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Aktionsbündnis gegen AIDS zur Weltaidskonferenz / "Time to deliver": Menschen in armen Ländern müssen weiter warten / Vielversprechende Ansätze scheitern an Geld und politischer Unterstützung

Geschrieben am 18-08-2006

Toronto (ots) - Heute endet in Toronto/Kanada die 16.
Weltaidskonferenz. "WissenschaftlerInnen, SozialarbeiterInnen und
Betroffene haben viele erfolgversprechende Ansätze und Erfahrungen
präsentiert. Es ist jedoch ein Schlag ins Gesicht der Armen, dass
diese Konferenz ohne ausreichende Finanzierungszusagen endet", sagte
Olaf Hirschmann, Aids-Berater bei Brot für die Welt und Sprecher des
Aktionsbündnisses gegen AIDS. Während im vergangenen Jahr weltweit
rund acht Milliarden US-Dollar für die Aids-Bekämpfung zur Verfügung
standen, geht UNAIDS für 2007 von einem Finanzbedarf in Höhe von 18,1
Milliarden US-Dollar (14 Milliarden Euro) aus. Wir haben es also mit
einer Finanzierungslücke in Höhe von 10 Milliarden US-Dollar zu tun.
"Dass die Entwicklungsministerin den deutschen Beitrag auf 400
Millionen Euro pro Jahr erhöhen möchte, war längst überfällig. Um die
Aids-Pandemie in den Griff zu bekommen, sollte die Bundesregierung
allerdings 800 Millionen Euro in den Entwicklungshaushalt 2007
einplanen."

Angesichts der steigenden Neuinfektionsraten bei Frauen und
Mädchen wurde die Notwendigkeit, spezifische Präventionsmethoden zu
entwickeln, in vielen Veranstaltungen thematisiert. "Ob Femidome und
Mikrobizide für Frauen und Mädchen weltweit verfügbar werden, hängt
auch davon ab, wie die reichen Länder und die forschende
Pharmaindustrie diese Intiativen unterstützen", sagte Hirschmann. Die
ersten Ergebnisse aus klinischen Studien in Südafrika werden nächstes
Jahr vorliegen. Mikrobizide sollen bereits bekannte
Präventionsmethoden ergänzen. "Wenn Mikrobizide in fünf bis sieben
Jahren zugänglich sind, muss ihr Einsatz mit weiteren
Präventionsmassnahmen gekoppelt werden. Nicht zuletzt müssen wir auch
die Männer schulen, um die gesellschaftliche Akzeptanz aller
Präventionsmassnahmen zu erreichen", kommentierte Hirschmann.

Zur Behandlung von Kindern begrüsst das Aktionsbündnis gegen AIDS
die wasserlösliche Minitablette des indischen Generikaherstellers
Ranbaxy. Das Einstiegsmedikament ist von der
Weltgesundheitsorganisation (WHO) genehmigt und soll zum Preis von
ca. 60 US-Dollar pro Jahr für ein Kind verkauft werden. "Das indische
Beispiel zeigt, dass die günstige Herstellung von Kinderdosierungen
möglich ist," sagte Christiane Fischer, Vertreterin der
BUKO-Pharma-Kampagne im Aktionsbündnis gegen AIDS. "Forschende
Pharmaunternehmen haben nun keine Entschuldigung mehr, nicht auch
neuere Medikamente als Minitablette für Kinder in armen Ländern
herzustellen." Bislang stehen anerkannte Kinderdosierungen
ausschliesslich als bittere Säfte zur Verfügung. Diese müssen gekühlt
werden, was den Einsatz in tropischen Entwicklungsländern nahezu
unmöglich macht.

Für die nachhaltige Behandlung in Entwicklungsländern ist es
entscheidend, ob sie die Schutzklauseln des internationalen
Patentrechtes praktisch anwenden können. Das aktuelle Beispiel der
kanadischen Regierung und des kanadischen Pharmaunternehmens Apotex
hat gezeigt, dass die bisherige Regelung der Welthandelsorganisation
nicht funktioniert. Kanadas Patentrecht ermöglicht seit 2005 den
Export patentgeschützter generischer Medikamente in arme Länder. Das
erste Medikament, das unter dieser Regelung produziert wurde, ist
seit 10. August 2006 von der WHO genehmigt. Die komplizierten
Anforderungen der Welthandelsorganisationen verhindern jedoch, dass
das Medikament in ärmere Länder exportiert wird. "Die Regelung, die
eingesetzt wurde, um die öffentliche Gesundheit in
Entwicklungsländern zu schützen, dient bislang vor allem den
Interessen der forschenden Pharmaindustrie. Wir wissen nun, dass der
TRIPS-Kompromiss nicht funktioniert. Wenn die Bundesregierung den
Medikamentenzugang für ärmere Länder wirklich unterstützen möchte,
sollte sie sich für die grundlegende Revision des faulen
TRIPS-Kompromisses einsetzen", sagte Fischer.

Das Aktionsbündnis gegen AIDS ist ein Zusammenschluss von 100
zivilgesellschaftlichen und kirchlichen Organisationen der Aids- und
Entwicklungszusammenarbeit sowie mehr als 270 lokalen
Basisinitiativen in Deutschland. Gemeinsam appellieren sie an die
Pharmaindustrie und die Bundesregierung, ihrer Verantwortung im
weltweiten Kampf gegen HIV/Aids gerecht zu werden.


Originaltext: Aktionsbündnis gegen AIDS
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=52831
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_52831.rss2


Pressekontakt:
Katja Roll
E-Mail: roll@aids-kampagne.de
Tel.: 0049 (0)176 - 2419 48 98


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