(Registrieren)

WAZ: Die Bundeswehr im Kriegseinsatz - Bittere Wahrheiten - Leitartikel von Gudrun Büscher

Geschrieben am 22-04-2010

Essen (ots) - Es klingt immer noch befremdlich, wenn die Kanzlerin
von Tapferkeit spricht, die den Bundeswehrsoldaten in Afghanistan
abverlangt wird. Tapferkeit gehört zu den Vokabeln, an denen für
viele Deutsche noch immer das Kriegstrauma klebt. "Nie wieder Krieg"
- mit dieser Hoffnung sind Generationen in Deutschland aufgewachsen.
Und im zusammenwachsenden Europa wurde es immer unwahrscheinlicher,
dass die Bundeswehr je zur Verteidigung der eigenen Landesgrenzen
eingesetzt wird. Deutsche Soldaten waren Brunnenbohrer, Sanitäter,
Brückenbauer - eine Art technischer Hilfsdienst auch in ihrem
Selbstverständnis. Und jetzt das. Der Wandel von der Hilfs- zur
Kriegsarmee ist seit den Anschlägen vom 11. September 2001 Realität.
Die Bundeswehr, so sagt Angela Merkel, verteidigt Deutschlands
Sicherheit in Afghanistan. Aber mit jedem Soldaten, der im Sarg
heimkehrt, werden Zweifel lauter. Was tun wir da? Macht der Einsatz
Sinn? Und: Wie viele Soldaten werden noch sterben? Es sind bittere
Wahrheiten, denen man sich auf der Suche nach Antworten stellen muss.
Der Einsatz in Afghanistan war gerechtfertigt. So richtig es war,
"Nein" zum Irak-Krieg zu sagen, so richtig war die Zustimmung zu
Afghanistan. Die Drahtzieher der Anschläge vom 11. September hatten
sich hier versteckt, ihre "Gotteskrieger" am Hindukusch ausgebildet.
Dazu kommt: Afghanistans Nachbar ist die Atommacht Pakistan. Beide
Länder verbindet eine kaum kontrollierbare Grenze. Der Gedanke, dass
die radikalen Islamisten oder Terroristen Atommaterial in die Finger
bekommen, ist ein Alptraum. Richtig ist auch, dass die Lage in
Afghanistan immer gefährlicher wird. Das verschweigt die Kanzlerin
auch nicht mehr. Es ist Krieg, und sie stellt sich dem Tod ihrer
Soldaten. Sie fordert Respekt, Solidarität und Mitgefühl und betont:
"Unser Einsatz ist nicht auf Dauer angelegt." Was sie nicht sagt: Wie
lange wird er dauern? Wie kommt man wieder heraus? Und wie hoch ist
der Blutzoll, den dieses Land ertragen kann? Denn sicher ist: Die
Zahl der Soldaten, die in Afghanistan sterben, wird steigen. Die
Bundesregierung wird sich der Sinnfrage immer wieder stellen müssen.
Und sie muss Antworten geben, ob sie zum Schutz der Truppe alles
getan hat. Und da sind erhebliche Zweifel angebracht. Es reicht nicht
aus, betagtes Kriegsgerät in die Region zu schicken, wo modernste
Hubschrauber, Drohnen und feinste Sensortechnik benötigt werden. Was
die Truppe aber genauso nötig braucht, ist Vertrauen und Akzeptanz.
Aber daran mangelt es nicht nur in Afghanistan.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

264135

weitere Artikel:
  • Märkische Oderzeitung: Agenturmeldung der Märkischen Oderzeitung Frankfurt (Oder) Frankfurt/Oder (ots) - Die Märkische Oderzeitung Frankfurt (Oder) berichtet in ihrer morgigen Ausgabe über die Enquetekommission zur Aufarbeitung der Nachwendezeit in Brandenburg, die teurer wird als ursprünglich geplant. Potsdam. Die Enquetekommission zur Aufarbeitung der Nachwendezeit in Brandenburg wird teurer als ursprünglich geplant. Das berichtet die Märkische Oderzeitung in ihrer morgigen Ausgabe (Freitag). Die Debatten um die finanzielle Ausstattung des Gremiums verzögern auch den Arbeitsbeginn des Gremiums. Derzeit sind 1,25 mehr...

  • Ostsee-Zeitung: Kommentar zum Kundus-Untersuchungsausschuss Rostock (ots) - Für Union und FDP steht fest: Der Kundus-Untersuchungsausschuss ist überflüssig geworden, weil Oberst Klein, der das verheerende Bombardement befohlen hatte, strafrechtlich freigesprochen wurde. Ganz anders die Opposition. In politischer und militärischer Hinsicht sieht sie jede Menge Aufklärungsbedarf. Welche Seite hat nach der Regierungserklärung der Kanzlerin und der Vernehmung Guttenbergs gepunktet? Die Koalition steht in Sachen Krieg am Hindukusch wenig überzeugend da. Wenn der Kanzlerin Merkel zur Rechtfertigung mehr...

  • Rheinische Post: Krankenkassen in schwerer See Düsseldorf (ots) - Ein Kommentar von Eva Quadbeck: Den Krankenkassen steht ein heißer Sommer bevor. Sie sind finanziell schwer unter Druck. An der Forderung der Barmer-Chefin nach einer Erhöhung des allgemeinen Beitragssatz kann man ablesen, dass auch die großen Dampfer der Branche finanziell gesehen schwere See in Sicht haben. Die Mehrheit der Versicherten muss sich auf Zusatzbeiträge noch in diesem Jahr einstellen. Die allgemeine Beitragserhöhung wird wahrscheinlich 2011 folgen. Die Zusatzbeiträge waren ursprünglich dafür gedacht, mehr...

  • Ostsee-Zeitung: Kommentar zum Rücktritt von Bischof Mixa Rostock (ots) - Respekt müsse man vor dem Rücktritt des Augsburger Bischofs Walter Mixa haben, ist von seinen wenigen verbliebenen Verteidigern zu hören. Respekt? Den hätte man vielleicht gehabt, wenn da ein Mann wie Bischof Mixa im Rahmen der losbrechenden Missbrauchs-Diskussion aufgestanden wäre und gesagt hätte: Auch ich habe gefehlt, habe mich einem Zeitgeist nicht widersetzt, der Gewalt gegen Schutzbefohlene als normal erachtet hat. Walter Mixa ist aber nicht aufgestanden. Im Gegenteil: Er wies alle Vorwürfe zurück. Machte die verhassten mehr...

  • Rheinische Post: Kundus - geklärt Düsseldorf (ots) - Ein Kommentar von Gregor Mayntz Das Verteidigungsministerium hat ganze Arbeit geleistet. Wenn es um die Verteidigung geht, und sei es um die des eigenen Ministers, dann sind die Profis von Strategie und Taktik in ihrem Element. Mit seinen minutiös vorbereiteten Antworten hebelte Karl-Theodor zu Guttenberg im Untersuchungsausschuss alle bohrenden Fragen aus. Danach bleibt für weitere Untersuchungen kaum etwas übrig. Was soll auch die Stoßrichtung sein? Dass er die wichtigsten Mitarbeiter nur als Bauernopfer für eigene mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht