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Lausitzer Rundschau: Die Lausitzer Rundschau Cottbus zur Vertriebenenausstellung und deutsch-polnischen Beziehungen: So nicht!

Geschrieben am 28-08-2006

Cottbus (ots) - Das deutsch-polnische Verhältnis ist für Europa zu
bedeutsam, als dass es nur eine deutsch-polnische Angelegenheit wäre.
Aber was jetzt die Vertriebenenlobby ganz geschickt an Europäisierung
der eigenen Angelegenheiten versucht, ist ein zu billiger Umweg zur
Beförderung der eigenen Interessen. Die aber sind weder
gleichzusetzen mit dem, was Deutsche und Polen zu guten Nachbarn
werden lassen könnte, noch spiegeln sie die ganze Geschichte derer
wieder, die als Deutsche am Ende des Zweiten Weltkrieges ihre Heimat
verloren.
Es kann die leidvolle, ganz besondere Geschichte zwischen Deutschen
und Polen nicht einfach aufgehen in einem Europa, das im 20.
Jahrhundert auf vielfältige Weise und zu unterschiedlichen Zeiten
gequält wurde von der Zwangsumsiedlung ethnischer Minderheiten. Die
deutschen Heimatvertriebenen würden demnach den Opferplatz in der
Geschichte beanspruchen wie viele andere auch. Und die Polen wären
Täter wie eben auch die Deutschen zuvor und wie andere auch. Das, so
die Lesart der Initiatoren der Ausstellung und der Förderer des
geplanten Zentrums, wäre dann die Basis der Versöhnung. Und ihr
wichtigster Ort soll in der deutschen Hauptstadt, in Berlin, sein.
Damit aber wird Polen sich nicht abfinden können. Nach der deutschen
Besatzung, nach dem Völkermord Hitlers, nach der von Stalin
erzwungenen Westverschiebung seiner Grenzen ist dieses Land nicht
bereit für solch eine Art der Aufrechnung. Es wird sich - dies zeigen
die Reaktionen auf die derzeitige Ausstellung in Berlin - einem
derartigen Ansinnen aus gutem Grunde und einhellig verweigern. Diese
Weigerung ist nicht etwa eine Marotte der gegenwärtig in Polen
regierenden Nationalkonservativen. Sie zieht sich unterschiedlich
deutlich artikuliert durch alle Lager der polnischen Politik. Und sie
kann verstanden werden, wenn man sich vertraut macht mit der
Maßlosigkeit der Verbrechen, die von Deutschen auf polnischem Boden
verübt wurden und an die im übrigen mit Ausnahme des
Holocaust-Denkmals nirgendwo erinnert wird in der deutschen
Hauptstadt. Polen müssen und können die Vertreibung der Deutschen nur
als Antwort begreifen auf den Versuch, das eigene Volk zu versklaven
und seiner Identität zu berauben.
Diese verständliche Sicht der Dinge zu akzeptieren, ist
notwendigerweise der erste Schritt zur Versöhnung. Dann aber darf es
keinen Ort der Erinnerung geben, der die polnischen Empfindungen so
tiefgehend verletzt. Dem Leid der Deutschen, die millionenfach ihre
Heimat verloren, werden wir nur dann wirklich gerecht, wenn wir den
Polen ihrerseits nicht die Möglichkeit verwehren, ihr Mitgefühl, ihre
Anteilnahme zu bekunden. Die Ausstellung der Vertriebenen in Berlin
ist eine Sackgasse. Die Idee der Parlamentspräsidenten, sich in
absehbarer Zeit in Kreisau, einem der Zentren des deutschen
Widerstandes gegen Hitler, zusammenzusetzen und gemeinsam
nachzudenken, ist der richtige Weg. Dort wäre sicher auch der
richtige Ort für ein gemeinsames Erinnern.

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=47069
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_47069.rss2

Rückfragen bitte an:
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Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
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