(Registrieren)

Deutsches Institut für Menschenrechte unterstreicht Kritik des UN-Berichterstatters an zu engem Rassismusbegriff

Geschrieben am 15-06-2010

Berlin (ots) - Das Deutsche Institut für Menschenrechte begrüßt
den heute im UN-Menschenrechtsrat vorgestellten Bericht des
UN-Sonderberichterstatters zu Rassismus, Githu Muigai, über seinen
Besuch in Deutschland im Juni 2009. "Das Institut unterstreicht
besonders die Empfehlung des UN-Sonderberichterstatters, dass Bund,
Länder und Kommunen ihrem Handeln ein erweitertes Verständnis von
Rassismus zugrunde legen sollen", so Beate Rudolf, Direktorin des
Deutschen Instituts für Menschenrechte. Gleiches gelte für
Institutionen wie die Polizei und Gerichte. Rudolf wies darauf hin,
dass Rassismus in Deutschland oft mit rechtsextremer Ideologie und
Gewalt gleichgesetzt und dadurch zu eng verstanden werde. "Der
UN-Sonderberichterstatter sieht das zu Recht als ein grundlegendes
Problem an." Bereits die Europäische Kommission gegen Rassismus und
Intoleranz im Jahr 2009 und der UN-Ausschuss gegen Rassismus im Jahr
2008 hätten diese enge Sicht kritisiert.

Hendrik Cremer, Wissenschaftlicher Referent am Institut, hob die
Bedeutung eines erweiterten Rassismusbegriffs hervor. Damit würde der
Blick eröffnet, dass sich Rassismus nicht nur im rechtsextremen Lager
und durch Gewalt manifestiert. "Rassismus gibt es auch in der Mitte
der Gesellschaft." Rassismus zeichne sich dadurch aus, dass Menschen
pauschal bestimmte Eigenschaften zugeschrieben werden. Häufig gingen
damit Abwertungen einher. Auch Formen direkter, struktureller und
indirekter Diskriminierung in Bildung, Beruf und auf dem
Wohnungsmarkt könnten dann in Deutschland die nötige Aufmerksamkeit
erhalten.

Der UN-Bericht hebt hervor, dass Angehörige von Minderheiten in
Deutschland im Alltag in vielen Lebensbereichen rassistische
Diskriminierung erfahren. Daher verlangten Anstrengungen gegen
Rassismus in Deutschland umfassende Strategien. Dabei sei es
notwendig, die Situation von Angehörigen bestimmter Minderheiten
differenziert zu betrachten, etwa die spezifische Situation von
Juden, Roma, Sinti, Menschen arabischer Herkunft, Muslimen und
sichtbaren Minderheiten wie Schwarzen Menschen im Hinblick auf
rassistische Gewalt, Hassreden im Internet und Diskriminierungen im
Alltag zu berücksichtigen.

Der Bericht enthält eine Anzahl von Empfehlungen, die den Bereich
der Bildung, des Arbeitsmarktes und des Wohnungssektors betreffen, um
Diskriminierungen in diesen Bereichen entgegenzutreten. Dazu zählt
beispielsweise die Streichung einer Klausel im Allgemeinen
Gleichbehandlungsgesetz, welche Möglichkeit rassistischer
Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt eröffnet.

Außerdem enthält der Bericht Empfehlungen zur Verbesserung der
Lebensbedingungen von Asylbewerbern, zur Stärkung der
Antidiskriminierungsstelle des Bundes sowie zu positiven Maßnahmen
für eine angemessene Repräsentation von Menschen mit
Migrationshintergrund in staatlichen Institutionen.

Der Bericht des UN-Sonderberichterstatters, Herr Githu Muigai,
basiert auf einem Deutschlandbesuch im Juni 2009, zu dem ihn die
Bundesregierung eingeladen hatte. Dabei hatte der
Sonderberichterstatter zahlreiche Treffen mit Repräsentantinnen und
Repräsentanten der Bundesregierung, von Landesregierungen und
Kommunen, des Parlaments und nicht-staatlicher Organisationen.

Weitere Informationen:

Die Stellungnahme des Deutschen Institut für Menschenrechte zum
Bericht des UN-Sonderberichterstatters zu Rassismus im
UN-Menschenrechtsrat, 16. Juni 2010

Der Bericht des UN-Sonderberichterstatters zu Rassismus, Githu
Muigai, vorgestellt am 16. Juni 2010 im UN-Menschenrechtsrat

Beide: http://www.presseportal.de/go2/UN-Sonderberichterstatter

Originaltext: Deutsches Institut für Menschenrechte
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/51271
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_51271.rss2

Pressekontakt:
Bettina Hildebrand
Telefon (030) 259359-14 und Mobil (0160) 966 500 83
Email hildebrand@institut-fuer-menschenrechte.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

274302

weitere Artikel:
  • Mitteldeutsche Zeitung: zu "Arm und Reich" Halle (ots) - Die Einkommenspolarisierung verstetigt sich seit Jahren - und sie birgt erheblichen Sprengstoff für den Zusammenhalt der Gesellschaft. Wer sich das jüngste Sparpaket der Bundesregierung anschaut, wird Belastungen für die Besserverdienenden und Vermögenden vermissen, dafür aber Zumutungen selbst für Hartz-IV-Empfänger finden. Soziale Gerechtigkeit sieht anders aus. Derzeit herrscht zurecht eine "Statuspanik" - die verbreitete Furcht vor dem sozialen Abstieg. Wenn schon die Wirtschaftskrise die Ängste weiter schürt, mehr...

  • Rheinische Post: NRW braucht stabile Regierung Kommentar Von Detlev Hüwel Düsseldorf (ots) - Hannelore Kraft gerät mit ihrer Verweigerungshaltung zunehmend unter Druck. Mit der CDU mag die SPD-Landesvorsitzende nicht mehr reden, aber als Ministerpräsidentin will sie einstweilen auch nicht antreten. Die 49-Jährige, die eine steile innerparteiliche Karriere hinter sich hat, spielt ganz offenbar auf Zeit. Jetzt ist selbst den Grünen der Kragen geplatzt. Kraft müsse sich so rasch wie möglich zur Wahl als Regierungschefin stellen, verlangen sie. Doch das kann keine Lösung sein, um das Land in den nächsten mehr...

  • Rheinische Post: Brandherd Kirgistan Kommentar Von Matthias Beermann Düsseldorf (ots) - Mord und Totschlag herrschen in Kirgistan, Banden fallen pogromartig über die usbekische Minderheit her, brennen deren Häuser nieder. Bis zu 100.000 Menschen sind auf der Flucht. Das sind schreckliche Szenen einer "ethnischen Säuberung", wie wir sie auf dem Balkan erleben mussten oder in Afrika. Diesmal wird in Zentralasien gemordet, geplündert und vertrieben. Möglicherweise ist der Gewaltausbruch von den Anhängern des im April gestürzten Staatschefs Kurmanbek Bakijew organisiert worden. Doch längst bedroht der mehr...

  • BERLINER MORGENPOST: Kommentar zum Berliner Verfassungsschutzbericht Berlin (ots) - Die Berliner lassen sich nicht bange machen. Sämtliche Umfragen belegen, dass Sorgen um die Sicherheit in der Stadt die Menschen deutlich weniger drücken als etwa die Angst vor Armut im Alter, um die Bildung ihrer Kinder oder die Skepsis angesichts einer unsicheren wirtschaftlichen Zukunft. Diese für eine weltoffene Metropole notwendige Grundeinstellung, die eine Stadtgesellschaft vor hysterischen Sicherheitsmaßnahmen auf Kosten von Freiheitsrechten und Lebensfreude bewahrt, darf aber nicht dazu führen, die bestehenden mehr...

  • Ostsee-Zeitung: Kommentar zur DIW-Studie: Kluft zwischen Arm und Reich Rostock (ots) - Die Autoren der DIW-Studie warnen vor dem Sparpaket der Bundesregierung, weil es die Einkommensverteilung zugunsten der Besser und Bestverdienenden weiter beschleunige. Die Kritik ist berechtigt, die Bezugnahme auf die aktuelle Politik naheliegend. Doch in erster Linie müssen sich die Sozialdemokraten an ihre Nase fassen. Das untersuchte Jahrzehnt war maßgeblich von ihnen geprägt. Sie haben von 2000 bis 2009 erst den Kanzler und dann den Vize-Kanzler gestellt. Das Phänomen der Einkommensspreizung ist nicht neu und mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht