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Neue Westfälische: Neue Westfälische Bielefeld: KOMMENTAR Griechenland und die Eurozone Der europäische Ochse MARTIN KRAUSE

Geschrieben am 18-04-2010

Bielefeld (ots) - Von einer griechischen Tragödie wird mit Blick
auf den Euro gesprochen. Doch das ist übertrieben, es hapert schon am
tragischen Helden, der das Gute will, aber die Katastrophe schafft.
Eher erinnert das Geschehen an eine Seifen-Oper, in der die
Familienmitglieder (16 Euro-Staaten) alle Schwüre (Stabilitätspakt)
vergessen, in der gelogen und betrogen wird.
Die griechische Wirtschaft bereitet tatsächlich Sorgen, es ist was
faul im Staate Griechenland. Spanien oder Irland haben sich dank der
EU und trotz hoher Schulden im Grunde gut entwickelt. Aber was hat
Athen mit den Brüsseler Milliarden angestellt? Ein Fraß der
Korruption?
Von wachsender Produktivität und von Effizienzsteigerungen durch
verbesserte Infrastruktur ist kaum die Rede. Das Land lebt hartnäckig
weit über seine Verhältnisse und importiert Waren im dreifachen Wert
seiner Exporte. Griechische Produkte sind wegen relativ hoher Löhne
oft zu teuer. Die wichtigste Geldquelle ist der Tourismus, und selbst
dessen Entwicklung wird skeptisch gesehen.
Andererseits: Von 1994 bis 2007 hat Griechenland sein
Pro-Kopf-Einkommen auf über 25.000 Dollar mehr als verdreifacht und
damit locker den anderen Sorgenstaat Portugal überholt. Das Land hat
von Europa stark profitiert - sofern die Zahlen stimmen.
Ist es also an der Zeit, die offenbar undankbaren Griechen aus der
Eurozone hinaus zu komplimentieren? Wirtschaftsforscher und Medien
verdammen derzeit alles Griechische, bezweifeln Griechenlands
Fähigkeit zur Integration. Der "Anfang vom Ende des Euro"
(Börsen-Zeitung)wird an die Wand gemalt.
Doch Vorsicht! Eine Allianz, die bröckelt, wird nur noch
angreifbarer. Soll der Euro es auf internationalem Parkett mit dem
Dollar aufnehmen, muss die Eurozone sich konkurrenzfähig verhalten.
Dazu gehört, nicht ständig über Sein oder Nichtsein zu
schwadronieren. In den USA käme niemand auf die Frage, das bankrotte
Kalifornien vom Dollar auszuschließen.
Zwar ist es wirklich fraglich, ob die Griechen ihre Kredite je
zurückzahlen können, aber auch ein "staatliches Insolvenzverfahren",
wie mancher es ernsthaft fordert, wäre mit einem Verzicht der
Gläubiger verbunden. Tatsächlich zahlen wir jetzt den Preis für den
Wunsch nach Schaffung einer größeren politischen Einheit. Es trifft
uns Deutsche besonders, weil wir schon die deutsche Vereinigung
stemmen mussten. Doch gerade diese Erfahrung zeigt, dass es gelingen
kann. Die Politiker wissen das. Sie nutzen den öffenlichen Druck auf
Griechenland, um Forderungen durchzusetzen. Ansonsten handeln sie
verblüffend cool.
Die schöne Europa muss den griechischen Stier, diesen schuldigen
Ochsen, endlich bei den Hörnern packen. Nötig sind strenge Regeln für
europäische Kredithilfe, harsche Strafen für Schuldensünder,
verschärfte Haushaltskontrolle und mehr politische Integration. So,
wie deutsche Kommunen unter Kuratel gestellt werden, geht es auch in
Europa. Eine Kreditagentur, die von der gesamten Eurozone getragen
wird und zinsgünstige Darlehen für die Partner besorgt, könnte
helfen. So bleibt die Chance, dass wir am Ende keine Tragödie erleben
und kein Melodram, sondern eine Komödie, in der jeder kriegt, was er
verdient. Wie bei Shakespeare.

Originaltext: Neue Westfälische
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/65487
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_65487.rss2

Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de


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