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Westdeutsche Zeitung: G 20-Gipfel = Friedrich Roeingh

Geschrieben am 01-04-2009

Düsseldorf (ots) - Barack Obama wird manche seiner Qualitäten noch
unter Beweis stellen müssen. An seinen diplomatischen Fähigkeiten
aber gibt es inzwischen keinen Zweifel. So steht für den
amerikanischen Präsidenten ein harmonischer Abschluss des G
20-Gipfels über allem. Zu groß sind die Probleme der Weltwirtschaft,
als dass sich die alten Industriemächte und die aufstrebenden
Wirtschaftsnationen ein Scheitern leisten könnten. Das gilt für die
Frage nach den richtigen Kontrollmechanismen gegen entfesselte
Geldmärkte ebenso wie für die Bekämpfung des dramatischen
Wirtschaftsabschwungs.
Die Ankündigung Obamas, auf dem Gipfel nicht über Konjunkturprogramme
streiten zu wollen, sagt allerdings wenig über die tatsächliche
Haltung der Amerikaner aus. So hat es der US-Präsident der OECD und
dem japanischen Ministerpräsidenten überlassen, Deutschland und
Europa für die angeblich mangelhafte Bereitschaft zu einer noch
stärker ausufernden Verschuldung zu schelten. Merkel, Sarkozy und Co.
aber tun gut daran, für eine Restsolidität in der Schuldenpolitik
einzutreten.
Sie haben allen Grund dazu. Zum einen gehört Deutschland zu den
Ländern, die sich bereits am stärksten engagieren. Die
Konjunkturpakete liegen mit 3,5 Prozent der Wirtschaftsleistung
zweier Jahre nur knapp hinter dem amerikanischen Wert von 3,8
Prozent. Nimmt man die Milliardenleistungen für die weltweit
beispiellosen Sozialleistungen hinzu (Kurzarbeitergeld,
Arbeitslosengeld und Sozialhilfe), wird sich kaum ein Land finden,
das so stark gegen die Krise anfinanziert.
Auf der anderen Seite weist der deutsche Finanzminister zurecht auf
das enorme Inflationsrisiko hin, das die Billionenprogramme zur
Stützung der Banken und der Konjunktur bergen. Diese Sorge ist nicht
nur im historischen Trauma der Geldentwertung begründet, mit der
Europa die Weltwirtschaftskrise Ende der 20er Jahre bezahlt hat.
Solange der US-Dollar die weltweite Leitwährung ist, werden die
Vereinigten Staaten ihre Überschuldung später mit einer
Geldentwertung abtragen - auf Kosten der chinesischen Dollar-Reserven
und der deutschen Exportwirtschaft. Solche fundamentalen
Interessengegensätze dürfen auch durch die gewollte Harmonie der
Krisendiplomatie nicht zugekleistert werden.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
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Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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