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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Horst Köhler

Geschrieben am 24-05-2009

Bielefeld (ots) - So unspektakulär, wie in einem Superwahljahr
überhaupt möglich, ist Horst Köhler als Bundespräsident im Amt
bestätigt worden. Der hauchdünne Stimmenvorsprung und die
hinreichende Geschlossenheit der Lager hat ihn am Samstag durchatmen
lassen. Am Sonntag schon konnte ihm das Ergebnis egal sein.
Denn Köhler muss wechselnde Mehrheiten in den kommenden fünf Jahren
nicht fürchten. Er hat nicht einmal seinen Unterstützern besondere
Schonung zu gewähren, weil eine dritte Amtszeit qua Gesetz
ausgeschlossen ist.
Inmitten einer tiefen Krise und vor großen Herausforderungen muss
Köhler einzig dem Volk dienen - und das schätzt ihn mehr und
unverstellter als alle Vorgänger von »Papa« Theodor Heuss bis zu
»Bruder« Johannes Rau. Horst Köhler findet sich persönlich wie
politisch in bester Verfassung. Nicht als Gutmensch, wohl aber als
Vordenker der Gutwilligen im Lande dürfen wir uns auf eine noch etwas
sicherere und in Nuancen anstoßendere Amtsführung freuen.
Hinter der präsidialen Dimension der Wahl durch die Bundesversammlung
wurde am Samstag sofort auch deren parteipolitische Inanspruchnahme
deutlich. Mit dem Wort vom »klaren Signal für Schwarz-Gelb«
kommunizierten Angela Merkel, Horst Seehofer und Guido Westerwelle in
einem gemeinsamen Presseauftritt nichts als Wunschdenken.
Das unangemessene Auftrumpfen hatte sogar einen Vorlauf. Nämlich jene
hochpeinliche Protokollpanne, als der gespannt wartenden Versammlung
zunächst Musiker und dann auch noch halbverdeckte Blumensträuße
Köhlers Sieg verrieten.
Die einen tuschelten »habemus papam«, die anderen konnten der
solcherart vorgeführten Verliererin Gesine Schwan nichts ersparen -
weder mit versteinerten Mienen noch mit kleinen Albernheiten. Die
Kandidatin nicht einmal aller 514 rot-grünen Wahlleute musste mehr
Bitterkeit hinnehmen, als demokratische Wahlen stets für die
Unterlegenen bedeuten. Das war unwürdig.
Allein Horst Köhler kartete nicht nach, wenngleich ihm der zumindest
von seinen zwei Mitbewerbern veranstaltete Wahlkampf kaum gefallen
haben dürfte.
Der Bundespräsident dürfte demnächst also etwas mehr auf Distanz zur
Tagespolitik gehen. Schon seine am Wochenende demonstrierte Sympathie
für mehr Mitsprache des Volkes zeigt, wohin die Reise geht. In seiner
Ansprache vor der Bundesversammlung setzte Köhler die Linie aus dem
Festvortrag zum 60. Geburtstag der Bundesrepublik fort. Wer genau
hinhörte, fand interessante Hinweise. Sogar die vielfach geäußerte
Hoffnung auf die Überarbeitung oder gar Neufassung des Grundgesetzes
könnte in den kommenden Jahren zu seinem Projekt werden.
Es geht nicht um schnelle Ergebnisse, wohl aber darum, die klügsten
Köpfe aus der bundesdeutschen Enkelgeneration miteinander ins
Gespräch zu bringen. Wer, wenn nicht der Bundespräsident, wäre
geeignet, die Ideenfindung zu moderieren.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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