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Deutsche AIDS-Stiftung zum Welt-AIDS-Tag 2006: Weitere Zunahme der Zahl HIV-infizierter Menschen in Osteuropa

Geschrieben am 23-11-2006

Bonn (ots) - Sperrfrist: 23.11.2006 - 10:30 Uhr

Politische Führung im Kampf gegen AIDS gefragt

Bonn, 23. November 2006. Die Zahl der HIV-infizierten Menschen
stieg weltweit laut UNAIDS auf 39,5 Millionen Menschen. Im Jahr 2006
infizierten sich schätzungsweise 4,3 Millionen Menschen neu mit dem
HI-Virus, 2,9 Millionen Menschen starben an den Folgen der
Immunschwächekrankheit.

Die aktuelle Entwicklung in Deutschland
In Deutschland lebten laut Angaben des Robert Koch Instituts (RKI)
Ende 2005 rund 49.000 Menschen mit dem HI-Virus. Seit Anfang des
Jahrtausends steigt die Zahl der neu diagnostizierten HIV-Infektionen
jährlich an. Mit 2.486 neu diagnostizierten Infektionen in 2005 und
1.197 im ersten Halbjahr 2006 scheint nun eine Stabilisierung in
Deutschland auf erhöhtem Niveau erreicht. "Die Zunahme der neu
diagnostizierten HIV-Infektionen muss für alle beteiligten
Organisationen ein Zeichen sein, die Präventionsanstrengungen zu
verstärken," sagte Dr. Christoph Uleer, Vorstandsvorsitzender der
Deutschen AIDS-Stiftung. "Ungeachtet der veränderten HIV-Zahlen steht
Deutschland dank seiner erfolgreichen Präventionspolitik im Vergleich
mit vielen anderen europäischen Staaten sehr gut da. Während die
HIV-Prävalenz unter Erwachsenen in Deutschland bei 0,1 Prozent liegt,
beträgt sie in Frankreich 0,4%, in Italien 0,5% und in Spanien O,6%."
Weitere bemerkenswerte Trends seien, so Uleer, dass im Gegensatz zum
weltweiten Trend, die jährlich neu diagnostizierten HIV-Infektionen
bei Frauen in Deutschland seit Jahren stabil zwischen 400 und 500
Personen lägen. Bei einer wachsenden Zahl von mit HIV lebenden
Menschen in Deutschland sei daher der Anteil der Frauen von 26% im
Jahr 2000 auf derzeit 18% zurück gegangen. Andererseits stünden
Personen, die sich über heterosexuellen Geschlechtsverkehr infiziert
hätten, und nicht aus Hochprävalenzgebieten stammten, mit einem
Anteil von 17% zum ersten Mal seit 2001 wieder an zweiter Stelle der
neu diagnostizierten HIV-Infektionen.
Zu den niedrigen Infektionszahlen in Deutschland habe das deutsche
Präventionsmodell mit seinem Zusammenwirken von staatlichen und
medizinischen Akteuren mit der Zivilgesellschaft, wie der Deutschen
AIDS-Stiftung, maßgeblich beigetragen.

Die Entwicklung der HIV/AIDS-Zahlen in Osteuropa
Die Zahl der von HIV/AIDS betroffenen Menschen in Osteuropa und
Zentralasien stieg im Jahr 2006 wie bereits im Jahr 2005 weiter an.
Schätzungsweise 270.000 Menschen [170.000-820.000] infizierten sich
im Jahr 2006 neu mit HIV, so dass die Gesamtzahl der Menschen mit HIV
nun bei 1,7 Millionen [1,2 Millionen-2,6 Millionen] liegt.

Diese Entwicklung kann nach Ansicht der Deutschen AIDS-Stiftung
nur aufgehalten werden, wenn auch die Regierungen der in dieser
Region betroffenen Länder der Bekämpfung von AIDS die dringend nötige
Aufmerksamkeit geben. "Der aktuelle Stand der HIV-Infektionen in
Osteuropa und Zentralasien entspricht einem Anstieg um den Faktor 20
in weniger als einem Jahrzehnt. Nur umfangreiche Präventionsmaßnahmen
können die weitere schnelle Ausbreitung der Epidemie stoppen",
betonte Dr. Ulrich Heide, Geschäftsführender Vorstand der Deutschen
AIDS-Stiftung. Hier falle Deutschland mit der Übernahme der
EU-Ratspräsidentschaft eine besonders wichtige Rolle zu. Nur
länderübergreifend könne ein globales Problem wie die AIDS-Epidemie
angegangen werden. "Wir begrüßen in diesem Zusammenhang
außerordentlich, dass die Bundesregierung plant,
EU-Gesundheitsminister und Zivilgesellschaft zum Thema HIV
zusammenzubringen. Denn nur im Zusammenwirken können Konzepte der
Prävention greifen", so Heide. Er appellierte in diesem Zusammenhang
an die Regierungen der betroffenen Region, sich für die
Entstigmatisierung besonders betroffener Gruppen wie etwa
Drogennutzer einzusetzen und Harm-Reduction-Strategien zu entwickeln.
Der politische Wille sei eine entscheidende Voraussetzung für eine
umfangreiche Aufklärung, um Neuinfektionen zu vermeiden. Offenheit im
Umgang mit AIDS sei aber auch die Bedingung für die Integration
HIV-infizierter Menschen.
Untersuchungen wie das aktuelle Eurobarometer zeigen, dass der
Wissens-stand über die Übertragungswege von HIV sowie die Einsicht in
die Notwendigkeit von Präventionsmaßnahmen und Infokampagnen in
Osteuropa mangelhaft sind.

Fast ein Drittel der HIV-Neuinfektionen in Osteuropa und
Zentralasien betraf Menschen in der Altersgruppe 15 - 24 Jahre. Der
größte Anteil der jungen Personen mit HIV lebt in zwei Ländern: in
der Russischen Föderation und in der Ukraine, die zusammengenommen
ungefähr 90% aller Menschen mit HIV in dieser Region stellen. Der
Zugang zu antiretroviraler Therapie verbessert sich nur langsam.
Überall in Osteuropa ist die Benutzung nicht sterilen Drogenbestecks
immer noch der wichtigste Übertragungsweg der HIV-Infektion. Im Jahr
2005 war der Gebrauch nicht steriler Drogenbestecke für fast zwei
Drittel (63%) der gemeldeten HIV-Infektionen verantwortlich, bei
denen Informationen über den Übertragungsweg bekannt waren. Ein
steigender Anteil der HIV-Infektionen (37% aller im Jahre 2005
gemeldeten Fälle) ist jedoch Schätzungen zufolge auf ungeschützten
Geschlechtsverkehr zurückzuführen. Aus diesem Grund tragen Frauen
(viele von ihnen unter 25 Jahre) eine deutlich steigende Last der
HIV-Infektionen; im Jahr 2005 stellten sie in Russland und der
Ukraine einen Anteil von mehr als 40% der gemeldeten
HIV-Neuinfektionen.

Die Ausbreitung von AIDS in Osteuropa wird nach einer Studie des
Kieler Institutes für Weltwirtschaft (IfW) zumindest in absoluten
Zahlen deutlich höhere volkswirtschaftliche Schäden verursachen als
in ganz Afrika südlich der Sahara. Die Forscher schätzen den
"Wohlfahrtsverlust" durch HIV und AIDS in 25 Ländern Osteuropas auf
umgerechnet 950 Milliarden Euro.

Die steigende Zahl HIV-infizierter Menschen aus Osteuropa macht
sich überproportional in den Antragszahlen der Stiftung bemerkbar.
Bei insgesamt 1.764 Anträgen von Migranten in 2006 entfielen 61% auf
Menschen aus Afrika südlich der Sahara, 21% auf Betroffene aus
Osteuropa.
Menschen aus Osteuropa, die in Deutschland leben, sind außerdem
häufig schlechter informiert als Migranten aus anderen Ländern. Daher
ist es besonders wichtig, auch hierzulande Präventionsprojekte zu
entwickeln, die sich an diese Gruppe richten. Voraussetzung dafür,
dass sie überhaupt von Gesundheitsfragen erreichbar sind, ist auch
ihre soziale Situation. Nur wer in der Gesellschaft eingebunden ist
und eine Perspektive hat, kann von Prävention erreicht werden. Daher
spielt in diesem Zusammenhang ein Bemühen um Integration von
Migranten eine große Rolle.

Originaltext: Deutsche AIDS-Stiftung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=42803
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_42803.rss2

Pressekontakt:
Deutsche AIDS-Stiftung, Markt 26, 53111 Bonn
Dr. Volker Mertens, Leiter Öffentlichkeitsarbeit,
Email: Volker-Mertens@AIDS-Stiftung.de, Fax: 0228-60469-99, Telefon:
0228-60469-31


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