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Berliner Morgenpost: Kommentar - Jetzt erst recht nach Mallorca!

Geschrieben am 31-07-2009

Berlin (ots) - Das Attentat von Palmanova bringt auch in
Deutschland den ältesten Terrorherd Europas in Erinnerung. Im
Baskenland, Spaniens wunderschöner, wohlhabender Nordostecke, hatte
die Gewalt während der 50 Eta-Jahre niemals aufgehört. Nur
gelegentlich war der Terror der Radikalen in deutschen Medien mehr
als eine kurze Meldung wert. Schließlich liegen die Touristenzentren
am Mittelmeer Hunderte Kilometer entfernt. Gerade auf Mallorca fühlte
man sich stets einigermaßen sicher vor der Mordlust der Separatisten.
Das erklärt auch die eher laxen Sicherheitsstandards vor dem
Guardia-Civil-Posten in Palmanova.
Für die Besucher der Insel gilt aber auch nach dem Mord an den beiden
jungen Polizisten: Ein Ausflug über die kurvige Küstenstraße oder ein
Bad im Meer sind sicher größere Risiken als die Möglichkeit, Opfer
eines Anschlags zu werden. Die baskischen Separatisten der Eta wollen
zwar auch auf Europas Ferieninsel Nummer eins Schrecken verbreiten
und den spanischen Staat an seiner ökonomischen Basis, dem Tourismus,
treffen. Anders als die islamistischen Terroristen, die vor fünf
Jahren in Madrider Vorortzügen ein Massaker mit 191 Toten
anrichteten, haben es die Etarras jedoch nicht auf möglichst viele
Opfer abgesehen.
In der Eta haben nach den Fahndungserfolgen der Polizei zwar junge
Heißsporne das Kommando übernommen. Aber auch diese müssen darauf
achten, sich im Umfeld der radikalen baskischen Nationalisten nicht
komplett zu isolieren. Im Visier der Killer stand darum sowohl in
Burgos als auch auf Mallorca nicht zufällig die Guardia Civil,
Spaniens Bundespolizei. Der alte Feind seit der Franco-Ära, als die
baskische Sprache und Kultur unterdrückt wurde.
Die Eta wird ihr Ziel, einen unabhängigen, sozialistischen Staat
"Euskadi" herbeizubomben nicht erreichen. Spaniens Demokratie und
Zivilgesellschaft sind 34 Jahre nach dem Tod des Diktators Franco
gefestigt. Die Ablehnung der Bürger gegen die Gewalt hat mit jedem
Mord zugenommen. Im Baskenland, das inzwischen eine Autonomie genießt
wie kaum eine andere Region Europas, regieren seit diesem Frühjahr
nicht mehr die bürgerlichen baskischen Nationalisten, sondern die
pro-spanischen Sozialisten mit Unterstützung der Volkspartei PP.
Aber obwohl die Eta schon seit Jahren totgesagt wird, existiert
weiterhin ein Milieu, das dem Terror als Basis dient. Nach Umfragen
hält jeder sechste Heranwachsende im Baskenland die Methoden der Eta
für legitim. Aus diesen zornigen jungen Menschen speist sich der
Nachschub für die Eta, obwohl 750 ihrer Mitglieder in Gefängnissen
sitzen.
Der Staat hat vieles versucht, Dialog und harte Hand. Die Spanier
wissen deshalb, dass es gegen den Hass einer verblendeten Minderheit
keine einfachen Rezepte und keine totale Sicherheit gibt. Trotz aller
Trauer leben sie mit mediterraner Nonchalance weiter. Das sollten
auch Touristen tun. In Angststarre zu verfallen und den Urlaub zu
stornieren würde bedeuten, sich dem Terror zu beugen. Deshalb: auf
nach Mallorca.

Originaltext: Berliner Morgenpost
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2

Pressekontakt:
Berliner Morgenpost

Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


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