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Westdeutsche Zeitung: Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr = Von Anja Clemens-Smicek

Geschrieben am 18-03-2010

Düsseldorf (ots) - In einem Punkt hat der
Kundus-Untersuchungsausschuss seinen Sinn und Zweck bereits erfüllt:
Er zeigt himmelschreiende Missstände in der Bundeswehrführung und im
Verteidigungsministerium auf. Dazu gehören Vertuschungsversuche
genauso wie die Mängel in der Kommunikation und das aufgeblasene
System von verschiedenen Stäben, die alle unterschiedliche Ziele
verfolgen. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es für
diesen genauso gefährlichen wie auch sensiblen Afghanistan-Einsatz
der Bundeswehr keine klaren Regeln bei der Informationsweitergabe
gibt. Auch wenn Verteidigungsminister Guttenberg Fehler im Umgang mit
dem Luftschlag gemacht hat: Es ist ein Armutszeugnis, wenn ein
Minister wichtige Details gefiltert und zu spät auf den Tisch
bekommt. Guttenberg muss in seinem Ressort aufräumen, schnellstens.
Der Untersuchungsausschuss gibt sich jedoch der Lächerlichkeit preis,
wenn er sich in Gezänk darüber ergeht, wann Guttenberg welchen
Bericht gelesen, sein Urteil vorschnell gefällt oder revidiert hat.
Denn dabei treten die wirklich wichtigen Fragen dieser Mission in den
Hintergrund. Was sind die Ursachen dafür, dass es überhaupt zu diesem
verheerenden Angriff auf die Tanklastzüge kommen konnte? Liegt es an
dem kleinen Bundeswehrkontingent in der hart umkämpften Nordprovinz,
das nicht überall gleichzeitig sein kann?
Liegt es an der Ausrüstung? Nicht zuletzt geht es um die Frage, wie
in Afghanistan eine dauerhafte Stabilität gewährleistet werden kann.
Damit sollten sich die politische und die militärische Führung
kritisch auseinandersetzen. Denn Fakt ist, dass die Bundeswehr die
Transformation von einer Verteidigungsarmee im Kalten Krieg zu einer
Truppe im Auslandseinsatz noch längst nicht vollzogen hat,
gleichzeitig in Afghanistan aber vor ihrer bislang größten
historischen Herausforderung steht.
Die Verantwortlichen sollten sich nicht allzu lange Zeit lassen mit
den Antworten auf diese drängenden Fragen. Immerhin gibt es aus der
Nato klare Signale, in nächster Zeit im deutschen Kommandobereich um
Kundus eine Offensive gegen die Taliban zu starten. Die Gefahren für
die Truppe nehmen mit jedem Tag zu. Und die Soldaten haben eine
professionelle Führung verdient, denn sie halten den Kopf hin.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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