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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Merkel/Opel

Geschrieben am 31-03-2009

Bielefeld (ots) - Seit einem Jahr war Angela Merkels Besuch bei
Opel geplant. Wohl als Ausweis besonderer Weitsicht betonte sie
diesen an sich unerheblichen Punkt gestern in Rüsselsheim in ihrer
gerade 15-minütigen Rede, die kaum mehr als ein besseres Grußwort
war. Jenen, die ihr Kneifen vorausgesagt hatten, hielt sie keck
entgegen: Seht her, ich bin doch da!
Es half alles nichts. Frank-Walter Steinmeier hatte ihr am Vorabend
die Wurst vom Butterbrot genommen. Die Kanzlerin bot die bekannten
Bürgschaften, der Kanzlerkandidat aber brach Tabu wie Regierungsräson
und stellte den Opelanern eine staatliche Beteiligung in Aussicht.
Das Spiel heißt Hase und Igel, wurde jahrelang von Lafontaine mit
den Sozis gespielt und weist mit dem Näherrücken des Wahltermins
immer öfter der Union die Hasenrolle zu.
Steinmeier als Mister Abwrackprämie, Steinmeier als Co-Autor der
»sozialdemokratischen Antworten zur Finanzmarktkrise« und jetzt
Steinmeier als Erfinder der Task-Force Opel Europa. Auch wenn es
niemand im politischen Berlin bestätigt, die Kanzlerin wusste vom
jüngsten Coup ihres Vizekanzlers bis Dienstagabend rein gar nichts.
Zeitgleich beklagte Franz Müntefering, der längst die Rolle des bad
guy (bösen Buben) übernommen hat, »unzureichendes Tempo« der Union
auf den Baustellen Steuerhinterziehung, Managergehälter, Jobcenter.
Die Nervosität in der Union, insbesondere kaum noch zu zügelnde
CDU-Ministerpräsidenten bestärken Müntefering in seiner Strategie
Merkels Problem ist Steinmeiers schlüssiges Konzept. Und so kann's
gehen: Die Bundesregierung, vier Bundesländer, die OpelBeschäftigten,
das Management und Opel-Händler beteiligen sich mit »50 plus eins« an
Opel-Europa, alle sprechen mit einer Berliner Stimme und 2,6
Milliarden Euro sind auch noch drin. Denn: genauso teuer würde die
Totalpleite für die Volkswirtschaft auch. Während noch Details für
die Zukunft mit General Motors und anderen Beteiligten ausgehandelt
werden, läuft die Suche nach einem privaten, langfristig orientierten
Investor für Opel. Unwiderstehlich und alle Maximalforderungen
erfüllend.
Das lässt die Linie erkennen, an der entlang die Sozialdemokraten die
Union bis zum Wahltag treiben werden. Seien wir gewiss: Es kommen
weitere Vorstöße und stets wird die Kanzlerin abwarten und sammeln,
die aktivere Hälfte in der Koalition aber nach vorne streben.
Dabei geht es im Kern um den zweiten Fall von Verstaatlichung und
schon dräuen die nächsten Ausnahmen, die dann keine mehr sind:
Schaeffler, Schiesser, Thyssen-Krupp, die Chemie...
Keine Frage: Was in dieser Krise an Industriearbeitsplätzen abgebaut
wird - ob bei Autozulieferern in Ostwestfalen, auf den Werften oder
sonst wo - all das wird im nächsten Boom in Fernost wieder aufgebaut.
Was jetzt verloren geht, ist für immer verloren. Wahlkämpfer, die
sich dieser Dramatik entziehen, haben schon verloren.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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