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Weser-Kurier: Der "Weser-Kurier" (Bremen) kommentiert in seiner Ausgabe vom 29. Juli 2009 die Dienstwagen-Affäre von Gesundheitsministerin Ulla Schmidt:

Geschrieben am 28-07-2009

Bremen (ots) - Republik der Erregten
von Joerg Helge Wagner
Nehmen wir nur für einen kurzen Moment an, Ministerin Schmidt -
genauer: ihrem Fahrer - wäre die Dienstlimousine in Spanien nicht
geklaut worden. Was wäre passiert? Nichts. Wer hätte sich aufgeregt?
Niemand. Das ist eigenartig, denn über den Fahrzeugdiebstahl an sich
regt sich ja auch keiner auf - fast scheint es, als ob das
öffentlichen Spitzenkräften öfters einmal passiere. Was hingegen zu
bundesweiten Erregungszuständen führt, ist die Reise vor dem
Diebstahl - die aber wäre logischerweise die gleiche gewesen, nur
eben ohne das nachfolgende Gezeter.
Für die Zeitung mit den großen Buchstaben hat der Bund der
Steuerzahler flugs ausgerechnet, dass der Alicante-Trip mit der
Ministerinnen-Karosse 9372 Euro gekostet habe. Gut, davon fährt
Familie Jedermann dreimal zu viert in den Urlaub - ein Josef
Ackermann hingegen hat das in knapp drei Stunden verdient. Es kommt
also auf die Perspektive an. Wem ist Ulla Schmidt denn nun näher:
Familie Jedermann oder dem Chef der Deutschen Bank? Nach dem etwas
naiven Ideal, das sich die Deutschen gerne insbesondere von
sozialdemokratischen Politikern machen, sollten es natürlich die
Jedermanns sein. In der harten Realität aber sprechen wir bei Frau
Schmidt vom Regierungsmitglied eines 82 Millionen Einwohner zählenden
G-8-Staates, das einem Ministerium mit 1200 Bediensteten vorsteht und
einen Etat von viereinhalb Milliarden Euro zu verantworten hat - das
ist dann doch schon eher auf Augenhöhe mit Ackermann.
Von dessen Gehalt indes können Bundesminister, Kanzlerin,
Bundespräsident oder Verfassungsrichter nur träumen. Ihre
Arbeitszeiten wiederum, das darf man getrost unterstellen,
unterscheiden sich von denen des Spitzenbankers nicht so sehr.
Angesichts dessen und der Tatsache, dass Ministerin Schmidt nichts in
Anspruch genommen hat, was ihr nicht zustünde, wirkt die sommerliche
Erregung doch reichlich kleinkariert.
Was man Ulla Schmidt vorwerfen kann, ist die Reaktion ihres Hauses.
Dem Publikum weismachen zu wollen, dass man eine gepanzerte
S-Klasse-Limousine samt Fahrer für 500 Euro von Berlin nach Alicante
und zurück bewegen kann, ist wirklich dumm und dreist: Das Volk für
dämlich zu halten ist aber ein Luxus, den sich Politiker keinesfalls
leisten können.

Originaltext: Weser-Kurier
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30479
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30479.rss2

Pressekontakt:
Weser-Kurier
Produzierender Chefredakteur
Telefon: +49(0)421 3671 3200
chefredaktion@btag.info


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