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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Rücktritt von Dieter Althaus

Geschrieben am 03-09-2009

Bielefeld (ots) - Mit dem Rücktritt von seinen Ämtern hat Dieter
Althaus die Konsequenz aus dem desaströsen Wahlergebnis der
thüringischen CDU gezogen. Das verdient Respekt, ist aber nichts
Ungewöhnliches. Horst Seehofer hat's - unnachahmlich lapidar - auf
den Punkt gebracht: »Die Abläufe in der Politik sind hart, wenn Sie
keinen Erfolg haben.«
Die Chance auf einen ehrenvollen Abgang hingegen hatte Dieter Althaus
schon lange zuvor verpasst. Einfach zu kalkuliert war sein Umgang mit
dem tragischen Ski-Unfall vom 1. Januar dieses Jahres, bei dem eine
41-jährige Mutter ihr Leben verlor. Erst sorgte die schnelle
Urteilsfindung mit einem nahezu maßgeschneiderten Richterspruch für
Erstaunen, dann folgte die Geheimniskrämerei um die Genesung des
51-Jährigen. Bis zuletzt war man bemüht, jeden Zweifel an seiner
Belastungsfähigkeit zu zerstreuen.
Wem das noch erträglich erschien, dem mussten Zweifel kommen, als
Althaus in Interviews allzu offen über sein Leben nach dem Unfall
Auskunft gab. Versuchte da einer, politisches Kapital aus einer
persönlichen Tragödie zu ziehen? »Ich bin ja gefragt worden«,
erklärte Althaus knapp. So bedurfte es erst einer Intervention der
Opferfamilie, um dem Treiben ein Ende zu setzen.
Keine Frage: Vor einem Fehler, wie er Dieter Althaus am Neujahrstag
unterlief, ist kein Mensch auf dieser Welt gefeit. Man sollte sich
also hüten, allein deshalb über ihn zu richten. Auch mag das
österreichische Gerichtsverfahren juristisch einwandfrei gewesen
sein. Und es stimmt sogar: Zahllose Journalisten haben bei Althaus
nachgefragt - weil der Unfall für sie »die Story« war.
Den Umgang aber mit einem solchen Fehler und den Fragen danach, den
hat jeder Mensch, den hatte auch Dieter Althaus selbst in der Hand.
Für den thüringischen Ministerpräsidenten stand der Entschluss
schnell fest. Er wollte in der Politik bleiben. Er wollte
weitermachen wie bisher. Entsprechend konsequent, geradezu
geschäftsmäßig kühl spulte er sein Programm ab. Für ihn mag das
alternativlos gewesen sein, für viele Menschen war es taktlos.
Seine Partei trägt dafür eine gehörige Mitverantwortung. In
Ermangelung eines geeigneten Nachfolgers schien es der CDU in Land
und Bund ganz recht, dass Althaus nicht aufgab. Anstatt den Menschen
Althaus zu schützen, hat sich die Partei hinter dem Politiker Althaus
versteckt. Der gesamte Wahlkampf wurde auf den Spitzenmann
zugeschnitten.
Kaum aber war diese Strategie krachend schiefgegangen, gingen die
Parteifreunde auf Distanz. Erst fehlte es an Unterstützung, dann
setzte die Kritik ein. Entsprechend pflichtschuldig fiel gestern so
manches Wort des Bedauerns aus. Nur zu gut weiß die CDU, dass man
ohne Althaus deutlich bessere Karten im thüringischen Koalitionspoker
hat.
Auch weil das so ist, muss Dieter Althaus nun selbst erleben, was es
bedeutet, wenn auf ein Einzelschicksal keine Rücksicht genommen wird.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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