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Neue EU-Pflanzenschutz-Politik: Hürdenlauf für Landwirtschaft und Industrie

Geschrieben am 18-01-2007

Berlin (ots) - Obst- und Gemüsebauern könnte es besonders hart
treffen, wenn die im vergangenen Sommer von der EU-Kommission
vorgelegten Vorschläge für eine neue Pflanzenschutz-Politik
unverändert umgesetzt werden. Schon seit Jahren haben sie erhebliche
Probleme, gegen Schädlinge und Krankheiten in Obstplantagen und auf
Gemüsefeldern vorzugehen. "Die Behandlungslücken werden noch größer,
wenn durch die neue Pflanzenschutzverordnung wichtige Mittel vom
Markt verschwinden", erklärte Volker Koch-Achelpöhler,
Hauptgeschäftsführer des Industrieverbands Agrar e. V. (IVA), vor
Journalisten in Berlin.

Der Verordnungsentwurf der EU-Kommission vom vergangenen Sommer
soll die Pflanzenschutz-Richtlinie aus dem Jahr 1991 ablösen. Die
Verordnung würde in den Mitgliedsländern direkt gelten und müsste
nicht erst in nationales Recht umgesetzt werden. Das wäre ein Schritt
zu einer einheitlicheren Pflanzenschutz-Politik in Europa. Insgesamt
stellen die Vorschläge für die Pflanzenschutz-Industrie jedoch eine
"herbe Enttäuschung" dar.

"Wir rechnen damit, dass sich die Voraussetzungen für Forschung
und Entwicklung und die Planungssicherheit für die Unternehmen
erheblich verschlechtern", erklärte in Berlin Tobias Marchand,
Vorstandsvorsitzender des Fachbereichs Pflanzenschutz im IVA und
Deutschlandchef von Bayer CropScience.

Zahlreichen Wirksubstanzen und viel versprechenden neuen Molekülen
droht durch die Einführung neuer Kriterien für die Zulassung sowie
einer vergleichenden Bewertung das vorzeitige Aus.

Künftig soll nicht mehr das tatsächliche Risiko einer
Pflanzenschutz-Maßnahme Ausschlag gebend für eine Zulassung sein,
sondern die Gefahren, die von einem Stoff als solchem ausgehen
können. "Mit denselben Argumenten könnte man Kaffee oder Rotwein
verbieten, weil ihre Inhaltsstoffe in konzentrierter Form Krebs
erregend oder mutagen wirken können", erklärte Marchand dazu.

Sorgen bereitet auch die Tatsache, dass sich der Schutz des
geistigen Eigentums für die forschenden Unternehmen erheblich
verschlechtern würde. Unter dem Stichwort Transparenz fordert die
Kommission, wichtige Daten aus dem Zulassungsprozess offen zu legen.
"Unsere Konkurrenten könnten dann viele Millionen Euro teure
Forschungsergebnisse kostenlos für ihre eigenen Zwecke verwenden",
beklagte Marchand. "Innovationen lohnen sich aber nur, wenn wir die
eingesetzten Gelder refinanzieren können."

"Auf neue Pflanzenschutzmittel müssen die Landwirte künftig
möglicherweise drei Jahre länger warten als heute", kritisierte
Koch-Achelpöhler. Die Kommission will Produkt-Zulassungen erst
erlauben, wenn ein neuer Wirkstoff auf der Brüsseler Positivliste
steht. Bisher dauert das fast fünf Jahre. Dass die Kommission ihr
Ziel erreichen wird, das künftig in zwei Jahren zu erledigen,
erscheint Koch-Achelpöhler nicht wahrscheinlich.

Vorläufige nationale Produkt-Zulassungen haben bisher die
Wartezeit verkürzt. Diese Möglichkeit soll entfallen. "Das kann einem
Unternehmen Umsatzeinbußen bis zu 80 Millionen Euro bescheren",
rechnete der Verbandschef vor.

Rund 200 Millionen Euro muss die Industrie für die Entwicklung
eines neuen Pflanzenschutzmittels bis zur Marktreife aufbringen. Nur
noch sechs Unternehmen weltweit verfügen über die kritische Masse, um
auf diesem Gebiet erfolgreich zu forschen. Mit BASF und Bayer
CropScience sind zwei in Deutschland und mit Syngenta ein drittes in
der Schweiz angesiedelt. Zusammengenommen steuern sie über 70 Prozent
der internationalen Forschung und Entwicklung im Pflanzenschutz.

"Die Rahmenbedingungen, die Brüssel für unsere Unternehmen setzt,
wirken sich weltweit auf die Entwicklung von Pflanzenschutzlösungen
für die Landwirtschaft aus", betonte Marchand. "Deshalb brauchen wir
eine Pflanzenschutz-Politik die sich an wissenschaftlichen Kriterien
orientiert und unser geistiges Eigentum angemessen schützt."

Der Industrieverband Agrar e. V. mit Sitz in Frankfurt am Main ist
der Zusammenschluss von Unternehmen der agrarchemischen und
agrarbiologischen Industrie in Deutschland. Zu den Geschäftsfeldern
der 51 Mitgliedsunternehmen gehören Pflanzenschutz,
Pflanzenernährung, Schädlingsbekämpfung und Biotechnologie.

Originaltext: Industrieverband Agrar e.V.
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=16070
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_16070.rss2

Pressekontakt:
Industrieverband Agrar e. V., Pressestelle
Hannelore Schmid
Tel. +49 69 2556-1249 oder +49 177 8772222
Fax +49 69 2556-1298
E-Mail: schmid.iva@vci.de
www.iva.de


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