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WAZ: Kinderlärm ohne Grenzen - Das Rücksichtsgebot gilt auch für Eltern - Leitartikel von Julia Emmrich

Geschrieben am 03-07-2009

Essen (ots) - Kinder sind laut, da lässt sich nichts schön reden.
Zum Kindsein gehört das Lautsein. Sorgen muss man sich eher machen,
wenn ein Kind verdächtig ruhig ist. "Es ist so still, was ist da
los?" - die typische Elternfrage mit dem leichten Panik- flackern in
der Stimme. Wer Kinder will - und das wollen, zumindest in der
Theorie, die meisten Deutschen -, der handelt sich Lebensgeräusche
ein.

So weit, so einfach. Schwierig wird es, wenn aus der Theorie
Praxis wird. Wenn nebenan ein Spielplatz oder eine Kita gebaut wird
oder die fünfköpfige Familie in die Wohnung drüber einziehen will.
Das liegt daran, dass man heute in Deutschland ein Leben führen kann,
in dem Kinder nicht mehr auftauchen. Wer kleine Kinder weder in der
Familie noch in der Freizeit erlebt, reagiert verständlicherweise
empfindlich auf einen ganzen Spielplatz voller krähender Kleinkinder
und Größerer, die lautstark Wikingerüberfall, Ponyhofpanik oder
Autorennen spielen - und am Ende auch noch aus Familien kommen, wo es
nur zwei Lautstärken gibt: Brüllen oder Schweigen. Aber auch die
anderen wollen gerne mal ihre Ruhe haben. Man glaubt es kaum, aber
sogar Eltern sind froh, wenn sie auf dem Balkon sitzen können und
nebenan ist gerade mal kein Kinderbrüllfest.

Jetzt, da der Bundestag die Lärmschutzhürden für Kitas und
Spielplätze kippen will und für die "natürlichen Geräusche" von
Kindern ein besonderes Toleranzgebot der Gesellschaft anmahnt, muss
man sich entscheiden. Entweder nickt man reflexartig in Richtung der
kinderlosen Mitmenschen und schiebt noch nach: "Regt euch nicht so
auf, ihr wart als Kinder genauso laut." Oder man wird ausnahmsweise
selbst mal ganz still und hört sich um.

Denn mit den "natürlichen Geräuschen" ist das so eine Sache. Wer
einmal zugehört hat, wie ein Kind einen ganzen Nachmittag lang mit
dem Basketball Körbe werfen übt, oder wie sich ein Trupp Fünfjähriger
in präpotentem Größenwahn angrölt, oder wie oben in der Wohnung ein
Bobbycar sein Tagespensum von zehn Kilometern abnudelt, der hat auf
einmal ein sehr enges Verständnis von "natürlich".

Bitte mal erinnern: Wenn das Baby schläft, sollen alle still
sein. Und später? Wer ermahnt seinen Drittklässler, die Mittagsruhe
einzuhalten? Oder vor sieben und nach zehn Uhr keinen Radau zu
machen? Rücksichtsnahme ist eine Sache, die Eltern immer lauthals
fordern. Oft vergessen sie aber darüber selbst das Rücksichtnehmen.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de


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