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Westdeutsche Zeitung: Merkel = Von Christoph Lumme

Geschrieben am 30-09-2009

Düsseldorf (ots) - Wenn der sozialdemokratische Regierungspartner
die Kanzlerin schmähen wollte, wählte er häufig diese vier Worte: Sie
kann nicht führen!
Das Urteil ist so verkürzend wie falsch, denn die Meisterin des
Abwartens beherrschte die testosterongesteuerten Organismen ihrer
Großen Koalition mit kühler Präzision. Als präsidiale Vermittlerin
leistete sich Angela Merkel keine Kraftmeiereien. Ausgleichen,
lavieren, taktieren und schlichten - das waren die Koordinaten ihres
Machterhalts.
Nun aber wächst die Sehnsucht nach einem Rollenwechsel. Eine
schwarz-gelbe Koalition mit ihren programmatischen Schnittmengen gebe
Merkel nun endlich die Lizenz zum "durchregieren", erwarten
diejenigen, die die Große Koalition für ein parteipolitisches
Stillhalteabkommen hielten.
Doch wer erwartet, dass sich Angela Merkel als visionäre Alpha-Frau
neu erfindet, wird schon bald enttäuscht sein. Tatsächlich hat sie es
zwar in den kommenden Jahren mit einer flügellahmen oppositionellen
SPD zu tun, einfacher wird das Regieren für sie aber trotzdem nicht.
Erstens glaubt ihr neuer, vor Selbstbewusstsein berstender
Koalitionspartner, dass sie eine Kanzlerin von Guidos Gnaden ist.
Zweitens wird die bayerische Schwesterpartei nach ihrem desaströsen
Abschneiden ihre Störfeuer noch verstärken. Drittens werden auch die
anderen Ministerpräsidenten der Union keine Alleinherrscherin im
Kanzleramt dulden. Viertens bringen sich innerhalb der Union die
Parteiflügel argwöhnisch gegeneinander in Stellung. Und fünftens
dürfte sich bald eine linke parlamentarische und
außerparlamentarische Opposition bilden, die das Zeug dazu hat, gegen
jede neoliberale Idee aus dem Regierungslager die Macht der
Straße zu mobilisieren.
All diese Kraftfelder werden die Konsens-Kanzlerin dazu veranlassen,
das zu tun, was sie am besten kann: moderieren, für Ausgleich sorgen,
und, wenn dies misslingt, ihre Feinde ins Leere laufen lassen. Dabei
wird Angela Merkel bis zur Schmerzgrenze pragmatisch vorgehen und
sich zum Leid der FDP als Hüterin des Sozialstaates profilieren.
Aber die Liberalen sollten sich davor hüten, deswegen den Aufstand zu
proben. Denn auch diese Konstante bleibt: Wer Merkel unterschätzt,
hat schon verloren.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
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Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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