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WAZ: EKD legt Papier zu Afghanistan vor - Predigt und Politik - Leitartikel von Angelika Wölk

Geschrieben am 26-01-2010

Essen (ots) - Kaum ein Satz hat in den vergangenen Wochen soviel
Aufmerksamkeit erregt wie der "Nichts ist gut in Afghanistan."? Kaum
ein Politiker von Rang, kaum ein Kirchenrepräsentant, kaum eine
Zeitung, die ihn nicht zitiert hat. Er stammt von einer Bischöfin,
von der Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland
(EKD), Margot Käßmann. Das ist bedeutsam für die gesamte
Auseinandersetzung.
Denn Politiker behandeln den Satz, als beinhalte er die politische
Bilanz des deutschen Afghanistan-Einsatzes, gehalten von einer
Politikerin vor dem Bundestag. Eine Bilanz, die teilweise harten
Protest auslöste. In Wirklichkeit jedoch gehört er zu einer Predigt,
gehalten von der Bischöfin in einer Kirche. Warum also reagieren
Politiker dermaßen harsch? Die Antwort liegt auf der Hand: Margot
Käßmann hat genau den wunden Punkt des Afghanistan-Einsatzes
getroffen. Sie hat die moralische Dimension zum Thema gemacht.
Die Politik hat sich bisher davor gedrückt. Sie hat statt dessen
Scheindebatten geführt; endlos lang diskutiert, ob das, was da
passiert, ein bewaffneter Konflikt, ein Stabilisierungseinsatz, ein
Kampfeinsatz oder ein kriegsähnlicher Zustand ist. Und jetzt, da die
EKD ein neues Papier zu Afghanistan veröffentlicht hat, heißt es
gleich: Der Rat der EKD fängt Käßmann wieder ein. Doch ein Gegensatz,
eine Distanzierung zu ihren Aussagen findet sich darin nicht.
Tatsächlich hat erst ihre Neujahrspredigt in der Öffentlichkeit
bewusst gemacht, dass am Hindukusch Menschen sterben, Taliban wie
Zivilisten, dass der Tod allgegenwärtig ist, auch für deutsche
Soldaten. Und seither wird - endlich - breit über die eigentliche
Sache debattiert, über das Verhältnis von Militäreinsatz und ziviler
Aufbauhilfe, über Tod, Verletzungen und Leid des Krieges.
Doch es geht in der Auseinandersetzung auch um Grundsätzliches, es
geht auch um das Verhältnis von Staat und Kirche, darum, ob
geistliche und weltliche Macht zweierlei Dinge sind - wie es Martin
Luther formulierte? Oder ob Kirche sich einmischen soll in Politik.
Nein, sie soll sich nicht einmischen, wenn es um die kurzlebige
Tagespolitik geht. Pfarrer und Bischöfe sind keine Politiker. Ja,
Kirche soll, sie muss sich einmischen, wenn es um die großen Fragen
unseres Daseins geht - wenn es um Leben und Sterben geht, um die
Menschenrechte, um Krieg und Frieden. Das ist ihr ureigenstes Metier.
Und genau das hat Margot Käßmann getan.
Wann hat eigentlich eine Predigt zuletzt eine solche Aufmerksamkeit
erregt?

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de


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