(Registrieren)

Westdeutsche Zeitung: Das Erfolgsrezept des Aussitzens funktioniert nicht mehr - Merkel verzaudert ihre Kanzlerschaft Von Friedrich Roeingh =

Geschrieben am 13-12-2009

Düsseldorf (ots) - Es scheint das Wesen einer neuen Regierung zu
sein, dass sie einen holprigen Start hinlegt. Unser mangelhaftes
Langzeitgedächtnis sorgt gleichwohl dafür, dass wir dieses Phänomen
immer wieder für ein neues halten. Die schwarz-gelbe Bundesregierung
bringt sich aber mittlerweile an so vielen Stellen selbst in
Bedrängnis, dass sie Gefahr läuft, bleibenden Schaden davonzutragen.
Immerhin steht nicht weniger auf dem Spiel als der Verlust der
schwarz-gelben Mehrheit in Nordrhein-Westfalen bei der Landtagswahl
Anfang Mai. Wenn dieser Verlust eintreten sollte, beginnt die
Zeitrechnung für die zweite Regierung Merkel noch einmal bei Null.

Die Kanzlerin muss deshalb dringend die Themen abräumen, deren
krisenhafte Verschärfung sie selbst verantwortet. Am deutlichsten
wird das bei den ersten Steuererleichterungen. Es geht längst nicht
mehr um die Prestigefrage, ob diese noch rechtzeitig zum
Jahreswechsel in Kraft treten können. In diesem Konflikt mit den
Ländern entscheidet sich grundsätzlich, ob sich die Bundesregierung -
die sich wohlgemerkt auf eine Mehrheit im Bundesrat stützt - von den
Ländern erpressen lässt. Würde sich Merkel die Zustimmung
Schleswig-Holsteins erkaufen, hätte sie für den Rest der
Kanzlerschaft ihre Handlungsfähigkeit verspielt. Um eine dritte
müsste sie sich kaum mehr Gedanken machen.

Die vergleichsweise albernen Streitfelder um die
Vertriebenen-Präsidentin Steinbach und die sogenannte Herdprämie für
Mütter zeigen, dass Merkel auch ihren Partnern von der FDP und der
CSU Grenzen aufzeigen muss. Hätte sie sich in beiden Fragen
rechtzeitig festgelegt, müsste sie jetzt nicht auf listige Auswege
aus der Defensive sinnen.

Am brenzligsten aber könnte für die Kanzlerin die
Legitimationskrise um den Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan werden.
In der Kundus-Affäre wird immer deutlicher, dass der Einsatz am
Hindukusch in eine kriegerische Eskalationsstufe getreten ist, die
die Politik der Öffentlichkeit nicht zumuten mochte und der die
Öffentlichkeit nur zu gerne ausgewichen ist. Die Kanzlerin muss
dringend eine grundsätzliche Neubestimmung vornehmen, bevor sie vor
dem Untersuchungsausschuss Rede und Antwort steht. Führen heißt, auch
unbequeme Wahrheiten auszusprechen.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211 / 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

242197

weitere Artikel:
  • Ostsee-Zeitung: Kunduz/Affäre/Guttenberg Rostock (ots) - Was wusste die Regierung, und wann wusste sie es? Wobei dahinter die eigentlichen Fragen lauern: Was wollte die Regierung, und warum wollte sie es? Denn scheibchenweise hat sich der selbstlose Einsatz der Bundeswehr unter dem UN-Mandat, Kabul militärischen Geleitschutz bei international unterstützter "Aufbauhilfe" zu gewähren, offenbar in einen brutalen Kriegseinsatz mit fragwürdigem Ziel verwandelt - und zwar, wenn zutrifft, was Medien jetzt berichten, mit dem Wissen höchster Regierungskreise bis zum Bundeskanzleramt. mehr...

  • RNZ: Rhein-Neckar-Zeitung, Heidelberg, zu: Guttenberg Heidelberg (ots) - Unterstellt, es wäre so gewesen, dass der von Deutschen angeforderte Luftschlag gar nicht den Tanklastwagen und der behaupteten Gefährdung des Feldlagers Kundus, sondern der gezielten Eliminierung hochrangiger Terroristen galt, dann wäre der Eisatz krass unverhältnismäßig gewesen. Aber dann bräche auch das Kartenhaus der amtlichen Einsatzstrategie zusammen. Dann hätten uns die beiden Vorgängerregierungen schon etwas vorgemacht. Dann wäre die ängstliche Vermeidung, die Mission Kriegseinsatz zu nennen, die eigentliche Lüge mehr...

  • Stuttgarter Nachrichten: zu Steuerstreit Stuttgart (ots) - Nein, eine gute schwäbische Hausfrau gäbe Angela Merkel gewiss nicht ab. Ihre Regierung ließ sich für Steuerentlastungsgesetze schon feiern, als es noch gar nicht klar war, ob der Bundesrat mitspielt. Es hat den Hauch der Peinlichkeit, wenn die geballte Wucht von Kanzlerin und Vizekanzler aufgeboten werden muss, um - wie am Sonntag geschehen - auf die störrischen Nordlichter der Küsten-Koalition einzureden. Handwerklich dubios ist es obendrein. Eine rasche, womöglich kostspielige Einigung mit Schleswig-Holstein riefe mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Steuer/Spitzentreffen Halle (ots) - Sollte es der Kanzlerin doch noch gelingen, Schleswig-Holstein durch Finanzzusagen für ein spätes Ja zum kleinen Steuersenkungspaket zu gewinnen, sie stünde dann da wie ein Erpressungsopfer, das letztlich zähneknirschend Erpressungsgeld gezahlt hat. Und im Fall ihrer Weigerung bliebe als Negativ-Fazit hängen: Das partei-interne Konfliktpotenzial wurde von der Bundeskanzlerin unterschätzt. Auch Carstensen hat sich bereits in eine Niederlage hineintaktiert. Er kann, wenn die Steuerfehde vorbei ist, wählen zwischen der mehr...

  • Neue Westfälische: Neue Westfaelische (Bielefeld): Verteidigungsminister unter Druck Neue Gefechtslage THOMAS SEIM Bielefeld (ots) - Darf der Staat töten? Ja, er darf. In exakt definierten Ausnahmesituationen haben Polizisten und Soldaten als Träger des staatlichen Gewaltmonopols den Auftrag, auch tödliche Gewalt anzuwenden. Zu diesen Ausnahme-Situationen gehören Geiselnahmen, die Verhinderung von Attentaten - und: Krieg. Deutschland befindet sich aber nicht in einem Krieg. Jedenfalls nicht in einem erklärten Krieg. Insofern ist der Hinweis der Opposition im Bundestag richtig, der Angriff auf zwei von Terroristen entführte Tanklaster sei nicht von mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht