(Registrieren)

Westdeutsche Zeitung: Affäre Ulla Schmidt = von Eberhard Fehre

Geschrieben am 27-07-2009

Düsseldorf (ots) - Ulla Schmidt hätte es eigentlich wissen müssen,
dass der Dienstwagen in Deutschland schon traditionell zur Affäre
neigt. Erinnert sei nur an die Namen Süssmuth, Bangemann oder
Clement. Nicht jedes Mal endeten diese Fahrten mit Verlust von Amt
und Wagen, der Verlust an Ansehen und Respekt aber traf alle. Und
doch glaubten jedes Mal alle bis zum Beweis des Gegenteils, sich auf
der sicheren Seite zu befinden - man habe schließlich "im Rahmen der
gesetzlichen Bestimmungen" gehandelt.
Das mag auch im Fall Schmidt formal so sein. Denn im Prinzip sollte
gegen eine auch private Nutzung des Dienstwagens nichts einzuwenden
sein, zumal Dienstliches und Privates nicht immer klar zu trennen
sind. Ob das aber rechtfertigt, die gepanzerte Dienstlimousine mit
Chauffeur samt dessen 15-jährigem Sohn auf eine 5000 Kilometer lange
Reise zu schicken, darf bezweifelt werden. Und die beiden
"dienstlichen Termine" der Ministerin in Spanien sind tatsächlich ja
nur groteske Alibi-Veranstaltungen: Der Besuch beim Bürgermeister des
Kleinstädtchens Denia, bisher nur bekannt als Zufluchtsort vieler
NS-Verbrecher, mag wohl für den Weltfrieden unverzichtbar sein,
erfordert aber ebenso wenig den S-Klasse-Mercedes wie das
Wachbataillon. Und ein Vortrag vor einigen Deutschen im benachbarten
6000-Seelen-Dorf Els Poblets wäre wohl auch mit dem Taxi zu
bewältigen.
Dass es tatsächlich auch so geht, ohne dass der Staat Schaden nimmt,
beweisen andere Kabinettsmitglieder. Aber Ulla Schmidt fühlt sich
wohl schon in einer belagerten Wagenburg, bei deren Verteidigung eh
alles wurscht ist. Ihr trotziges: "Das steht mir zu!" bestätigt ja
geradezu das realitätsferne Feindbild, das ihre Gegner seit Jahren
von ihr zeichnen. Denn auf Nachsicht darf diese Frau nicht hoffen:
Wer die Praxisgebühr erfunden und sich mit Kassen, Ärzten, Patienten
und Pharmaindustrie zugleich angelegt hat, darf nicht überrascht
sein, wenn ihm nun diese Gegner die eigene Dummheit um die Ohren
schlagen.
Rücktrittsrufe aber sind zwei Monate vor der Wahl überflüssig. Zu
solcher Empörung fehlt uns angesichts der wirklichen Probleme auch
schon fast die Kraft. Aber den Kopf schütteln und uns wundern
darüber, das so etwas tatsächlich möglich ist, das dürfen wir wohl
schon.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

216151

weitere Artikel:
  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT zum Thema: Ärzte-Honorare Bielefeld (ots) - Ganz so schlecht wie sie geredet wurde, kann die Honorarreform für die Praxisärzte nicht gewesen sein. Besser als erwartet, sagt sogar Andreas Köhler, Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Wenn die niedergelassenen Ärzte im ersten Quartal bundesweit 7,8 Prozent mehr eingenommen haben, wird damit eine Tendenz beschrieben: Es wurde mehr Geld verteilt. Und wie im richtigen Leben gibt es bei der Reform Gewinner und Verlierer. Die Mediziner in Baden-Württemberg haben 0,7 Prozent weniger erhalten, die in Berliner mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Arzthonoraren Halle (ots) - Ärzte sind in der neuen Honorarwelt angekommen. Die Vergütung im Osten entspricht jetzt weitgehend der im Westen. Der Aufschrei von Ärzten in westlichen Bundesländern, die Einbußen von bis zu 30 Prozent erwarteten, war verfrüht. Um aber nicht falsch verstanden zu werden - die Ärzte, zumal die in den neuen Bundesländern, haben es verdient. Zulange haben sie für gleiche Leistungen viel weniger Geld erhalten als ihre West-Kollegen. Die höheren Honorare sind nun aber gleichzeitig eine Verpflichtung, die wohnortnahe, qualitativ mehr...

  • RNZ: Verloren Die Rechnung der Ärzte ging nicht auf: Die Honorarreform hat sich als richtig erwiesen Heidelberg (ots) - Von Klaus Welzel Da hilft kein Deuteln: Die Ärzte haben mit ihren Protesten gegen die Honorarreform schamlos übertrieben. Sie haben Patienten instrumentalisiert, teilweise nur gegen Vorkasse gearbeitet und sie sind mit Behauptungen auf die Straße gezogen, die nun Lügen gestraft werden. Denn politisch ist diese Honorarreform ein Triumph. Ausgrechnet für jene Ulla Schmidt, die sich im halb-privaten Leben - siehe Dienstwagenaffäre - als so maßlos erweist. Dennoch: Im Kampf gegen die Ärzte - und so muss man diese Auseinandersetzung mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT zur Einigung im Kita-Tarifstreit Bielefeld (ots) - Es war eine Problemschwangerschaft, die in einer Zangengeburt endete. Doch nun ist er endlich da, der neue Tarifvertrag für die Erzieherinnen in den kommunalen Kindergärten. Aus Gewerkschaftssicht ist es ein wahrer Prachtkerl geworden: Durchschnittlich 120 Euro mehr im Monat für die Erzieherinnen, dazu erstmals eine Übereinkunft über ein Anrecht der 220 000 Beschäftigen auf individuellen Gesundheitsschutz - Verdi und GEW haben sich mit ihren Forderungen weitgehend durchgesetzt. Abertausenden Eltern dürfte ein Stein vom mehr...

  • Südwest Presse: Kommentar zu Kita-Einigung, Ausgabe vom 28.07.2009 Ulm (ots) - Eine gute Nachricht für die Eltern kleiner Kinder: Mit Streiks in Kindertagesstätten müssen sie nach den Ferien nicht mehr rechnen. Überschaubare Gehaltssteigerungen für Erzieherinnen und Verbesserungen beim Gesundheitsschutz sind beschlossene Sache. Dem Kompromiss ist monatelanges Gezerre vorausgegangen. Allein mit leeren öffentlichen Kassen lässt sich das nicht begründen. Erziehung und Bildung haben großes Gewicht - bevorzugt in Reden. Finanziell erfahren Erzieherinnen und Erzieher die Wertschätzung nicht. Mit ihren Gehältern mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht