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Westdeutsche Zeitung: Allein Wachstum löst in China kein Minderheiten-Problem - Diskriminiert und aufgestachelt = Von Eberhard Fehre

Geschrieben am 06-07-2009

Düsseldorf (ots) - Der Auslöser war eine rassistisch motivierte
Massenschlägerei unter Wanderarbeitern in einer südchinesischen
Spielzeugfabrik - von der Welt kaum beachtet. Das Ergebnis ist ein
beispielloser Gewaltausbruch tausende Kilometer entfernt, mit
mindestens 140 Toten, mehr als 800 Verletzten und einigen hundert
niedergebrannten Geschäften.

Während Peking sich auf die Feiern zum 60. Jahrestag der
Wiederherstellung der Staatlichkeit vorbereitet, droht die westliche
Provinz Xinjiang mit ihrer starken turkstämmigen muslimischen
Minderheit der Kontrolle zu entgleiten. Xinjiang ist heute die
reichste Außenprovinz Chinas. Doch die sprunghafte wirtschaftliche
Entwicklung hat die ethnischen Widersprüche nicht wie erhofft
eingeebnet, sondern verschärft. Immer mehr Han-Chinesen suchten in
der an Bodenschätzen reichen Provinz ihr Glück, und sie waren in der
Regel erfolgreicher als die alteingesessenen Uiguren.

Chinesen kontrollieren Wirtschaft und Politik, was einen Teil des
Hasses erklärt, der sich jetzt entlud. Und was einen fruchtbaren
Boden für einen radikalen Islam bietet, der nach dem Zusammenbruch
der Sowjetunion von Tschetschenien über Usbekistan bis Afghanistan in
Zentralasien eine Renaissance erlebte. Erst diese Verbindung von
ethnischer, religiöser und sozialer Diskriminierung, aufgeheizt durch
islamische Agitatoren, macht die halbautonome Uiguren-Provinz zum
Pulverfass.

Wir sollten aber vermeiden, uns mit einem rassistischen Mob gemein
zu machen, der wahllos über alles herfällt, was auch nur entfernt
chinesisch aussieht. Die Morde an wehrlosen Passanten sind keine zu
rechtfertigenden "Verzweiflungstaten". Wer solche Art von
Mordbrennerei als "Freiheitskampf" glorifiziert, rechtfertigt nur
deren militärische Unterdrückung.

Chinas Führung weiß, dass Repression allein die Probleme nicht
wird lösen können. Ihr Glaube aber, die wirtschaftliche Entwicklung
werde sozusagen von selbst die Widersprüche glätten, hat sich nicht
erst jetzt in Xinjiang als Illusion erwiesen. Vielleicht setzt sich
in der chinesischen Führung die Erkenntnis durch, dass an ihrer
Minderheiten-Politik etwas grundsätzlich falsch läuft. Nach 60 Jahren
wäre es wohl an der Zeit.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211 / 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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