(Registrieren)

Westdeutsche Zeitung: Im Wahlkampf sind sämtliche Maßstäbe verrutscht - Derr Affären-Skandal Von Alexander Marinos =

Geschrieben am 27-08-2009

Düsseldorf (ots) - Worüber hat sich die Republik eigentlich
wochenlang aufgeregt? Darüber, dass wir Kindern aus bildungsfernen
Schichten den sozialen Aufstieg noch immer viel zu schwer machen?
Darüber, dass der Staat die Leistungsträger unserer Gesellschaft
systematisch schröpft? Darüber, dass Bankmanager schon wieder beim
großen Finanzroulette mitmachen, weil sie wissen, dass der
Steuerzahler die "systemischen" Institute im Falle eines Falles
rettet - koste es, was es wolle? All das sind handfeste Skandale,
über die wir dringend reden müssen. Stattdessen gab es
wahlkampfbedingt erst die "Ulla-Schmidt-Affäre", dann die
"Guttenberg-Affäre" und schließlich die "Merkel-Ackermann-Affäre".
Dass nun ausgerechnet ein Hau-Drauf wie CSU-Chef Horst Seehofer ein
Ende dieser elenden Debatten fordert, sollte auch die Marathon-Läufer
unter den Empörungs-Erprobten aufrütteln: Der Mann hat Recht. Es
reicht!

Wie konnten die Maßstäbe nur derart verrücken? Natürlich ist es
ärgerlich, wenn sich die Gesundheitsministerin ihren Dienstwagen in
den Urlaubsort bringen lässt und das dann auch noch mit einem "Das
steht mir zu" kommentiert. Tagelang rechneten Steuerzahlerbund,
Rechnungshof und Haushaltsausschuss nach, ob hier oder da vielleicht
10 000 Euro zuviel ausgegeben wurden (man will gar nicht wissen, was
das Nachrechnen kostete). Natürlich ist es bedenklich, dass der
Wirtschaftsminister Gesetzestexte von Anwaltskanzleien schreiben
lässt, statt sich auf die Kompetenz der Experten im eigenen
Ministerium zu verlassen. Und natürlich ist es nur schwer einsehbar,
warum der Steuerzahler für ein Abendessen im Kanzleramt zahlen soll,
das in irgendeinem Zusammenhang mit dem Geburtstag des
Deutsche-Bank-Chefs steht. Aber wäre es nicht sinnvoller, solche
Dinge künftig schneller abzuhaken? Gerade erst wurde bekannt, dass
die Hypo Real Estate womöglich weitere sieben Milliarden Euro
braucht. Nur damit die Dimensionen klar sind: Dafür könnte sich Ulla
Schmidt ihren Dienstwagen noch weitere 700 000 Mal nach Alicante
bringen lassen.

Die Schweinegrippe ist nicht die einzige grassierende Seuche. Eine
andere ist die gemeine Affäritis: der Drang, aus jeder Verfehlung
eine Affäre zu machen, die den Blick auf die wahren Probleme
verstellt. Skan-da-lös!

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211 / 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

221379

weitere Artikel:
  • WAZ: FDP will NRW-Wirtschaftsministerin zu Bürokratieabbau zwingen Essen (ots) - Gegen den Rat aller fünf nordrhein-westfälischen Regierungspräsidenten will NRW-Wirtschaftsministerin Christa Thoben (CDU) ein Modellprojekt der Landesregierung zum Bürokratieabbau nicht wie verabredet NRW-weit umsetzen. Daran entzündet sich Streit in der schwarz-gelben Koalition. Das berichten die Zeitungen der WAZ-Mediengruppe (Freitagsausgaben). Schon 2005 hatten CDU und FDP im Koalitionsvertrag festgelegt, den fünf Regierungsbezirken nach dem Modell Ostwestfalen-Lippe (OWL) die inhaltliche Kompetenz bei der Aufstellung mehr...

  • Ostsee-Zeitung: Gedenken und helfen - Kommentar zu Merkel und Netanjahu Rostock (ots) - Weit wichtiger als Merkels Statement zur Siedlungspolitik ist womöglich die gemeinsam mit Netanjahu demonstrierte dezidiert harte Haltung zum iranischen Atomprogramm. Jenes beunruhigt Israel derzeit weit stärker als der Konflikt mit den Palästinensern. Israel hat deshalb bislang keinen Zweifel daran gelassen, dass es sich angesichts der bislang folgenlosen Sanktionspolitik der Weltgemeinschaft auf sich selbst verlässt. Im Staat der Juden werden die Stimmen lauter, die - mit Bezug auf den Holocaust - wie der Jerusalemer mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Deutschland-Israel Halle (ots) - Das Treffen der deutschen Staatsführung mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu war von überraschend klaren Worten geprägt. Absage an den weiteren Bau jüdischer Siedlungen und die Aufnahme ernsthafter Friedensverhandlungen mit den Palästinensern - die Botschaft ist deutlich formuliert. Von der oft gerügten "Feigheit vor dem Freund" war wenig zu spüren. Sicherlich sollte man den deutschen Einfluss in Nahost nicht überschätzen. Berlin hat sich bisher eher als Makler in diplomatisch heiklen Missionen denn mehr...

  • Ostsee-Zeitung: Kommentar zum Aufbau Ost Rostock (ots) - Dass die Industrie - trotz Krise - in puncto Produktivität und Wachstum weiter aufholt, stimmt optimistisch. Nur sollte man dabei die Kehrseite der Medaille nicht vergessen. Der Osten wächst, kann dabei jedoch die enorme Arbeitslosigkeit kaum abbauen. Und ohne Sozialtransfers sähe es für viele Menschen noch schlimmer aus. Aus der nüchternen Bestandsaufnahme nach 20 Jahren sollte vor allem die kritische Prüfung der Instrumente des Aufbaus Ost folgen. Der Aufbau Ost, der vielfach nur ein Nachbau West war, stößt an Grenzen, mehr...

  • Westfalenpost: Mädchen in der Ausbildung benachteiligt Hagen (ots) - Ungerechte Gleichung Von Thorsten Keim Weibliche Auszubildende bekommen weniger Geld als männliche. Dabei arbeiten sie laut DGB länger und haben weniger Urlaubstage. Damit wird bereits am Karriereanfang ein Trend vorgegeben, der sich leider noch viel zu oft wie ein roter Faden durch das weitere Berufsleben der Frauen zieht. Weniger Geld für gleiche oder bessere Leistung. Eine Gleichung, die zum Wohle des Arbeitgebers aufgeht. Bedenklich auch, dass laut dieser repräsentativen Studie in zahlreichen Ausbildungsberufen die mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht