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Neue Westfälische: Kurzarbeit, Altersteilzeit - Beschäftigungspolitik in der Krise Die große Versuchung ULRICH WALWEI

Geschrieben am 24-07-2009

Bielefeld (ots) - Kurzarbeit, Altersteilzeit -
Beschäftigungspolitik in der Krise
Die große Versuchung
ULRICH WALWEI

Ein Schrumpfen des realen Bruttoinlandsprodukts um etwa sechs
Prozent hat es in der 60-jährigen Geschichte der Bundesrepublik noch
nie gegeben. Umso bemerkenswerter ist es, dass sich der deutsche
Arbeitsmarkt gut neun Monate nach Ausbruch der Krise immer noch
erstaunlich robust zeigt.
Warum halten die Unternehmen noch immer an vielen Arbeitskräften
fest? Sie treffen eine sehr bewusste Entscheidung. Gut eingearbeitete
Stammbelegschaften mit einer Fülle wertvoller Betriebskenntnisse sind
für viele Unternehmen das wichtigste Kapital. Oft haben sie noch die
Schwierigkeiten bei der Rekrutierung zum Ende des letzten Aufschwungs
vor Augen.
Die Entscheidung, eine Unterauslastung der Kapazitäten in Kauf und
Kurzarbeit in Anspruch zu nehmen, ist aber keineswegs kostenlos.
Halten Unternehmen in der Krise an ihren Arbeitskräften fest, steigen
die Lohnkosten je produzierter Einheit. Auch die Kurzarbeit kostet
extra, weil die Betriebe selbst bei Arbeitsausfall verschiedene
Lohnbestandteile tragen müssen.
Das alles macht Sinn, solange die erwarteten Kosten einer erneuten
Stellenbesetzung bei einer verbesserten Auftragslage höher ausfallen
als die Kosten bei nicht ausgelastetem Personal. Diese Rechnung wird
aber wohl nicht mehr lange aufgehen. Ohne klare Signale für einen
kräftigen Neuaufschwung wird der Wirtschaftlichkeits- und
Wettbewerbsdruck auf die Unternehmen so stark, dass Entlassungen
unvermeidbar sein werden.
Leider gibt es in der Krise kein Patentrezept. Die
Arbeitsmarktpolitik kann die Probleme nicht alleine lösen. Sie wird
letztlich daran zu messen sein, inwieweit es ihr gelingt, Richtiges
fortzuführen und Fehler aus der Vergangenheit zu vermeiden. Die
Arbeitsmarktreformen haben den Aufschwung am Arbeitsmarkt mitgetragen
und werden auch den nächsten Aufschwung beschäftigungsfreundlicher
gestalten. Wichtig ist, Kurs zu halten.
Die Versuchung ist groß, zu populären, aber fragwürdigen Maßnahmen zu
greifen. So kann die Verlängerung der Bezugsdauer des
Arbeitslosengelds zur erneuten Verfestigung der Arbeitslosigkeit
beitragen. Auch die Wiedereinführung der Vorruhestandsmaßnahmen wäre
das falsche Signal in einer Situation, in der es unabdingbar ist,
eine alternde Gesellschaft auf eine längere Lebensarbeitszeit
vorzubereiten. Und eine massive und undifferenzierte Ausweitung
öffentlicher Beschäftigungsprogramme kann die Erholung des ersten
Arbeitsmarktes gefährden.
Nicht aus dem Blick verlieren darf man den harten Kern der weniger
gut qualifizierten und damit weniger konkurrenzfähigen Arbeitslosen.
Gerade in der Krise ist es für diesen Personenkreis besonders schwer,
Arbeit zu finden. Vor allem bei den Beschäftigung schaffenden
Maßnahmen am zweiten Arbeitsmarkt ist es jetzt wichtig, Personen mit
dem größten Problemdruck den Vorrang zu geben.

Originaltext: Neue Westfälische
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/65487
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_65487.rss2

Pressekontakt:
Neue Westfälische
Jörg Rinne
Telefon: 0521 555 276
joerg.rinne@neue-westfaelische.de


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