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LVZ: Leipziger Volkszeitung kommentiert den Anschlag in Afghanistan

Geschrieben am 15-08-2007

Leipzig (ots) - Trauer und Zweifel
Von Anita Kecke
In die Trauer über die drei ermordeten Polizisten mischen sich Wut
auf die skrupellosen Täter und Zweifel, ob die Deutschen noch richtig
sind am Hindukusch. Genau das ist die Absicht der Taliban. Sie zielen
auf die Stimmung in der Bundesrepublik. Wenn die Terroristen sogar
den Leiter des Personenschutzkommandos der deutschen Botschaft töten
können, wer soll dann überhaupt noch sicher sein, fragen sich viele.
Das passt ins Raster der Radikalislamisten. Sie wollen mit dem
kaltblütigen Mord ihre Strategie unterfüttern. Denn sie wissen sehr
wohl, dass die Mehrheit der Deutschen inzwischen diesen Einsatz
ablehnt und dass der Bundestag vor der Entscheidung steht, das Mandat
zu verlängern oder nicht.
Wenn mit Deutschland einer der größten Truppensteller zaudert,
könnten auch andere umfallen, zumal bei den Briten und Kanadiern die
Zustimmung ebenfalls bröckelt. Auch die Polen, die über 1000 Mann
stellen, werden nun verstärkt diskutieren - gestern wurde der erste
polnische Soldat in Afghanistan erschossen. Die Geiseldramen
verschärfen die Debatte ohnehin.
Es ist in Ordnung, wenn die Politiker der Regierung und der meisten
Parteien versichern, dass sie das Engagement am Hindukusch fortsetzen
wollen. Das Wie muss aber diskutiert werden. Ein schlichtes "Weiter
so" verbietet sich angesichts der zunehmenden Irakisierung
Afghanistans von selbst. Dabei führt das gestrige Massaker im
Nordirak einmal mehr vor Augen, wie schlimm die Entwicklung verlaufen
kann, wenn auch noch die Volksgruppen brutal aufeinander losgehen.
Das Bestreben der Bundeswehr wie auch der meisten Nato-Verbündeten
ist der militärische Schutz für den zivilen Aufbau am Hindukusch. Das
gelingt nur, wenn sie das Vertrauen der Bevölkerung gewinnen. Doch
jedes aufgebaute Vertrauen bricht wieder zusammen, wenn bei
Luftangriffen der US-geführten Militäroperation gegen die Terroristen
Frauen und Kinder sterben. Das spielt den Taliban in die Hände.
Als Schwachpunkt erweist sich, dass die Nato kein einheitliches
Konzept hat für Afghanistan. Viele Partner halten sich zudem mit
ihrem Engagement sehr zurück. Hinzu kommt, dass der Aufbau der
afghanischen Sicherheitskräfte nur schleppend vorankommt. So lange
von Deutschen ausgebildete Polizisten gleich bei den Taliban oder den
Warlords anheuern, weil sie dort ordentlich bezahlt werden, wird sich
daran auch nichts ändern.
Deutschland darf sich nicht von Terroristen erpressen lassen und
sollte den Afghanistan-Einsatz verlängern. Das ist es den Menschen am
Hindukusch und den Verbündeten schuldig. Längerfristig gilt aber: Nur
wenn militärischer Schutz und ziviler Aufbau im ganzen Land parallel
laufen, ist an einen Erfolg der Mission zu denken. Das könnte den
Terroristen den Nährboden entziehen. Dazu braucht es aber insgesamt
mehr und nicht weniger Helfer - mit und ohne Uniform.
@a.kecke@lvz.de

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351
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Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


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