den
Klimawandel ist ebenfalls nicht verständlich, wenn man sich Zahlen
zur CO2-Einsparung ansieht, die von renommierten Instituten, wie
beispielsweise dem Institut für Energie- und Umweltforschung
Heidelberg GmbH (ifeu) stammen. Unter Beachtung sämtlicher
Aufwendungen bei Anbau, Transport und Verarbeitung von Biodiesel in
Deutschland ergibt sich beim Ersatz von einem Liter Diesel durch
Biodiesel eine Einsparung von 2,2 kg CO2-Äquivalent. Diese erhebliche
Einsparung kann sogar noch weiter gesteigert werden, wenn bei der
Produktion von Raps Biodiesel statt Diesel für den Betrieb der
landwirtschaftlichen Fahrzeuge eingesetzt wird und der Transport des
Ernteguts und des fertigen Biokraftstoffs ebenfalls unter Verwendung
von Biodiesel erfolgt. Eine kritische Betrachtung zu den
Ökobilanzstudien erfolgt durch die OECD in diesem Zusammenhang nicht.
Zitiert wird stattdessen die so genannte "EMPA"-Studie, die auch von
Fachleuten sehr kritisch hinterfragt wird. Bis heute existieren keine
international abgestimmten Systemgrenzen, um Ökobilanzstudien
vergleichbar zu machen. Ein erster Versuch ist die von der UFOP und
der Forschungsvereinigung Verbrennungskraftmaschinen (FVV) bereits
2004 geförderte Studie "CO2-neutrale Wege zukünftiger Mobilität durch
Biokraftstoffe" mit dem Ziel einer Bestandsaufnahme der international
verfügbaren Ökobilanzstudien ( www.ufop.de ).

Unbestritten ist auch aus Sicht der UFOP, dass Umweltproblemen,
die sich beispielsweise durch die Abholzung von Regenwald für die
verstärkte Biokraftstoffproduktion ergeben, in den betroffenen
Ländern unbedingt begegnet werden muss. Die UFOP unterstützt in
diesem Zusammenhang gemeinsam mit dem Deutschen Bauernverband die
Entwicklung eines Zertifizierungssystems für Biomasse zur
energetischen Nutzung.

Da die Bundesregierung beabsichtigt, die Förderung von
Biokraftstoffen an deren Beitrag zur Klimagasminderung zu koppeln,
hofft die UFOP, dass sich anstehende politische Entscheidungen nicht
an pauschalisierten und global formulierten Berichten, sondern an den
für Deutschland und der Europäischen Union gültigen und abgesicherten
spezifischen Gegebenheiten orientieren werden. Damit besteht die
Chance auch auf internationaler Ebene Instrumente für eine
nachhaltige Biomasseproduktion zu etablieren, an denen sich
schließlich auch die Ziele der Politik orientieren müssen. Die UFOP
fordert daher einen sachgerechten und ausgewogenen Diskurs mit allen
Beteiligten, der praktisch erst am Anfang steht. Die
Bioenergieproduktion sollte daher insgesamt als Chance begriffen
werden, die schließlich auch neue Technologiefenster für die
heimische Wirtschaft öffnet.

Originaltext: UFOP e.V.
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/15598
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_15598.rss2

Pressekontakt:
Dr. Norbert Heim
UFOP e. V.
Tel.: 0 30/31 90 4-202
E-Mail: n.heim@ufop.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

93219

weitere Artikel:
  • SoVD fordert mehr Anerkennung für ehrenamtlich Tätige Berlin (ots) - Anlässlich der Woche des Ehrenamts erklärt SoVD-Präsident Adolf Bauer: Ehrenamtliches Engagement ist ein unverzichtbarer Bestandteil einer solidarischen Gesellschaft. Insbesondere die ehrenamtliche Tätigkeit im sozialen Bereich ist von größtem Wert für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Ehrenamtliches Engagement muss gesellschaftlich noch stärker anerkannt werden. Bund, Länder und Kommunen sind aufgerufen, die Leistungen ihrer engagierten Bürgerinnen und Bürger mehr als bisher zu würdigen. In einigen Bundesländern mehr...

  • Plan engagiert sich für Abschaffung der Genitalbeschneidung Expertin der Hilfsorganisation informiert Bundestag über gewaltsame Tradition Hamburg (ots) - Alle zehn Sekunden wird irgendwo auf der Welt ein Mädchen oder eine Frau an den Genitalien beschnitten. Die Betroffenen leiden ein Leben lang an den Folgen, viele sterben. Am 19. September 2007 findet im Deutschen Bundestag eine Anhörung zu weiblicher Genitalbeschneidung statt. Alice Behrendt, Beraterin des Kinderhilfswerks Plan, berichtet über den Umgang mit dieser Menschenrechtsverletzung in Westafrika und stellt Maßnahmen der Organisation zur Überwindung der Beschneidung vor. "Laut Schätzungen sind etwa 140 Millionen mehr...

  • Paul Schäfer: Minister bereitet Verfassungsbruch vor - Jung nicht mehr tragbar Berlin (ots) - Bundesverteidigungsministers Franz Josef Jung (CDU) beharrt weiter auf seinen Plänen zum Abschuss entführter Zivilflugzeuge. Dazu erklärt Paul Schäfer, verteidigungspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE: Wer derart beharrlich die von Verfassung und Strafrecht gesetzten Grenzen überschreitet wie Franz-Josef Jung, ist als Minister nicht tragbar. Er sollte dem Grundgesetz, der Bevölkerung und den Piloten weitere Strapazen ersparen und seinen Rücktritt einreichen. Bisher konnte man der Meinung sein, Jung sei einfach mehr...

  • Oskar Lafontaine: Deutschland bald Schlusslicht in der Bildung Berlin (ots) - DIE LINKE übt harsche Kritik an der deutschen Bildungspolitik, nachdem im heute vorgelegten OECD-Bericht das deutsche Bildungssystem im internationalen Vergleich von Platz 10 auf Platz 22 weiter zurückgefallen ist. "Der OECD-Bildungsbericht stellt Deutschland ein verheerendes Zeugnis für eine verfehlte Bildungspolitik aus, die den Einzelnen wie dem Land mehr Chancen raubt als die Zukunft zu öffnen", kritisiert Oskar Lafontaine, Fraktionsvorsitzender DIE LINKE. "Einmal mehr wird bestätigt, dass das dreigliedrige Schulsystem mehr...

  • Bahnprivatisierung: BGA lehnt Tiefensee-Modell kategorisch ab Berlin (ots) - "An der Verfassungswidrigkeit des von Bundesverkehrsminister Tiefensee vorgelegten Gesetzes zur Teilprivatisierung der Deutschen Bahn AG kann kein ernsthafter Zweifel mehr bestehen. Mit Professor Ehlers hat nunmehr der siebte Staatsrechtler das Tiefensee-Modell als verfassungswidrig beurteilt. Das Verkehrsministerium hat damit in dieser Legislaturperiode nach dem Gesetz zur Privatisierung der Flugsicherung bereits das zweite verfassungswidrige Privatisierungsgesetz vorgelegt." Dies erklärte Gerhard Riemann, Vorsitzender mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht