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Verfassungsschutz Sachsen: Staatsanwalt soll Polizeiermittlungen an Kriminelle verraten haben / Leipziger Kommissar im ZDF-Magazin "Frontal 21": "Wir sollten mundtot gemacht werden"

Geschrieben am 19-06-2007

Mainz (ots) - Georg Wehling, der frühere Chefermittler der
Leipziger Polizei gegen die Organisierte Kriminalität, erhebt schwere
Vorwürfe gegen die Staatsanwaltschaft Leipzig. Der 53jährige
Kriminalhauptkommissar sagte dem ZDF-Magazin "Frontal 21" in einem
Exklusivinterview: "Es ging darum, uns mundtot zu machen. Es ist im
Freistaat Sachsen nicht gewollt, Organisierte Kriminalität in diesen
Dimensionen zu bekämpfen."

Wehling und seine Fahnder vom Kommissariat 26 hatten Anfang 2002
durch Informanten das Kinderbordell "Club Rose" in Leipzig entdeckt,
in dem 14- bis 15-jährige Jungen zur Prostitution angeboten wurden.
Kurz vor dem Zugriff meldete ein Informant, dass die Zuhälter des
"Club Rose" offenbar von den verdeckten Polizeiermittlungen Kenntnis
bekommen hatten. Wehling zu Frontal 21: "Die Vertrauensperson
berichtete, dass die angebliche Täterseite gewarnt worden sei und
dass die Wohnung leer ist. Die Täter haben sich abgeduckt."

In einem Vermerk des sächsischen Verfassungsschutzes vom 14. Juli
2006, der "Frontal 21" vorliegt, wird der Leipziger Staatsanwalt R.
verdächtigt, die Zuhälter gewarnt zu haben: "Dem LfV Sachsen liegt
ein ernstzunehmender Hinweis vor, R. habe aufgrund seiner guten
Kontakte zu ... Personen des Rotlichtmilieus ... Tatverdächtige über
geplante bzw. laufende operative Maßnahmen der
Strafverfolgungsbehörden informieren lassen."

Derselbe Staatsanwalt leitete kurz danach, im Herbst 2002,
Ermittlungen gegen Wehling und einen seiner Fahnder ein. Den Beamten
wurde vorgeworfen, einen mit Haftbefehl Gesuchten lediglich
abgeschöpft, aber nicht verhaftet zu haben. Wehling wurde neun Monate
lang vom Dienst suspendiert, seine Informanten in der Rotlichtszene
in der Folge enttarnt. Sämtliche Ermittlungsverfahren gegen ihn sind
inzwischen eingestellt. "Es war eine strategische Maßnahme, die
verdeckte Arbeit in der Polizeidirektion Leipzig zu zerschlagen",
behauptet Wehling gegenüber "Frontal 21".

Der frühere Drogenkurier Frank Fritzsche, der wegen Einfuhr von
Drogen eine Haftstrafe in der Justizvollzugsanstalt Torgau absitzt,
erklärt in einer Eidesstattlichen Versicherung, dass zwei LKA-Beamte
ihn zu Aussagen gegen Wehling bewegen wollten. "Das Angebot bestand
darin, dass ich die Leipziger Beamten belasten sollte", sagt
Fritzsche im Interview mit "Frontal 21". "Im Gegenzug wäre es möglich
geworden, dass ich ins Zeugenschutzprogramm komme und dass man auch
mit der Strafhöhe etwas tun könnte." Fritzsche lehnte das Angebot ab
und bekam keinen Zeugenschutz im Prozess gegen den Drogenring. Das
Landeskriminalamt bestreitet auf Nachfrage von "Frontal 21", dass
seine Ermittler Fritzsche unter Druck gesetzt hätten. Ein Verfahren
gegen die beiden beschuldigten LKA-Beamten sei 2003 eingestellt
worden. Fritzsche bleibt bei seiner Darstellung.

Kriminalhauptkommissar Wehling deutet die Ermittlungen gegen ihn
als Versuch, die Arbeit seiner Polizeieinheit mit Informanten aus dem
Rotlichtmilieu zu zerstören. Im Interview mit "Frontal 21" sagt
Wehling: "Wir sind einigen, die uns dann weggeschossen haben, in
irgendeiner Weise zu nahe gekommen. Man hat gemerkt: Wir sind so nahe
dran, hier muss etwas passieren."

Rückfragen bitte an die ZDF-Redaktion "Frontal 21", Tel.:
030/2099-1254 (Michael Hölting)

Originaltext: ZDF
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=7840
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_7840.rss2

Pressekontakt:
ZDF-Pressestelle

Telefon: 06131 / 70 - 2120
Telefon: 06131 / 70 - 2121


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