(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Helmut Kohls Geburtstag

Geschrieben am 31-03-2010

Bielefeld (ots) - Kein Kanzler war so lange an der Macht wie er.
Kein Kanzler hat so polarisiert wie er. Helmut Kohl ist als tumbe
»Birne« veralbert und zum Provinzpolitiker aus der Pfalz
herabgewürdigt worden. Man hat ihn lange unterschätzt. Zugleich galt
einer Generation die Gleichung »Kanzler = Kohl« als
quasi-mathematische Konstante.
16 Jahre hat er regiert, acht Jahre die alte Bundesrepublik und - in
einer Art zweiter Kanzlerschaft - noch einmal acht Jahre das neue,
vereinte Deutschland. Helmut Kohls herausragende Leistungen sind die
Vollendung der Deutschen Einheit und die Fortentwicklung eines in
Frieden vereinten Europas. Nach dem Fall der Mauer zögerte er kurz
und ergriff dann mutig die Initiative. Dabei war der Fortgang der
Geschichte nicht so sicher, wie es heute gern dargestellt wird. Die
Einheit war ein Glücksfall, keine Glückssache.
Für Kohl war sie Etappenziel, nicht Endstation. Vom europäischen
Gedanken überzeugt, trieb er das Zusammenwachsen der
Staatengemeinschaft voran und bahnte dem Euro den Weg. Spätestens am
Ausgang einer Finanz- und Wirtschaftskrise historischen Ausmaßes
lässt sich erahnen, wie wertvoll die Gemeinschaftswährung für Europa
heute ist.
Helmut Kohl war ein Machtmensch. Mitunter hat er sein Umfeld
drangsaliert. Seine Heimatliebe und Bodenständigkeit aber hat er nie
verleugnet. Auch daran lag es, dass ihm die Massen folgten, wo sich
die Eliten abwendeten. Helmut Kohl dominierte die CDU. Er war schon
ein Netzwerker, als es den Begriff noch gar nicht gab. Kohl hatte
sein Ohr an der Basis, auch ohne Handy und SMS. Er modernisierte sie
inhaltlich und personell, beinahe bis zu seinem eigenen Sturz. Auch
holte er für die Union sensationelle Wahlergebnisse.
Am Ende hat Helmut Kohl der CDU großen Schaden zugefügt. In der
Parteispendenaffäre stellte er sein gegebenes Ehrenwort über das
deutsche Recht. Das musste zum Bruch führen. Kohl legte den
Ehrenvorsitz nieder. Die CDU aber stand vor einem Scherbenhaufen.
Lange hat es gebraucht, diesen Tiefpunkt zu überwinden. Heute sind
die Wunden verheilt, doch Narben bleiben. Helmut Kohl den
Ehrenvorsitz aufs Neue antragen? Für die Kanzlerin und
CDU-Vorsitzende stellt sich diese Frage nicht mehr. Das mag herzlos
klingen, ist aber nur konsequent und richtig. Hatte doch gerade
Angela Merkel, die einst als »Kohls Mädchen« die bundespolitische
Bühne betreten hatte, ihre Partei vom dunklen Schatten des Übervaters
befreit.
Visionärer Staatsmann und innerparteilich gefallener Held: Diese
Ambivalenz macht Helmut Kohl aus. Mit dem 9. November 2009 begann so
etwas wie sein Jahr. An diesem Samstag begeht er im ganz kleinen
Kreis seinen 80. Geburtstag. Der 20. Jahrestag der Deutschen Einheit
setzt am 3. Oktober den Schlusspunkt.
Es sei denn, das Nobelpreiskomitee lässt der Ehrung eines
weltpolitischen Hoffnungsträgers die Ehrung eines weltpolitischen
Leistungsträgers folgen. Barack Obama sagte im vergangenen Jahr, er
habe den Friedensnobelpreis nicht verdient. Helmut Kohl müsste das
nicht tun.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

260450

weitere Artikel:
  • Landeszeitung Lüneburg: Landeszeitung Lüneburg: Korruption bis in höchste Ebenen - Pedro Matías Arrazola, Stipendiat der Stiftung fÏr politisch Verfolgte, über die Macht der Drogenbosse in Mexiko Lüneburg (ots) - Mexiko gilt als eines der gefährlichsten Länder der Welt für Journalisten. Seit 2000 wurden mehr als 40 Reporter getötet. Kritische Autoren werden unter Druck gesetzt, Sie selbst erlebten eine brutale Entführung. Bleibt die Entwicklung der Pressefreiheit in Mexiko ein Traum? Pedro Matías Arrazola: Ja, Mexiko ist das zweit gefährlichste Land der Welt und das gefährlichste Lateinamerikas. Die Angaben über die Opferzahlen variieren, aber die Kommission für Menschenrechte in Mexiko hat dokumentiert, dass von 2000 bis mehr...

  • Rheinische Post: Stolperfalle Turbo-Abitur Düsseldorf (ots) - Kommentar von Frank Vollmer Was bisher eher ein diffuses Gefühl war, das hat die Landesregierung jetzt schwarz auf weiß: Das "Turbo-Abitur" nach acht statt neun Jahren Gymnasialzeit ist unbeliebt. Die Bürger in NRW sprechen sich mit Zweidrittelmehrheit gegen die Verkürzung aus sie sind damit noch skeptischer als der Bundesdurchschnitt. Es hilft nun nichts, wie das nordrhein-westfälische Schulministerium es tut, auf die Vorteile des Turbo-Abiturs hinzuweisen oder darauf, dass Lehrer- und Elternverbände die Umstellung mehr...

  • Rheinische Post: Linkes Wahlgetöse Düsseldorf (ots) - Kommentar von Gerhard Voogt Die Linkspartei in NRW hat hohe Hürden für eine Zusammenarbeit mit SPD und Grünen nach der Landtagswahl aufgestellt. Gymnasien, Real- und Hauptschulen sollen nicht nach einer Übergangsphase, sondern so schnell wie möglich abgeschafft werden. Wenn die Einheitsschule nicht sofort umgesetzt wird, wollen die Linken nicht mitregieren. SPD und Grüne werten die weltfremde Maximalforderung als indirekte Absage an Rot-Rot-Grün. Stimmt die Einschätzung? Fest steht, dass die steigenden Umfragewerte mehr...

  • Rheinische Post: Job-Wunder Düsseldorf (ots) - Kommentar von Birgit Marschall ie tiefste Krise der Nachkriegszeit schlägt sich weiterhin nur in abstrakten volkswirtschaftlichen Daten zum Bruttoinlandsprodukt nieder, das 2009 vorübergehend ins Minus gerutscht war. Den deutschen Arbeitsmarkt lässt sie nach wie vor fast unberührt. Ökonomen sprechen längst vom deutschen Job-Wunder: Anders als in allen sonstigen Industrienationen hinterließ die Krise hierzulande kaum nennenswerte Spuren, nur 200x0f000 Stellen gingen seit dem steilen Absturz im Herbst 2008 verloren. mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Ein Teil der Lösung Regierung billigt Konzept für Bankenabgabe Cottbus (ots) - Ideen hat diese Regierungskoalition zuhauf. Noch größer ist ihr Talent, sich darüber zu zerstreiten. Die Bürger verfolgen das Geschehen mit Grausen. Und entsprechend dürftig ist es um das Ansehen von Schwarz-Gelb bestellt. Doch nun scheint die Koalition ein Projekt gefunden zu haben, das die Gefühlslage vieler Menschen trifft und sogar noch Geld einspielt. Das Projekt heißt Bankenabgabe. Mit einem jährlichen Milliardenbetrag sollen die Geldinstitute einen Notfonds ansparen und damit selbst für hausgemachte Krisen geradestehen. mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht