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Westdeutsche Zeitung: Tickende Zeitbombe Kinderarmut Von Frank Uferkamp =

Geschrieben am 18-08-2009

Düsseldorf (ots) - Die Zahlen sind alarmierend, die Reaktionen
leider immer noch Routine: Jedes vierte Kind in NRW wächst in Armut
mitten in einer weiterhin reichen Gesellschaft auf - und die Politik
unternimmt so gut wie nichts dagegen. In Berlin streitet sich die
Große Koalition über alles mögliche, zum Beispiel über Dienstwagen,
über Mondmissionen oder Abwrackprämien. Doch die Zukunft der Kinder
stellen CDU und SPD selbst dann nicht ins Zentrum ihrer Überlegungen,
wenn sie Deutschlandpläne wie im Fall Steinmeier oder
Industrie-Konzepte wie im Fall Guttenberg vorstellen. Sozial- und
Familienpolitik spielt so gut wie keine Rolle im Wahlkampf - ein
Armutszeugnis für den verblassenden CDU-Star Ursula von der Leyen und
die einstmalige SPD-Hoffnung Olaf Scholz.

Sehenden Auges wird in Kauf genommen, dass hunderttausende Kinder
dauerhaft von einer gesellschaftlichen Entwicklung ausgeschlossen
bleiben, die mehr denn je Bildung und kulturelle Teilhabe verlangt.
Schon jetzt haben sich Strukturen herausgebildet, die sich bald zu
einer lähmenden Belastung ausbilden könnten: Arm und Reich markieren
nicht nur eine wirtschaftliche Trennlinie, sondern bedeuten immer
häufiger eine Vorsortierung. Wer aus einer armen Familie kommt, hat
im Jahr 2009 deutlich schlechtere Chancen, das Abitur zu machen als
seine Altersgenossen aus Mittelstandsfamilien. Vor allem aber: Er hat
eine wesentlich kleinere Aufstiegschance, als er sie noch vor 20 oder
30 Jahren gehabt hätte.

Dieses Problem ist natürlich auch den Parteien bekannt. Sie
scheuen aber davor zurück, das Thema offensiv anzugehen. Die SPD ist
an diesem Punkt durch die von ihr erfundenen Hartz-Gesetze
sozialpolitisch blockiert, die CDU hält weniger vom staatlichen
Eingriff als von den Selbstheilungskräften der Familien. Doch der
Glaube an Letzteres muss schwinden angesichts der immer größeren
Fliehkräfte in der Gesellschaft.

Der Vorschlag der NRW-Sozialverbände, 502 Euro Grundsicherung im
Monat einzuführen, mag nicht in allen Punkten zu Ende gedacht sein -
wer kontrolliert zum Beispiel, dass die Eltern das Geld nicht
zweckentfremden? Aber er lenkt den Blick der Politik wieder dahin, wo
der Handlungsbedarf besonders groß ist: nach ganz unten, zu den
Kleinen.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
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Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211 / 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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