(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Amokläufen

Geschrieben am 30-09-2009

Bielefeld (ots) - Amokläufe in Erfurt, Winnenden, Ansbach: Nachdem
der erste Schmerz abgeklungen ist, schlägt die Stunde der sogenannten
Experten. Psychiater, Medienpädagogen, Juristen, Kriminologen und
Ingenieure versuchen zu erklären, warum die Bluttat geschah und wie
sie sich in Zukunft vielleicht verhindern ließe. Die Palette der
Vorschläge reicht von unrealistisch über wohlfeil bis sinnvoll. Jetzt
legte der »Expertenkreis Amok«, der sich intensiv mit der Tragödie
vom 11. März in Winnenden befasste, als der 17-jährige Tim K. in der
Albertville-Realschule und auf der Flucht 15 Menschen tötete, 83
Empfehlungen vor.
Eine davon sollte die Politik sofort umsetzen. So fordern die
Fachleute, dass die Höchststrafe für Amokdrohungen von drei auf fünf
Jahre ausgeweitet wird. Das unermessliche Leid, das Gewalttäter aus
Menschenhass, Abscheu gegen Schule und Lehrer oder aus gekränktem
Stolz anrichten, ist schon schlimm genug. Dass sich dann auch noch
Trittbrettfahrer berufen fühlen, aus Geltungssucht oder welchen
Motiven auch immer Amokläufe anzukündigen, muss der Staat mit allen
rechtlichen Mitteln unterbinden. Nach Winnenden zählten die Behörden
sage und schreibe 200 Trittbrettfahrer. Hier hilft nur Abschreckung:
also rauf mit der Höchststrafe auf fünf Jahre!
In Deutschland herrscht weitgehend Einigkeit darüber, dass die
Schulen keine Hochsicherheitstrakte werden dürfen. Waffenkontrollen
und Metalldetektoren an den Eingängen gelten als übertrieben, als
deplatziert in Gebäuden, in denen junge Leute zu gebildeten,
toleranten, friedensliebenden, humanistisch gesinnten Menschen
geführt werden sollen. Nichts spricht gleichwohl dagegen, die
indirekte Sicherheit für Schüler und Lehrer zu verbessern. Deshalb
sollte die Politik den Vorschlag aufgreifen, spezielle Türsysteme
einzubauen, die sich im Ernstfall nur noch von innen öffnen lassen.
Kleingeistig mutet da die prompte Einschränkung des
baden-württembergischen Ministerspräsidenten Günther Oettinger (CDU)
an, sichere Türknäufe würden das Land 30 bis 50 Millionen Euro
kosten. Na und? Ist das Leben unserer Kinder dieses Geld etwa nicht
wert, während mit höheren Summen an anderer Stelle Straßen und
Brücken gebaut werden, die eigentlich gar nicht nötig wären?
Einige weitere Vorschläge der Experten kosten wenig, sind aber
sinnvoll: mehr Kontrollen bei Waffenbesitzern, die Altersgrenze für
den Gebrauch großkalibriger Schießeisen anheben, an den Schulen
stärker als bisher über die Rolle von Gewalt in Videos und
Computerspielen aufklären.
All das enthebt die Eltern aber nicht ihrer Verantwortung. Sie
entscheiden durch ihre Erziehung, ob jemand anderen mit Respekt
begegnet und mit Enttäuschungen umgehen kann. Wenn sinnvolle
Empfehlungen umgesetzt werden und Eltern auf ihre Kinder achten,
sinkt die Gefahr von Amokläufen. Hundertprozentige Sicherheit gibt es
aber nicht.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

228155

weitere Artikel:
  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Kaukasus-Krieg Bielefeld (ots) - Der Kaukasus-Krieg von 2008 zwischen Russland und Georgien hatte die schwerste Krise zwischen Ost und West seit Ende des Kalten Krieges ausgelöst. Dem Bericht der EU zum Ausbruch dieses Krieges zufolge kann sich Georgiens Präsident Michail Saakaschwili nicht mehr als Opfer einer groß angelegten russischen Offensive präsentieren. Man muss sich noch einmal vor Augen halten, auf welch unverantwortliche Weise Saakaschwili, der den Beitritt zur Nato anstrebt, den Westen in den Krieg mit hineinziehen wollte. Er bat gegen mehr...

  • WAZ: Sachlich bleiben - Kommentar von Angelika Wölk Essen (ots) - Ein 16-jähriger muslimischer Schüler hat es geschafft, eine bundesweite Debatte über Gebetsräume in den Schulen auszulösen. Das zeigt einmal mehr: Wenn es um Religion geht, und vor allem um den Islam, dann geht es immer auch um Emotionen, um tiefe Ängste und um Ideologie. Doch das Urteil des Berliner Verwaltungsgericht sollte mit Nüchternheit bewertet werden. Sicherlich muss eine staatliche Schule religiöse Neutralität strikt wahren. Das heißt, Muslime müssen keine Kreuze im Klassenzimmer ertragen. Genauso wenig dürfen mehr...

  • Ostsee-Zeitung: OSTSEE-ZEITUNG Rostock zu Kündigungsschutz Rostock (ots) - Dass man einen flexiblen Arbeitsmarkt und soziale Sicherheit unter einen Hut bringen kann, zeigen unsere dänischen Nachbarn. Hier können Arbeitnehmer leicht gekündigt werden. Sie sind dann aber sozial gut abgesichert, erhalten von der Arbeitslosenkasse zwei Jahre lang bis zu 80 Prozent des letzten Nettos als Arbeitslosengeld. Und sie finden auf dem flexiblen Arbeitsmarkt rasch einen neuen Job, wie die Arbeitslosenquote von aktuell 3,9 Prozent zeigt. Dabei tobt dort die Wirtschaftskrise so schlimm wie bei uns. Die Dänen mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Zukunft der SPD Halle (ots) - Das Land benötigt nicht weniger, sondern mehr Bereitschaft, sich der Realität zu stellen. Hierzu zählen die wachsenden Herausforderungen im internationalen Wettbewerb und für die Finanzierung der Sozialsysteme. An lohnenden Projekten fehlt es nicht. Es ist bedrückend, dass immer mehr Menschen trotz eines 40-Stunden-Jobs nicht genug zum Leben bleibt. Dass die Chance schwindet, durch eigene Anstrengung aufzusteigen. Unter solchen Bedingungen erodiert die Legitimation einer liberalen sozialen Demokratie. Das entmutigt die mehr...

  • WAZ: Elektronische Gesundheitskarte - Akzeptanz entscheidet - Leitartikel von Sven Frohwein Essen (ots) - Sie zählt zum Vermächtnis von SPD-Gesundheitsministerin Ulla Schmidt: die elektronische Gesundheitskarte. Die Gefahr ist groß, dass die unter massivem politischen Druck in den Markt gepresste Karte den Steuerzahler teuer zu stehen kommt. Wer den Ärzten in den Testbezirken über die Schulter geschaut hat, bekommt eine Ahnung davon, warum. Das Prestigeprojekt war mit vielen Vorschusslorbeeren bedacht worden. Einfacher sollte es werden - für Patienten und für Ärzte. Minimaler Aufwand, größtmöglicher Nutzen. Und eine spürbare mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht