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Berliner Morgenpost: Der Mut der Afghanen verpflichtet den Westen - Leitartikel

Geschrieben am 21-08-2009

Berlin (ots) - Von einer Erwartungshaltung gilt es auch nach der
zweiten freien Wahl in Afghanistan endgültig Abschied zu nehmen: Eine
Demokratie nach westlichem Vorbild wird das Land am Hindukusch
niemals. Dafür spricht weniger der schon entbrannte heftige Streit
zwischen dem amtierenden Präsidenten Hamid Karsai und dessen
schärfstem Herausforderer Abdullah Abdullah über den Wahlsieger, kaum
dass die Abstimmungsörtlichkeiten geschlossen und belastbare
Teilergebnisse vorgelegen hatten. Entscheidend ist, dass das Land von
Stammesstrukturen und ethnischen Unterschieden geprägt ist, die mit
den demokratischen Prinzipien des Abendlandes allenfalls partiell zu
vereinbaren sind. Ist der Einsatz der westlichen Militärmaschinerie
doch ein aussichtsloses, deshalb abzubrechendes Engagement?
Die Antwort kann nur wieder ein klares Nein sein. Die auch nach
Angaben der unabhängigen Wahlbeobachter beachtlich hohe
Wahlbeteiligung allen Drohungen und Angriffen der Taliban zum Trotz
sollte selbst die schärfsten Kritiker des Bundeswehreinsatzes
nachdenklich stimmen. Mit ihrer Stimmabgabe unter Lebensgefahr haben
Millionen Afghanen - Männer wie Frauen - ihren Willen bekundet, die
Lebensbedingungen im Lande nicht ein zweites Mal von den
Gotteskriegern der Taliban um Jahrhunderte zurückdrehen zu lassen.
Die Mehrheit der Afghanen hofft weiter, dass sie sich endlich sicher
in Stadt und Land bewegen können, die wirtschaftliche Entwicklung
Fortschritte macht und Lernen für Jungen wie Mädchen nicht länger
Ausnahme, sondern Selbstverständlichkeit wird.
Selbst wenn die Wahl nicht allen westlichen Ansprüchen genügte, kommt
die angesichts der Umstände überraschend starke Beteiligung an ihr
einem einzigen Hilferuf gleich: Internationale Isaf-Truppe und
Entwicklungshelfer aus den wohlhabenden Ländern - verlasst uns nicht;
lasst uns nicht im Stich. Auch für Deutschland kann das nur bedeuten:
Statt über einen überstürzten Rückzug zu diskutieren und damit die
Taliban nachträglich doch noch zum eigentlichen Sieger der Wahl zu
machen, muss auch die Bundeswehr entschlossener als bislang den Kampf
zur Befriedung des Landes annehmen. Patrouillenfahrten, selbst wenn
sie nicht ungefährlich sind, reichen nicht aus, um das Land zu
stabilisieren. Und begrenzte Offensiven wie bislang verpuffen allzu
schnell wieder, wenn die "gesäuberte Region" nicht dauerhaft
gesichert wird. Das klingt martialisch. Ist aber strategisch
dringlich. Sonst scheitert die Bundeswehr am Hindukusch. Parallel
dazu muss der Aufbau einer verlässlichen heimischen Armee und
Polizeitruppe beschleunigt werden. All das zusammen schafft die
Voraussetzung, dass sich Afghanistan allein gegen seine Feinde
verteidigen kann. Nur dann wird das Land kein erneutes
Ausbildungscamp für Terroristen, die im Westen bomben und töten.
Schließlich wird allein so ein zeitnaher Rückzug aus Afghanistan
möglich.
Der mutige Wahlgang so vieler Afghanen sollte auch Deutschland
bestärken, mehr Mut als bislang am Hindukusch zu zeigen.

Originaltext: Berliner Morgenpost
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2

Pressekontakt:
Berliner Morgenpost
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


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