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WAZ: Krippen für Kleinkinder: Sieg der Pragmatiker - Leitartikel von Christopher Onkelbach

Geschrieben am 02-04-2007

Essen (ots) - Eva-Prinzip contra Karrierefrau? Glucke gegen
Geschäftsfrau? Mutti contra Managerin? Wo bleiben da die Männer? Die
konservativen unter ihnen haben den Kampf um die heile Familie mit
Frau und Kind daheim offensichtlich bereits verloren. Denn die
konservativen Frauen haben die Macht, und die geben sich ziemlich
modern. Zum Beispiel Ursula von der Leyen von der CDU. Sie geht jeden
Tag zur Arbeit und hat trotzdem viele Kinder. Und sie möchte, dass
andere Frauen dies ebenfalls tun können. Mit der Einigung, dass es in
Zukunft für mindestens jedes dritte Kind unter drei Jahren ein
ganztägiges Betreuungsangebot geben soll, hat sie einen wichtigen
Etappensieg errungen.

Der Verlust über die Deutungshoheit des idealen Familienbildes
ist es, was die Konservativen in Rage bringt. Das ist der Grund,
warum der Augsburger Bischof Mixa so aus dem Häuschen geriet und von
"Gebärmaschinen" schimpfte. Wenn die Kinder kurz nach der Geburt in
staatliche Zwangsobhut verfrachtet werden, ginge es eigentlich nur
darum, der Wirtschaft neue Arbeitskräfte zuzuführen, meint Mixa.
Liberale hingegen reden gerne von Wahlfreiheit. Eine Frau müsse
wählen können, ob sie zuhause bleibt oder Karriere macht. Deshalb
seien Krippenplätze nötig.

In Wahrheit aber kann von Wahlfreiheit auch dann noch nicht die
Rede sein, wenn genügend Betreuungsplätze zur Verfügung stehen. Schon
heute haben viele Familien keine andere Wahl, als ihre Kinder
irgendwie unterzubringen, weil sie auf ein zweites Einkommen
angewiesen sind. Überdies gilt es, für die weitere teure Ausbildung
der Kinder Geld zurück zu legen, was über 70 Prozent der Eltern
bereits tun. Auch ein Studium ist ja nicht mehr umsonst.

Deutschland wird weiter streiten um ein modernes Familienbild. Im
wirklichen Leben aber geht es nicht um konservativ, liberal oder
links, nicht um traditionell oder modern. Es geht um die Bewältigung
des Alltags. Deshalb ist es sinnlos, aus der Betreuungsfrage ein
Glaubensbekenntnis zu machen. Schlecht für das Kind ist eine
professionelle Betreuung nur dann, wenn es sowohl in der Krippe als
auch zuhause schlecht behandelt wird. Psychologen wissen, dass beide
Modelle, Glucke oder Geschäftsfrau, dem Kind nicht schaden, sofern
die Bindung intensiv und intakt ist.

Auch wenn sich die Beteiligten nun auf den Ausbau der Betreuung
geeinigt haben - die ideologische Versuchung mag bei einigen groß
sein, das Vorhaben über Finanzfragen doch noch scheitern zu lassen.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=55903
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: (0201) 804-8975
zentralredaktion@waz.de


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