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Berliner Morgenpost: Familienfreundlichkeit ist kein Selbstzweck - Leitartikel

Geschrieben am 06-08-2009

Berlin (ots) - Familie ist "in". Nicht erst seit die Politik das
Thema entdeckt hat. Aber Familie ist heute anders als noch vor 30
Jahren. Damals ging Vati arbeiten, und Mutti machte den Rest, also
Küche, Kinder und kreative Inneneinrichtung. Heute gibt es das
natürlich immer noch - aber auch die 18 Prozent der Familien, in
denen die Mutter allein mit ihren Kindern lebt, mal mehr, mal weniger
selbstbestimmt. Oder die 18 Prozent der jungen Väter, die Elterngeld
beantragen und sich für ein paar Wochen aus dem Job ausklinken. Eines
scheint bei aller Unterschiedlichkeit der Lebensformen klar: Das
Bedürfnis, nicht nur eine Familie zu haben, sondern diese auch zu
erleben, steigt. Sogar und gerade in Zeiten der Krise. So wichtig der
Job als ökonomische Basis für eine Familie ist - er ist im Gegensatz
zur Familie selbst ein unsicherer Faktor, auch das unterscheidet die
wahrgenommene Lebenswirklichkeit von der vor 30 Jahren.
Ein gutes Familienleben ist vielen Menschen heute mindestens ebenso
wichtig wie ein befriedigendes Berufsleben. Viel zu selten geht das
in Deutschland zusammen. Was nicht allein an den beschämend wenigen
betriebseigenen Kindergärten liegt. Es hat auch mit einem Berufsethos
zu tun, das Produktivität und Kreativität in abgesessenen Bürostunden
misst, natürlich in möglichst vielen. Dass das Unsinn ist, lernen wir
langsam. Auch, dass es im Gegenteil produktiver und
zufriedenheitsfördernder sein kann, es wie die Skandinavier zu
halten: Dort ist selbstverständlich, dass Väter ab 17 Uhr bei der
Familie sind. Schlechter als den Deutschen geht es den Schweden oder
Norwegern deshalb nicht.
Wenn nun IHK, Handwerkskammer und Gewerkschaften "familienfreundliche
Betriebe" in Berlin auszeichnen wollen, dann tun sie gut daran. Denn
viele Unternehmen, auch die öffentlichen, hinken der
gesellschaftlichen Entwicklung weit hinterher. Jeder lobt das dichte
Kinderbetreuungsnetz in Berlin - doch Berlins Firmen sind weniger gut
auf moderne Familien eingestellt. Betriebskitas, aber auch
Unterstützung für Mitarbeiter, die ihre Angehörigen pflegen, flexible
Arbeitszeiten, auch längere Auszeiten im Beruf, familiengerechte
Betriebsvereinbarungen - es gibt noch viel zu tun. Und dabei geht es
nicht um Wohltaten. Es geht auch darum, Unternehmen zukunftsfit zu
machen. Zufriedene Mitarbeiter sind eben bessere Mitarbeiter. Eine
Binsenweisheit, klar. Aber sie stimmt.
Der nun initiierte Wettbewerb um mehr Familienfreundlichkeit in den
Betrieben und eine "Deklaration zur Vereinbarkeit von Familie und
Beruf", wie sie der sogenannte Familienbeirat nun etwas pompös
betitelt vorlegt, schaden nicht. Was sie nützten, wird sich zeigen.

Originaltext: Berliner Morgenpost
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2

Pressekontakt:
Berliner Morgenpost

Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


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